Eifel-Querdenker

Vorweg: Das neue Buch von Wilkhelm Hahne: „Skandal? – „Nürburgring 2009 – Affäre? habe ich noch nicht gelesen. Fakt ist, es wird noch immer mit aller Macht gegen die Aufklärung der Bevölkerung gekämpft. Für den Nicht-Eifeler mag es sich so darstellen, das nur ein paar Eifeler-Querdenker gegen das, was am Nürburgring geschehen ist (und noch geschieht) wettern. Doch der Bevölkerung fehlt schlicht ein „Sprachrohr“, um in der Öffentlichkeit gehört zu werden. Dieser Meinung bin ich schon lange, aber noch nie hat es mir so sehr gefehlt wie beim Nürburgring 2009. Keines der regionalen Tages- oder Wochenblätter – die Eifel-Zeitung ausgenommen – ist bereit, kritische Berichte zu veröffentlichen.

Freilich beschränkt sich die Schönschreiberei nicht nur auf die Nürburgring-Affäre, in diesem Falle empfinde ich diesen Gefälligkeitsjournalismus jedoch als persönliche Beleidigung der „ach so dummen“ Eifelbevölkerung. Gedeckelt von der lokalen Politik, welche die erwähnten Crème-fraîche-Blätter  (wie die ZEIT einst so treffend formulierte) als Bekanntmachungsorgane küren und ihnen damit jegliche Pressefreiheit aberkennen. Zensur vermutet manch einer überall, nur nicht bei uns. Falsch gedacht. Darüber spricht man nicht, offiziell stimmt das auch nicht – doch die Berichterstattung lässt auch keine gegenteiligen Rückschlüsse zu (und meine eigene Erfahrung schon mal garnicht).

So gab Frau Julia Klöckner (CDU) im „Blick aktuell“ ein Interview zur Affäre Nürburgring. Der Inhalt ist nicht weiter erwähnenswert, denn außer allseits bekannten Floskeln und Feststellungen, gab es nichts Neues zu lesen. Wie in der Politik üblich, wurden statt konstruktiver Kritik, einfach nur kritische Worte abgedruckt. Um ein kompetentes, fundiertes Interview geben zu können, hätte Frau Klöckner sich erst einmal umfassen (vor Ort?) informieren oder sich Ihr Buch zu Gemüte führen sollen. Offensichtlich tat sie keines von beidem.

Nun funktioniert die Kommunikation der Eifeler unter sich, ja bekanntermaßen hervorragend. Mir persönlich waren durch Mund-zu-Mund bzw. durch Hörer-zu-Hörer-Propaganda, enorm viele Leserbriefe bekannt, die von der Leserschaft (darunter auch von mir) zu diesem Interview verfasst worden sind. Doch allein die Stellungnahme des Herrn Clemens Hoch (SPD), wurde von der Redaktion als veröffentlichungswürdig angesehen. Wie nicht anders zu erwarten, versucht Herr Hoch das Projekt Nürburgring 2009 wieder ins rechte Licht zu rücken. Er kritisiert unter anderem, dass durch Frau Klöckners unbedarfte  Äußerungen, vorhandene Ängste in der Region bewusst geschürt und ein Scheitern des neuen Geschäftsmodells heraufbeschworen werde.

Zum einen brauchen die Ängste in der Region nicht mehr geschürt zu werden, sie sitzen fest. Aber dass es möglich sein soll, das Scheitern eines Geschäftsmodells heraufzubeschwören, klingt schon sehr nach Aberglauben. Doch: woran soll man beim Nürburgring 2009 schon noch glauben. Als Pluspunkt für das Gigaprojekt, zieht Herr Hoch die gestiegenen Übernachtungszahlen der Region heran. Dabei verliert er aus den Augen, dass seine Kenntnisse wohl auf statistischen Zahlen beruhen.

Einen hohen Prozentsatz der Übernachtungsgäste, stellen seit Beginn der Bauarbeiten, die Bauunternehmen und Handwerker. Mir sind nicht wenige private Unterkünfte bekannt, die inzwischen weit über einem Jahr ausschließlich Monteure beherbergen. Diese werden statistisch jedoch nicht separat aufgeführt. So werden Zahlen weiterhin missbraucht, um die Eifeler dumm zu halten.

Der Eifeler an sich ist heute alles andere als dumm, nur bekommt es keiner mit – ideale Voraussetzungen für unsere cleveren (?) Landespolitiker.

Claudia Linke, 56745 Bell
(früherer Wohnort: Adenau)

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