Helmut Röder aus Niederöfflingen

Lange schon sind Krementz-Supermärkte aus dem Bild der Eifelstädte verschwunden. Für diejenigen, die in den Sechziger und Siebziger Jahren einkauften, hat dieser Firmenname jedoch immer noch einen vertrauten Klang.  Das gilt auch für die Wittlicher, die sich damals sowohl bei Krementz in der Burgstraße als auch an der Lieserbrücke versorgen konnten. Besonders eng ist die Verbindung des Eifelkindes Helmut Röder zu Krementz: Bei dieser Firma begann er im heißen Sommer 1968 als 14-Jähriger seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann.

Auch wenn Helmut Röder vielen als geborener Kaufmann erscheint: Seine Wurzeln liegen – wie bei den meisten Eifelern der Nachkriegsgeneration – in der Landwirtschaft. Röders Vater wuchs als zweitältestes von zwölf Bauernkindern in Wengerohr auf, die 2009 verstorbene Mutter stammte aus bäuerlicher Niederöfflinger Familie. Als Helmut, Erstgeborener mit drei Geschwistern, ein Jahr alt war, zog die Familie in den Heimatort der Mutter, so dass Röder ein echter Sohn der Edeltrudis-Gemeinde wurde. Neben der Landwirtschaft musste der Vater mit weiteren Arbeiten das Brot für die Familie verdienen, sei es im Sägewerk Wittlich oder im Straßenbau. Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft also ein sehr hartes Arbeitsleben – um so stolzer ist Sohn Helmut darauf, dass sein Vater bis ins hohe Alter so mobil geblieben ist.

Helmut Röders Ausbildung begann in der zweiklassigen Volksschule seines Heimatdorfes. Größer war da schon die Mittelpunktschule Niederscheidweiler, aber auch schwerer zu erreichen: „Ich weiß noch gut, wie wir Schüler mit einem VW-Bus dorthin transportiert wurden“, erinnert sich Röder lebhaft. Wäre es nach seinen Eltern gegangen, hätte der schulische Weg weiter zur Handelsschule geführt, doch Röder wollte schon mit 14 ins „wirkliche Leben“. Wittlich, sein Ausbildungsort, hatte damals noch keine großen Verkaufsflächen auf der grünen Wiese, sondern war geprägt von kleinen Läden und Handwerksbetrieben. Oft musste Lehrling Röder die Waren mit dem Fahrrad zu den Kunden bringen, was nicht nur im Hochsommer ein schweißtreibender „Sport“ sein konnte. Ein wenig Trinkgeld steigerte die Motivation, und als er einmal von einer prominenten Kundin sogar ein altes Röhrenradio geschenkt bekam, war seine Freude riesengroß. Nach drei Jahren Lehrzeit musste Röder das Liesertal verlassen, blieb aber noch durch die Beschäftigung bei Krementz in Adenau und den Grundwehrdienst in Gerolstein bis Ende 1974 in der Eifel. 

1975 wurde für den Niederöfflinger zu einem besonderen Jahr: Er heiratete seine große Liebe, die er – filmreif – im Geschäft kennengelernt hatte. Einige Jahre später vervollständigte  Wunschkind Ramona das Familienglück. Auch beruflich tat sich viel: In Euskirchen wurde der erst 21-Jährige stellvertretender Filialleiter, bald setzte man den gewandten Niederöfflinger auch in weiteren Standorten in dieser Funktion ein – und er bewährte sich bestens. Die Verantwortung wuchs. 1977 beauftragte die Krementz-Zentrale den ehrgeizigen Kaufmann mit der Leitung eines „Top-Markts“ in Dormagen. Damit war er nicht nur der jüngste Marktleiter, sondern führte zudem den mit rund 100 Mitarbeitern größten Betrieb. „Diese Chance wollte ich nutzen!“ – und Röder nutzte sie. Ähnlich wie in Wittlich vollzog sich damals in Dormagen ein grundlegender wirtschaftlicher Um- und Ausbau. Röders Top-Markt war daran tatkräftig beteiligt. 1998 ging der Betrieb von der Fa. Krementz zur Dohle Handelsgruppe über; aus dem „Top Markt“ wurde ein „Hit-Markt“. Damit war mehr ein als bloßer Namenswechsel verbunden. Die neue Handelsgruppe entwickelte ein innovatives Konzept, das zuerst von Helmut Röder in Dormagen umgesetzt wurde. Er trägt heute Verantwortung für 500 Mitarbeiter. Mit Erfolg: Wie Umfragen belegen ist die Kundenzufriedenheit sehr groß. Dormagen ist heute der umsatzstärkste Hit-Markt in Deutschland. Der Umsatz hat sich bei gleicher Verkaufsfläche verdreifacht. Röder selbst findet sich als Vorbild in einem Buch des Verkaufstrainers Patrik Wenke wieder, an der Seite von Fernsehprominenz und Konzernlenkern. Obwohl er werktags meist 13 Stunden im Betrieb arbeitet, ist der Eifler jedoch kein verbissener Workaholic, der außer der Arbeit nichts kennt. Dafür mag er die Menschen und das Leben zu sehr. In seiner Jugend war er im Musikverein Niederöfflingen aktiv. seitdem seine Neigung zur Musik bestehen blieb, so auch bei dem einstigen Krementz-Lehrling die tiefe Verbindung zur Eifelheimat, aus der er einst zu neuen Taten aufbrach.

Verfasser: Gregor Brand
 

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