Marie-Luise Conen aus Lösnich – International bekannte Familientherapeutin

Dr. Marie-Luise Conen wurde 1949 als erstes Kind in Lösnich an der Mosel geboren. Ihre Eltern wuchsen beide in Lösnich auf, wo ihre Großelternfamilien teilweise seit ca. 1680 lebten. Als ihr Vater 1948 aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, fand er als Maschinenschlosser keine entsprechende Arbeitsstelle. Ab 1953 war er schließlich für eine namhafte Maschinenbaufirma in Düsseldorf tätig. 1956 – kurz vor ihrer Einschulung – konnte die Mutter mit den drei Kindern nachziehen. Nach acht Jahren Volksschule und zwei Jahren auf der Handelsschule begann sie zunächst bei der Stadt-Sparkasse Düsseldorf eine Banklehre, die sie nach 2 ½ Jahren erfolgreich abschloss. Von 1971-1974 folgte der Besuch des Düsseldorfer Abendgymnasiums, eine, wie sie meint, der härtesten Zeiten in ihrem Leben.


Mit bestandenem Abitur ging Marie-Luise Conen nach Berlin und studierte zunächst Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Sozialpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Berlin. Als begeisterte, lernhungrige und engagierte Studentin schloss sie 1980 dieses Studium mit Erfolg ab (Abschluss Diplom-Pädagogin). Zwischendurch zog es sie in die USA, einem Land, zu dem sie sich seit ihrem dreizehnten Lebensjahr aufgrund einer Brieffreundschaft – nun seit fast 60 Jahren bestehend – hingezogen fühlte. Es gelang ihr, eines der begehrten Fulbright Stipendien zu erhalten. Ihr Studienjahr brachte sie an die Temple University, Philadelphia, eine Millionenstadt mit vielen sozialen Problemen, Abschluss mit einem Master of Education. Marie-Luise Conen beschreibt dieses Jahr als eines der wichtigsten Jahre ihres Lebens. Nach einem weiteren Abschluss als Diplom-Psychologin) promovierte sie an der Freien Universtität Berlin zu ihrem Herzensthema war: „Elternarbeit in der Heimerziehung“.

Es folgte die Gründung eines eigenen Fort- und Weiterbildungsinstituts (Context-Institut für systemische Therapie und Beratung) und ab 1989 in Berlin das regelmäßige Angebot dreijähriger Weiterbildungskurse in Familientherapie.

Sie engagierte sich seit Ende ihres ersten Studiums stets auch in Fachverbänden für eine qualitätsvolle und kompetente Arbeit mit Familien und war von 1993 bis 2000 Vorsitzende der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Familientherapie, die sie 2000 hin zu einer Fusion mit einem weiteren Verband führte. Dieser neue Verband ist heute ein über 9000 Mitglieder umfassender Fachverband (DGSF). In diesem Feld spielt sie eine richtungsweisende Rolle, vor allem in Bezug auf die Arbeit mit sogenannten „Multiproblemfamilien“. Sie gilt als Begründerin der „Aufsuchenden Familientherapie“ in Deutschland. Marie-Luise Conen gehört zu den drei bekanntesten Frauen der Familientherapie in Deutschland. Dazu beigetragen haben u.a. ihre zahlreichen Veröffentlichungen wie Fachbücher und in Fachzeitschriften, sowie Interviews in Radio und Fernsehen. Sie hält seit 40 Jahren bundesweit Vorträge und führt Seminare durch, deren Inhalte häufig neue Impulse im Feld gesetzt haben, wie z. B. ihre – gemeinsam mit einem der weltweit wichtigsten Familientherapeuten Gianfranco Cecchin – entwickelten Ideen zur Arbeit mit „unmotivierten“ Klienten.

2017 war sie im Rahmen der Anhörungen zum neu zu gestaltenden Kinder- und Jugendhilfegesetz – SGB VIII – im Familienausschuss des Bundestages als Sachverständige eingeladen und konnte erleben, wie ihre Ideen von Eltern- und Familienarbeit in einer Reihe von Aspekten Gehör fanden.
Neben ihren beruflichen Aktivitäten forscht sie seit über 20 Jahren zu Juden von der Mosel (u.a. Buchveröffentlichung „Jüdische Familien von der Mittelmosel) und hat gerade ein Buch über einen jungen jüdischen Wissenschaftler und SPD-Aktivisten aus Traben-Trarbach beendet. Ihre zahlreichen Kontakte zu Nachfahren führten dazu, dass sie sich mit dafür engagierte, in Lösnich einen Gedenkstein in Erinnerung an die ermordeten Juden zu errichten. Zu ihrem Forschungsinteresse haben sicherlich zwei Aspekte beigetragen: zum einen ihre Geburt in einem ehemaligen jüdischen Haus und zum anderen dass ihr mütterlicher Großvater fünf Jahre KZ-Haft u. a. in Sachsenhausen überlebte.

Daneben ist sie eine begeisterte Ahnenforscherin und veröffentlichte u. a. ein Ortsfamilienbuch von Lösnich und Erden, das über 11.000 Personen enthält. Ihre diversen eigenen Familienstammbäume gehen zurück bis 1680. Ihre zahlreichen Reisen in viele Länder aller Kontinente sind immer von einem großen Interesse daran geprägt, wie „ticken dort Familien“, in den USA auch immer verbunden mit Forschungen zu ausgewanderten Moselanern.

Kurz vor der Pandemie trat sie in den „Unruhestand“ und hält sich häufig im „Vaterhaus“ in Traben-Trarbach auf. Sie liebt das Wandern und genießt die herrlichen Ausblicke ins Moseltal, hier tankt sie auf auch für weitere Schreibprojekte, die sie noch verwirklichen möchte.

 

 

 

 

 

 

 

 

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