Rolf Geisen aus Wittlich

Es gibt ein Stück der Rockgruppe Police mit dem Titel „Born in the Fifties“! Dieses Stück spiegelt für Rolf Geisen ein bestimmtes Lebensgefühl wider, dass stark mit seiner Heimatstadt Wittlich, dem Elternhaus und seinen früheren (und auch noch jetzigen) Freunden und Bekannten verbunden ist.  Rolf Geisen wurde 1954 in Wittlich geboren und sollte eigentlich das elterliche Geschäft übernehmen. Er hat hier eine zweijährige Ausbildung absolviert und wurde in dieser Zeit für seine spätere Tätigkeit geprägt, die ihm seine ersten praktischen Erfahrungen über den Zusammenhang von Hygiene und Lebensmittelqualität vermittelte. Allerdings konnte er sich nach der Ausbildung nicht vorstellen, den elterlichen Betrieb weiterzuführen, obwohl viele Bekannte ihn zu überzeugen versuchten: „Gegessen wird immer!“.

Diese Aussage stimmt zwar, aber von welcher Ebene man die Lebensmittel betrachtet, kann sehr unterschiedlich sein. Rolf Geisen ist den Fragen und Aspekten der Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelmikrobiologie in seinem weiteren Werdegang treu geblieben. Nach seiner Lehre studierte er an der Fachhochschule Lippe Lebensmitteltechnologie  und befasste sich während seiner Abschlussarbeit mit dem kulturellen Nachweis von Hefen und Milchsäurebakterien in Lebensmitteln. Nach dem Abschluss als Diplom-Lebensmitteltechnologe entschloss sich Rolf Geisen, ein Studium der Biologie mit dem Schwerpunkt Mikrobiologie anzuschließen, um noch tiefere Kenntnisse der Mikrobiologie zu erlangen. Sein Lehrer an der Universität Kaiserlautern war Professor Plapp, ein Schwabe. Immer wenn Rolf Geisen während seiner Diplomarbeit ein gutes experimentelles Ergebnis lieferte, sagte Herr Plapp „Herrschaftszeiten, die Eifeler!“.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Zur Promotion wechselte Geisen dann an die Universität Heidelberg. Hier arbeitete er in der Arbeitsgruppe von Prof. Fuchs sehr grundlagenorientiert auf dem Gebiet der Molekularbiologie über die Regulation der Proteinsynthese in Bakterien. Prof. Fuchs riet ihm, seine weitgespannten Erfahrungen von praktischen Aspekten der Lebensmittelsicherheit bis zu entsprechenden wissenschaftlichen molekularen Fragestellungen zusammenzuführen. Genau diese Erfahrungen wurden in der damaligen Bundesforschungsanstalt für Ernährung, heute Max Rubner Institut, gesucht. Das Max Rubner Institut befasst sich mit Problemen der Ernährung und Lebensmittelsicherheit. Dieses Institut suchte einen Mikrobiologen, der das Vorkommen und die Physiologie von Schimmelpilzen auf Lebensmitteln untersuchen sollte, um Konzepte zur Vermeidung des Schimmelpilzwachstums zu entwickeln. Da Rolf Geisen während seiner gesamten vorherigen wissenschaftlichen Tätigkeit mit Bakterien gearbeitet hat, fiel es ihm zunächst schwer, diese Aufgabe zu übernehmen, aber seine Frau unterstütze ihn mit dem Hinweis: „Vielleicht sind es Deine Glückspilze!“. Rolf Geisen spezialisierte sich daraufhin auf das Thema der Mykotoxinbildung durch lebensmittelrelevante Schimmelpilze. Mykotoxine sind giftige Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die für die Lebensmittelsicherheit eine entscheidende Rolle spielen.

Mit diesem Thema habilitierte er sich an der Universität Karlsruhe (heute KIT, Karlsruhe Institut für Technologie). Er vertritt heute als Professor das Lehrgebiet „Molekulare Lebensmittelmykologie“ am Lehrstuhl für angewandte Mikrobiologie (Die Mykologie ist die wissenschaftliche Lehre von den Pilzen). Er ist in internationale wissenschaftliche Netzwerke zur Mykotoxinforschung eingebunden und wird daher zu zahlreichen Vorträgen auf internationalen Tagungen europa- und weltweit eingeladen. Seine Forschungsergebnisse wurden in internationalen wissenschaftlichen Zeitschriften oder Buchkapiteln veröffentlicht. Er selbst ist im „Editorial Board“ mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften.  Die Arbeiten seines Teams wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet und teilweise patentiert. Aufgrund des häufig auch direkt erkennbaren praktischen Bezugs seiner Arbeiten, wurden über die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe auch in überregionalen Tageszeitungen, sowie verschiedenen Wissenschaftssendungen im Fernsehen berichtet.

Rolf Geisen ist mit Wittlich und der Eifel verbunden geblieben. Bilder des Malers und Wahl-Wittlichers Anton Scheuritzel  mit verschiedenen Wittlicher Motiven und des Eifelmalers Klaus Fisch mit Motiven aus der Eifel halten in Karlsruhe die Verbindung wach. Seit mehr als dreißig Jahren trifft er sich einmal im Jahr mit einigen Freunden aus Wittlich zu einem kulinarischen Wochenende, denn wie  schon gesagt: „Gegessen wird immer“!

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