Robert Bootz

Das Zisterzienserkloster Himmerod ist in seiner vielhundertjährigen Geschichte von vielen würdigen Persönlichkeiten aus nah und fern geführt worden.

Erstaunlicherweise kam gerade derjenige Abt, der nicht nur durch seine außerordentlich lange Amtszeit als bedeutendster angesehen wird, aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Robert Bootz aus Großlittgen. 1650 als drittes Kind des Klosterdieners Matthias Bootz und dessen Ehefrau Helena Heck geboren, war Bootz nicht nur durch die Tätigkeit seines Vaters, sondern auch über die mütterliche Familie dem Kloster eng verbunden. Angehörige dieser Heck-Familie bewirtschafteten bis zur Auflösung des Klosters zahlreiche Himmeroder Höfe; viele Südeifler sind über Vorfahren aus der Familie Heck mit Abt Bootz genealogisch verbunden.

Für den Sohn des Klosterdieners stand schon früh fest, dass auch er ein Leben im Zeichen zisterziensischer Frömmigkeit führen wollte. Bereits mit 18 Jahren trat er in das Kloster ein und wurde dort zum Priester ausgebildet.

Nach der Priesterweihe 1674 entwickelte sich der keineswegs weltfremde Eifler rasch zum kenntnisreichen Hausgelehrten des Klosters. Abt Johannes X. Post (1654–1685) beauftragte ihn mit der Neuordnung zweier zentraler Stätten Himmeroder Bildung: Archiv und Bibliothek. Bei dieser archivalischen Tätigkeit erwarb sich Bootz umfangreiche historische und juristische Kenntnisse. Wie Abt Post war auch Bootz eifrig darauf bedacht, die durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Verhältnisse des Klosters neu zu ordnen. Als Abt Johannes starb, traute der Konvent dem erst 35-jährigen Subprior Bootz zu, den Wiederaufbau Himmerods kraftvoll fortzusetzen. Bereits im ersten Wahlgang wurde der Mann aus Großlittgen zum neuen Abt gewählt. Diese Wahl erwies sich als richtig. 1688 konnte der noch von dem aus Lieser stammenden Abt Glabus begonnene Klosterneubau vollendet werden, wobei Bootz auch ein Krankenhaus für den Konvent und neue geräumige Wirtschaftsgebäude errichten ließ.

Auf Abt Robert geht ebenso die Kapelle zu Ehren des seligen David im Seitenschiff zurück wie die 1695 erfolgte Errichtung einer wertvollen Orgel. Sicherlich hätte der baufreudige Barockabt noch manche Projekte mehr verwirklicht, wenn die Umstände günstiger gewesen wären und das Land von der aggressiven Politik des französischen Sonnenkönigs Ludwigs XIV. verschont geblieben wäre.

Um den umfangreichen Besitz des Klosters, insbesondere die zahlreichen Höfe, kümmerte sich Bootz erfolgreich und ungewöhnlich intensiv; die Wirtschaftsbücher (Kopiare) führte er teilweise persönlich. Sein Tätigkeitsgebiet umfasste nicht nur die Südeifel. Schon 1687 wurde er Generalvikar der Zisterzienser für ganz Niederdeutschland. Ihm oblag schließlich die Aufsicht über mehr als 40 Klöster bis weit nach Westfalen und Sachsen hinein. In diesem Amt legte er beschwerliche Reisen zurück und führte einen umfangreichen Schriftverkehr – sogar mit dem König von Preußen.

Mit den organisatorischen Fähigkeiten des Abtes ging eine ungewöhnliche Begabung und Neigung als Gelehrter einher. Als Lebenswerk des Historikers Bootz kann man seine umfangreiche quellenkritische Klostergeschichte ansehen. In diesem Werk werden in chronologischer Reihenfolge die zu den einzelnen Himmeroder Äbten gehörenden Urkunden sorgfältig aufgeführt. Von dem „in recht gutem Latein geschriebenen“ Geschichtswerk (so 1860 der Landscheider Professor Jakob Marx) waren die angesehenen französischen Kirchenhistoriker und Benediktiner Martène und Durand ebenso beeindruckt wie von der Persönlichkeit des Abts, den sie durch Korrespondenz und persönlich bei einer Reise in das landschaftlich so schön gelegene Himmerod kennenlernten. Sie würdigten den „ausgezeichneten Mann“ als „begeisterten Freund der Wissenschaften“.

Die französischen Gelehrten profitierten bei ihrem Forschungsaufenthalt in Himmerod von der ordnenden Arbeit, die sich Bootz mit der wertvollen Klosterbibliothek gemacht hatte. Bootz ließ die Bücher in naturfarbenes Schweinsleder gleichmäßig neu einbinden und auf dem Rücken mit einheitlichen Titeletiketten versehen – unübersehbare Indizien für die Hochschätzung, die der Eifler den alten Schriften entgegenbrachte. 

Als Abt Bootz im Marienmonat Mai 1730 starb, ging für das Kloster eine Epoche zu Ende. Der sorgfältig restaurierte Grabstein mit seinem Porträt lässt das hohe Ansehen ahnen, dass sich dieser große Sohn der Kirche erwarb.

Verfasser: Gregor Brand

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