Leopold Joseph Graf Daun

Der 1705 in Wien geborene Reichsgraf Daun zählt als Feldherr und Militärreformer zu den illustren Persönlichkeiten der österreichischen Geschichte. Aber sein Name trügt nicht: die Wurzeln seiner Familie liegen in der Eifel. Jahrhundertelang herrschte Leopolds Adelsgeschlecht von der Dauner Burg aus unter der Oberhoheit des Trierer Kurfürsten über zahlreiche Ortschaften im Eifel-Mosel-Raum. Der Weggang nach Wien erfolgte erst mit Leopolds Großvater Wilhelm Johann (1621–1706), der als Feldmarschall die Reihe der großen Militärs aus dieser Familie begründete.

Leopold, Sohn des Feldmarschalls Wirich Philipp Graf Daun (1669–1741), war nach den standestypischen Karriereplanungen für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen. Aber es zeigte sich früh, dass es den Offizierssohn nach Neigung und Begabung wie so viele Verwandte zum Militär zog. Sein Vater ließ ihn daraufhin in dem von ihm geführten Infanterieregiment ausbilden. Teils wegen der väterlichen Unterstützung, teils aufgrund seiner Fähigkeiten machte Leopold schnell Karriere als Offizier. Mit 22 Jahren war er Oberst, mit 26 wurde er Kommandant seines Regiments.

In jener Epoche führte die europäische Großmacht Österreich nahezu pausenlos Krieg. In den 1730er Jahren konnte sie sich im Westen nur mühsam französischer Angriffe erwehren, hinzu kam auf dem Balkan der Dauerkonflikt mit dem Osmanischen Reich. Leopold – seit 1737 General – war auf beiden Kriegsschauplätzen an führender Stelle und an vorderster Front zu finden. Im Juli 1739 wurde er im Kampf gegen die überwiegend siegreichen Türken vor  Belgrad schwer verwundet.

Die beiden nächsten Jahrzehnte wurden vor allem durch den erbitterten Machtkampf zwischen Österreich und Preußen geprägt. Die aggressive Außenpolitik des neuen preußischen Königs Friedrich II. führte ab 1740 zu den beiderseits verlustreichen Schlesischen Kriegen. Aber auch an weiteren europäischen Kriegsschauplätzen kämpften österreichische Truppen und fast überall dort war Graf Daun im Kriegseinsatz. Die Niederlagen der Österreicher gegen Franzosen, Türken und Preußen zeigten ihm, dass das österreichische Militär dringend der Reform bedurfte. Im kleinen Maßstab setzte er dies 1739 für sein Regiment in einer Weise um, die der neuen Herrscherin Maria Theresia imponierte. Graf Dauns Einfluss auf Maria Theresia stieg weiter, als er 1745 mit der Gräfin Maria Josepha von Fuchs eine ihrer engsten Vertrauten heiratete. Aus Graf Leopolds Ehe gingen drei Kinder hervor, durch die daunisches Erbe bis heute vor allem in zahlreichen Adelsfamilien fortlebt. Maria Theresia ließ unter Dauns Führung ein effektives Reformprogramm erarbeiten: das „Regulament und Ordnung des gesamten kaiserlich-königlichen Fuss-Volcks von 1749“. Der eiserne Ladestock wurde eingeführt, Manöver und Ausbildung intensiviert. „Das sind nicht mehr die alten Österreicher“, stellte der Preußenkönig 1756 verwundert fest. Auf Dauns Vorschlag hin war zudem 1751 die Theresianische Militärakademie gegründet worden, die älteste heute noch bestehende Ausbildungsstätte für Offiziere weltweit.

Als 1756 mit dem Eindringen der Preußen in Sachsen der Siebenjährige Krieg begann, entbrannte ein neuer europäischer Großkrieg. Die kaiserlich-österreichischen Truppen siegten unter Feldmarschall (seit 1754) Graf Daun in zwei berühmten Schlachten gegen die Preußen: 1757 bei Kolin, 1758 bei Hochkirch. Allein bei diesen Kämpfen gab es fast 40 000 Tote und Verwundete, aber der Krieg war damit noch lange nicht entschieden. Bei der österreichischen Niederlage von Torgau im Spätherbst 1760 wurde Daun schwer verwundet. Obwohl er fortan stark unter den Verletzungsfolgen zu leiden hatte, übernahm er 1762 das Amt des Hofkriegsratspräsidenten. Von diesem Planungszentrum aus reformierte er die gesamte österreichische Heeresstruktur so umfassend, dass damit „eine neue Ära“ (Martin Prieschl) einsetzte. Noch umfassendere Maßnahmen des brillanten Organisators und Schöpfers des österreichischen Generalstabs verhinderte Leopolds Tod im Februar 1766.

Kennzeichnend für den Feldherrn Daun war sein besonnenes und durchdachtes Vorgehen. Das brachte ihm zwar den Ruf eines Zauderers ein, aber sogar sein Hauptgegner Friedrich II. hielt Daun für einen überragenden Taktiker. Für Maria Theresia war der Ma≤nn aus dem Eifler Adel nichts weniger als der „Retter ihrer Staaten“. Bis zum Ende der Habsburgermonarchie 1918 galt die österreichische Armee als „daunisch“ geprägt.

Verfasser: Gregor Brand

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