Jörg Neumann aus Lüxem – Unternehmens-Coach

„Nach Hause kommen und schon bei der Fahrt Richtung Elternhaus sehen, wie einige Lüxemer winken, tut der Seele gut. Da weiss man, was Heimat bedeutet, erst recht, wenn man zwei Heimaten hat.“ Zwischen Eifel und Mosel ist Jörg Neumann groß geworden. Doch auch seine heutige Heimat, die Schweiz, trägt Neumann tief im Herzen. „Mein Vater sagt oft: Man sieht sich zweimal im Leben. Da hat er recht und das könnte ein Schweizer gesagt haben, denn dort gilt das doppelt und dreifach – dort sieht man sich fünfmal.“

Jörg Neumann

Neumann erlebt die Schweiz als traditionell und international zugleich. Anspruchsvoll und fordernd. Vernetzt, innovativ, etwas überfüllt und doch sehr präsent. Die Landschaft überwältigend schön, die Menschen nahe. Ein Land, das ihn mehr als nur geprägt hat. „Lustig wird es, wenn ich in Deutschland einen Vortrag halt und in der letzten Minute vor dem Referat plötzlich höre, wie mich jemand als Schweizer ankündigt. Da wird mir bewusst, wie viel Schweiz offensichtlich schon in mir steckt.“

Bereits bei der ersten Berufswahl zur Ausbildung in der Hotellerie ist Neumann mit 18 Jahren in einem Hotel gelandet, das in Schweizer Familienbesitz ist. Das Excelsior Hotel Ernst in Köln. Danach ging es schnell: Eineinhalb Jahre im legendären Schlosshotel Bühlerhöhe oberhalb von Baden-Baden, die Schweizerische Hotelfachschule in Luzern, zurück nach Köln und Bergisch-Gladbach und dann auf den Bürgenstock bei Luzern. Auf diesem Weg spart er eine Menge Zeit. Der Grund: Deutschland hat in den 90er Jahren viel zu viele Soldaten und lässt Neumann in der Schweiz in Ruhe studieren. „Geschenkte Jahre“ gehören zu seinem Leben: Früh feiert er das Abitur, einige Wochen vor dem 18. Geburtstag. Denn als junger „Knopf“ wurde er vorgezogen eingeschult. Eine Ausnahme, die von der Wittlicher Prüfungskommission interessant begründet wurde: „Jörg hat bei der Aufgabe, einen Menschen zu malen, diesen akkurat gekleidet gezeichnet, sogar mit einer Jacke mit Knöpfen.“

Mit nur 26 Jahren wird er in die Geschäftsleitung der Bürgenstock Hotels berufen. Eine grandiose Zeit folgt. Fürs Marketing verantwortlich, präsentiert Neumann das bekannte Luxus-Resort „auf der halben“ Welt. Dies in enger Zusammenarbeit mit der „Swissair“ und den „Leading Hotels of the World“. Unvergessen bleiben Reisen, auf denen er neben Geschäftsterminen und Präsentationen privaten Freunden des Hotelmagnaten Fritz Frey persönliche Geschenke überbracht hat. Für Jörg Neumann ist das eine augenöffnende Zeit, in der er viel über den Ruf der Schweiz in der Welt lernte. Noch wichtiger wird für ihn die Erfahrung, so jung in der Führung eines Unternehmens mit über 200 Mitarbeitern Verantwortung zu übernehmen.

Neumann merkt schnell, dass es nicht reicht, wenn jeder aufs Geratewohl so führt, wie er gerade möchte. Zu Beginn geht es ihm selbst so. Doch langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen lassen ihn einfach auflaufen, als er kommandiert statt Führungsarbeit zu leisten.

Für ihn wird es zentral, anders vorzugehen und Entscheidungen zu begründen. Damit die, die eine herausragende Servicequalität liefern sollen, dies aus Überzeugung tun. Das ist bis heute so geblieben. „Unsere Kunden lieben es, dass wir konsequent von der kulturellen Seite her denken. Prozesse abbilden können sie selbst. Eine gewinnende Unternehmens-Kultur zu etablieren hingegen ist eine etwas verloren gegangene Kunst, die wir wieder integrieren. Das ist unsere Aufgabe als Unternehmens-Coach.»

Das realisiert Neumann im Team, mit den richtigen Menschen. Das macht er so gut, dass aus dieser Haltung ein florierendes Business entstanden ist. Das gemeinsame Erfolgsrezept? Integrität und Do-how. Sie leben, was sie denken, und sie denken, was sie leben. Genau das charakterisiert die gemeinsame Kernaufgabe. Jörg Neumann und Neumann, Zanetti & Partner schaffen Unternehmenskultur. Sie beraten und begleiten andere auf dem Weg, eine gemeinsame Kultur zu leben. Dies zieht starke Mitarbeiter an und multipliziert positives Engagement. Zu den Kunden zählen Industriefirmen und Dienstleister von Rang und Namen, dazu viele Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, ganze Städte oder Tourismusregionen und Verbände. Auch außergewöhnliche Kunden: Mal bucht die Schweizer Garde im Vatikan ein Referat, mal trainieren seine Teammitglieder die Angestellten des Bundeshauses in Bern.

Eigentlicher Dreh- und Angelpunkt ist für den 56-jährigen Familienvater jedoch die Familie. „Jessie, meine Frau, ist ein norddeutscher Charakter. Wir haben uns in Rüsselsheim kennengelernt und in Jena sind wir zusammengekommen. Schön, dass sie in die Schweiz gezogen ist! Dieser Mix aus Eifel, Mosel, Schweiz und Schleswig-Holstein prägt uns als Familie mit dem 15jährigen Justus und der 12jährigen Josefine. Es fühlt sich offen, international, bodenständig und verwurzelt zugleich an: Richtig schön!“

Text: Maya Angela Burgener, Thun

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen