Johann, Adam und Nikolaus Heyden

Neuere Forschungen zeigen, dass das alte Bild der Eifel als eines abgelegenen Rückzugsgebiets nicht länger haltbar ist. Vor allem im Bereich der so wichtigen Eisengewinnung ist an vielen Orten mit der modernsten Technologie der Zeit gearbeitet worden. Auch im wissenschaftlichen Bereich waren Eifler nicht nur Nehmende, sondern auch Gebende. Besonders deutlich wird dies im 16. Jahrhundert, wo beispielsweise mit Humanisten wie Sleidanus, Sturmius oder dem Andernacher Johann Winter Persönlichkeiten von europaweiter Ausstrahlung auftraten. Weniger bekannt, aber gleichwohl hochgebildet waren die drei Brüder Heyden aus Daun, um die es im Folgenden gehen soll.

Ob Johann Heyden oder die jüngeren Zwillinge Adam und Nikolaus allerdings tatsächlich in Daun oder nicht doch in Kelberg geboren wurden, ist noch nicht geklärt. Wie der führende Heyden-Experte Heinz Schmitt (Trier) gezeigt hat, spricht viel dafür, dass der Vater der drei Brüder zeitweise Hofmann des von der Leyenschen Hofes in Kelberg war – möglicherweise erblickten sie also dort das Licht der Welt. Auf jeden Fall aber präsentierten sich die Heyden-Brüder der Welt stolz als Dauner und Eifler. „Eifflender von Dhaun“ nennt sich Johann in einem seiner Werke und Adam bezeichnet sich lateinisch als „ifalicus“ (=Eifler). Sowohl in Daun als auch in Kelberg lebten damals Angehörige dieser Familie, die mal „Heidt“, mal „Heydt“, „Heid“ oder eben „Heyden“ genannt wurden. Vermutlich wurden die Heyden-Brüder um 1530 geboren, aber Genaueres ist dazu ebenso unbekannt wie über ihre Ausbildung und ihren frühen Werdegang. Anscheinend war die vornehme Familie von der Leyen auf die Begabung der Söhne ihres Hofmanns aufmerksam geworden und hatte ihnen eine gute Ausbildung ermöglicht. In ihrem detaillierten Werk über die Feierlichkeiten zur Königskrönung 1562 in Frankfurt bedanken sich Nikolaus und Adam ausdrücklich beim Trierer Erzbischof und Kurfürsten Johann VI. von der Leyen nicht nur für die Unterstützung bei ihrem Studium, sondern auch für die vielen Gunstbezeugungen, die er schon ihren Eltern zukommen ließ. Zudem war diese Hofmannsfamilie Heyden verwandt mit gut gestellten Beamtenfamilien wie der des Cochemer Ratsherrn Johann Roden. Auf welchen Wegen auch immer: Die Dauner Hofmanns-Söhne haben die ihnen gebotenen Möglichkeiten zu nutzen gewusst. Johann Heyden lernte bei dem Dichter, Übersetzer und Historiker Adam Reisner (ca. 1496–1582) die Gelehrtensprachen Latein und Griechisch, zusätzlich auch noch Hebräisch, das im 16. Jahrhundert aufgrund der neuen Wertschätzung des Alten Testaments besonders wichtig geworden war. Durch seinen Lehrer Reisner kam Johann Heyden in den sein Leben prägenden Kontakt mit dem aus Schlesien stammenden Reformator Caspar Schwenckfeld von Ossig, der zu den herausragenden religiösen Gestalten seines Jahrhunderts zählt. Schwenckfeld vertrat die theologische Auffassung, dass bei der Abendmahlfeier Christus nicht real gegenwärtig sei, sondern nur spirituell. Schon diese Abweichung sowohl von der Ansicht Roms als auch Luthers reichte in jenem religiös aufgeheizten Jahrhundert aus, dass der hauptsächlich in Ulm und Augsburg lehrende Schwenckfeld sowohl vor Katholiken als auch Lutheranern fliehen musste. Unterstützung fand Schwenckfeld, dessen tolerante Theologie auch in den USA eine nicht unwichtige Rolle spielte, bei der Adelsfamilie von Freyberg in Justingen, deren Kinder im Lauf der Jahre von allen drei Heyden-Brüdern unterrichtet wurden. Für das Vertrauensverhältnis zwischen dem für Glaubensfreiheit eintretenden Schwenckfeld und Johann Heyden spricht ihr Briefwechsel und die Tatsache, dass der Dauner etliche Schriften Schwenckfelds ins Lateinische übersetzte und für deren größere Bekanntheit sorgte. Kein Wunder, dass Heyden als Schwenckfeldianer galt. Nur seine Verbindungen und sein Ruf als Übersetzer berühmter hebräischer und lateinischer Werke verhinderten wohl Schlimmeres.

Die jüngeren Heyden-Brüder Adam und Nikolaus bewegten sich im gleichen Umkreis wie Johann. Auch sie sympathisierten mit Schwenckfeld, verdienten ihren Lebensunterhalt als Privatlehrer und publizierten gelehrte Schriften. Wie bei anderen Autoren jener Zeit, so verlaufen sich auch bei den Heyden-Brüdern viele Spuren im Nebel. Wie sie aussahen, wann und wo sie gestorben sind, ist noch ebenso unbekannt wie eventuelle Ehepartner oder Nachkommen.

Verfasser: Gregor Brand

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