Leserbrief: Wortklauberei

Über 40 Jahre lang gehörte ich zur rheinland-pfälzischen „Justizfamilie“ (so der frühere Justizminister Cäsar), die meiste Zeit davon als Richter. Ich habe Loyalität gegeben und erhalten. Heute bin ich froh, nicht mehr dazuzugehören. Wie soll ein Richter im alltäglichen Geschäft Respekt für seine Entscheidungen erwarten können, wenn sein oberster Dienstherr per Urteil eines Obergerichts (Bundesverwaltungsgericht) des Rechtsbruchs überführt ist und mit – teils auch noch unrichtigen – peinlichen Argumenten und Wortklaubereien sich an sein Amt klammert? Ich glaube, dass die derzeitige Landesregierung in Mainz in Deutschland die einzige Regierung ist, die (sich) einen solchen Minister hält. Ein ganzer Berufstand wird in Misskredit gebracht. Wie lautet das Motto der Landesregierung? „Wir machen es einfach!“ – also: Wir bleiben einfach. Im Lichte dieser Affäre wirken die Verfehlungen des Abgeordneten Billen, wird er nun strafrechtlich belangt oder nicht, nahezu lächerlich nebensächlich.

Werner von Schichau, Bitburg
Direktor des Amtsgerichts a.D.

Anm.d.Red.: Wortklauberei ist die beabsichtigte beziehungsweise unbeabsichtigte einseitige und kleinliche Auslegung von Begriffen, Texten und Wörtern, durch die deren Sinn auf ihre ursprüngliche Bedeutung reduziert wird. Wortklauberei ignoriert somit in der Regel durch engstirniges, pedantisches Denken die im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgerte Verwendung von Begriffen oder ihren sich in einem bestimmten Zusammenhang ergebenden Sinn (siehe auch Syntax). Beispielsweise ist das Wort „astrein“ ein Begriff aus dem Tischlerhandwerk und bezeichnete ursprünglich qualitativ hochwertige Bohlen beziehungsweise Bretter. In der heutigen Umgangssprache wird das Wort jedoch kaum noch im Zusammenhang mit Gegenständen aus Holz gebraucht, sondern wird verwendet, um auszudrücken, dass etwas oder jemand „in Ordnung“ oder „sehr gut“ ist. Wortklauber würden die metaphorische, im übertragenen Sinne, gemeinte Bedeutung des Wortes leugnen beziehungsweise nicht wahrnehmen. Letzteres trifft häufig auf Personen mit Asperger-Syndrom oder anderen leichten Formen von Autismus zu. In extremen Fällen kann Wortklauberei abstoßend und beleidigend wirken.

Quelle: Wikipedia
 

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