Karin Röder aus Schönbach – Radiojournalistin

„Mein Name ist Karin Röder“ sagt die gebürtige Schönbacherin, nachdem sie ihren Gesprächspartner in der Sendung DOPPELKOPF bei hr2-kultur vorgestellt hat. Hier sind Prominente aus Sport, Kultur und Politik zu Gast, Wissenschaftler, Wirtschaftsexperten oder auch Menschen mit einer besonderen Lebensgeschichte.


„Wenn ich an meine eigene Geschichte denke, fühle ich mich am Mikrophon oft in meine Kindheit zurück versetzt“. Für Karin Röder ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ihr war schon früh klar dass sie zum Radio gehen will. „Bei uns lief das Radio den ganzen Tag, bevorzugt Radio Luxemburg, mit den Moderatoren Helga, Jochen und Frank (Elstner). Das hat mich total fasziniert. So etwas wollte ich auch machen“.
Die Eltern besaßen ein Grundig-Tonband-Gerät. Das wurde zum Lieblingsspielzeug von Karin Röder. „Ich habe etliche Bänder mit selbst inszenierten Radiosendungen aufgenommen. Als Interview-Partner sollten meine Freundinnen herhalten. Denen hatte ich zuvor die jeweiligen Rollen zugewiesen: Sportler, Künstler, Politiker, die ganze Bandbreite. Bei allem Spaß habe ich die Sache ziemlich ernst genommen. Und zufrieden war ich erst, wenn alle brav mitgespielt haben“.

Radio war für das Schönbacher Mädchen das Tor zur Welt. Und genau da wollte sie hin. Überhaupt, erst mal in die Stadt, wo es etwas lebhafter zuging als in dem damals 185-Seelen-Dorf in der Vulkaneifel. In den 1960er und -70erJahren trübten nur die lauten Düsenjäger aus Büchel und Spangdahlem die Idylle.
Doch zunächst sah es nicht nach einer Laufbahn beim Radio aus. Das erste Studium führte Karin Röder zur Katholischen Hochschule Mainz. Dort hatte sie sich für Religionspädagogik eingeschrieben. „Ein bisschen exotisch war das schon, weil ich die erste Frau in Schönbach war, die studiert hat. In meiner Verwandtschaft hatten alle etwas Anständiges gelernt. Die meisten wurden als selbstständige Handwerker erfolgreich“.

Ausgerechnet hier kam sie wieder auf die Radio-Fährte. Ein Rhetorik-Dozent lobte sie für ihre Vorträge. Außerdem habe sie eine gute Aussprache und eine gute Stimme, sagte er, sie könne auch zum Radio gehen. Doch erst mal nahm sie Schauspielunterricht und widmete sich einigen Theaterprojekten. Im Anschluss studierte sie Medienpädagogik an der Uni Frankfurt. Zwischendurch heiratete sie, bekam eine Tochter und war bald danach wieder geschieden. Das Zweit-Studium finanzierte sie überwiegend mit Jobs bei einem kleinen Privatradio. Dann kam eins zum anderen. „Der Professor, bei dem ich meine Diplomarbeit in Medienpädagogik geschrieben hatte, war mal Hauptabteilungsleiter beim Hessischen Rundfunk, hr. Er sagte, ich hätte journalistisches Talent und solle es mal beim hr versuchen“. Gesagt, getan. Als ihre Tochter in den Kindergarten kam, bewarb sie sich beim hr und stieg bald in die große Radiowelt ein.
Karin Röder arbeitete für die Nachrichtenredaktion und war Moderatorin von Unterhaltungs- und Musiksendungen, machte ein Volontariat. Später wurde sie Redakteurin im Ressort Bildung und Gesellschaft. Beim Funk lernte sie auch ihren heutigen Ehemann kennen. Nun, nach fast 35 Jahren beim hr, denkt sie immer noch gerne an den Zauber von Radio Luxemburg aus ihrer Kindheit zurück. „Doch ich finde es gut, dass ich bei einer ARD-Anstalt gelandet bin“, sagt sie, „denn der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk steht für fundierte Recherchen und seriösen Journalismus“.

Als Frank Elstner dann mal zu Gast in Röders Sendung war, sagte sie ihm, dass er sie als Kind auf die Radio-Spur gebracht habe. Da war er sehr gerührt. Das alte Grundig-Tonband-Gerät gibt es immer noch: „Es funktioniert zwar nicht mehr, doch es bleibt mein Radio-Maskottchen. Und manchmal wirkt es so, als würde es mir vom Regal aus zuzwinkern: ‚Ich bin sehr zufrieden mit Dir, Karin‘“.

Ihre Mutter- und Vatersprache, das Eifeler-Platt, pflegt die Rundfunkredakteurin sorgsam, lässt es auch immer wieder in ihre Sendungen einfließen, doch nur bei Eifelkindern: Mario Adorf, Andrea Nahles oder Kai Gniffke „Möt dänne honn esch oppem Sender Platt jeschwatt.“ Das fanden sie sehr amüsant. Doch allzu lang durften die Passagen nicht sein, weil ja nur Eifeler das Platt verstehen, auch wenn es in jedem Dorf ein bisschen anders gesprochen wird. „Leider gehöre ich zur letzten Generation, die diesen Dialekt von der Pike auf gelernt hat“.

Bis heute verbringt die 62-jährige regelmäßig Zeit in Schönbach, ihrem Zweit-Wohnsitz. In der Vulkaneifel und ihrem lieblich-rauhen Klima hat die Wanderfreundin mit ihrem Mann oder Freunden schon so manchen Kilometer auf Schusters Rappen zurückgelegt. „Es ist paradox. Die lauten Flugzeuge höre ich heute am Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet und in Schimmisch herrscht himmlische Ruhe“.

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