Johannes Fuchs

„Seit einem Jahrhundert mühen sich der preußische Staat und die Rheinprovinz ab, die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Gegend zu bessern.“ Für Johannes (Hans) Fuchs, den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, waren diese 1925 bei der Grundsteinlegung zum Nürburgring gesprochenen Worte keine bloße Floskel. Sie drückten vielmehr die feste Überzeugung eines Mannes aus, der zu diesem Zeitpunkt schon Jahrzehnte als preußischer Beamter gedient hatte.

Es ist durchaus möglich, dass die Wertschätzung Preußens dem 1874 in Bickendorf als Sohn von Nikolaus Fuchs und dessen Ehefrau Margaretha (geb. Lamberty) geborenen Bauernsohn schon im Elternhaus vermittelt wurde. Zwar gab es unter den Eiflern manche, denen Preußen und das wilhelminische Kaiserreich nicht katholisch genug waren, aber die Zahl derjenigen, die zwischen ihrer Religion und der Treue zum Deutschen Kaiser und preußischen König keinen Widerspruch sahen, war groß. Wie dem auch sei: Die Eltern hatten für ihren intelligenten Sohn, der mit  einem Bruder und sechs Schwestern aufwuchs, keine Beamtenkarriere, sondern das Priesteramt im Sinn. Doch nach dem Abitur 1896 am Prümer Regino-Gymnasium entschied sich Hans Fuchs für das Jurastudium, das ihn mit den Studienorten Innsbruck, Berlin und Bonn teilweise weit aus der Eifler Heimat fortführte. Nach der 1899 erfolgten Ernennung zum Gerichtsreferendar folgte eine konsequente Beamtenlaufbahn, bei der sich der Bauernsohn durch die Spezialisierung auf die Agrarverwaltung nicht allzu weit von seinen Wurzeln entfernte. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kämpfte der inzwischen 40-jährige Regierungsrat als Offizier an der Westfront. Nach schweren Verwundungen arbeitete Fuchs ab 1916 als Referent im preußischen Kriegsministerium. Kurz vor der Novemberrevolution 1918 wurde er Geheimer Regierungsrat im Landwirtschaftsministerium. „Am Leben von Hans Fuchs aber lassen sich all die Tugenden des korrekten, untadeligen, hochqualifizierten, seinem Volk und seinem Staat unbeirrbar treu dienenden preußischen Beamten illustrieren, der – immer wieder verkannt – gerade in politisch turbulenten Zeiten nicht nur für den Fortbestand der Verwaltung sorgt, sondern Träger einer gesunden Tradition und Garant einer Kontinuität des Rechtes ist“, urteilte Professor F.-J. Heyen, der frühere Leiter des LHA Koblenz, wo der Nachlass von Fuchs aufbewahrt wird. Diese Qualitäten waren gerade auch in den Umbruchsjahren nach Kriegsende gefragt. Im Dezember 1919 wurde der Bauernsohn aus der Westeifel Regierungspräsident in Trier. Mit der drei Jahre später erfolgten Ernennung zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz übte Hans Fuchs „das höchste Amt des preußischen Staates in dieser von den Siegern besetzten Grenzprovinz des Reiches“ (Heyen) aus. Das schwierige Verhältnis zur oft brutal vorgehenden französischen Besatzungsmacht bildete neben der massiven wirtschaftlichen Notlage die Hauptsorge von Fuchs, der im Inflationsjahr 1923 auch Reichsminister für die besetzten rheinischen Gebiete geworden war. Hans Fuchs musste bis zum September 1924 die Amtsgeschäfte von außerhalb führen, da ihn die Franzosen wegen seiner öffentlich bekundeten Treue zum Reich aus dem Rheinland ausgewiesen hatten. Sowohl als Symbol des Widerstands gegen die Besatzung als auch wegen seines Einsatzes für die wirtschaftliche Besserstellung der Rheinprovinz erwarb sich der Zentrums-Anhänger Fuchs hohes Ansehen, wie sich deutlich in der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Städte Koblenz (1929) und Trier (1930) zeigte. Es gab allerdings auch eine politische Kraft, die mit dem untadeligen katholischen Preußen so wenig anfangen konnte, wie er mit ihr: die Nationalsozialisten. Nur wenige Monate nach der Machtübernahme Hitlers wurde Fuchs zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Erst 1945 besann man sich wieder auf den Eifler Verwaltungsfachmann. Die Amerikaner ernannten ihn zum Oberpräsidenten ihres Militär-Distrikts. Nach der Teilung der Rheinprovinz wurde Hans Fuchs Oberpräsident der Nordrheinprovinz, ehe die dortige britische Besatzungsmacht den inzwischen 71-Jährigen unter fadenscheinigen Vorwänden absetzte. Seinen Lebensabend verbrachte Dr. h.c. Hans Fuchs, der seit 1916 mit Hedwig Liertz (1879–1954) verheiratet war, in Cochem-Cond. Noch in diesem hohen Alter setzte er sich als Präsident des DRK-Landesverbandes für das Gemeinwohl ein. Im September 1956 verstarb der Ehrenbürger von Bickendorf, die letzte Symbolfigur der ehemaligen Rheinprovinz.

Verfasser: Gregor Brand

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