Christian Ludwig König

„Die Orgel wird seit alters und zu Recht als die Königin der Instrumente bezeichnet, weil sie alle Töne der Schöpfung aufnimmt und die Fülle des menschlichen Empfindens zum Schwingen bringt“ (Papst Benedikt XVI). Wer die Geschichte dieses prachtvollen Instruments studiert, dem muss es als merkwürdig passend erscheinen, dass ausgerechnet eine Familie mit dem Namen König zu den großartigsten Baumeistern der Königin der Instrumente zählt. Stammvater dieser Meisterfamilie war der Schweizer Johann König (1639–1691) aus Solothurn, aber anfangs des 18. Jahrhunderts zog ein bedeutender Zweig dieses Geschlechts in die Eifel. Balthasar König, der Vater von Christian Ludwig König, war im bayerischen Ingolstadt aufgewachsen und hatte sich von dort zu Lehr- und Wanderjahren aufgemacht. Als 27-Jähriger ließ er sich 1711 in Münstereifel nieder und errichtete dort seine eigene Werkstatt. Mit der Entscheidung für diese Eifelstadt hatte er eine gute Wahl getroffen. Von dort aus konnte er nicht nur wichtige Aufträge wie etwa die Instandsetzung der Orgel in der Schlosskirche zu Blankenheim oder den Bau der Orgeln in Niederehe und Ahrweiler erledigen, sondern er war auch in einer Region angekommen, die in besonderer Weise mit der Historie der Orgel verbunden ist. Die vermutlich erste Orgel, die nach der Römerzeit im Gebiet des heutigen Deutschland aufgestellt wurde, befand sich am Nordrand der Eifel in der Kaiserpfalz zu Aachen. Kaiser Karl der Große, dessen Herkunft bekanntlich innig mit der Eifel verbunden ist, hatte sie dort als Geschenk aus Byzanz entgegengenommen. Die karolingischen Herrscher schätzten Orgelmusik sehr und förderten den Aufbau eines eigenständigen mitteleuropäischen Orgelbauhandwerks. So gesehen war es gewissermaßen eine Rückkehr in die historische Urheimat der deutschen Orgel, als Balthasar König sich in der Nordeifel niederließ und dort 1716 durch die Heirat mit der einheimischen Bürgermeisterstochter Maria Barbara Berchrat (1698–1741) auch privat Fuß fasste. Christian Ludwig König war eines von acht Kindern dieses Paares, von denen außer ihm zwei Brüder ebenfalls Orgelbauer wurden und ihren Teil dazu beitrugen, dass die Orgelbauerfamilie König zu den führenden Meistern ihres Fachs im 18. Jahrhundert gezählt wird. Der 1717 geborene Christian Ludwig lebte bis zu seinem 18. Lebensjahr in Münstereifel, die meiste Zeit davon in einem noch heute bestehenden Fachwerkhaus, das sein Vater in der Orchheimer Straße errichten ließ. 1735 zog Balthasar König mit Ludwig und anderen Familienmitgliedern nach Köln, das nun zum Hauptsitz der Orgelbauwerkstatt König wurde. Ludwig erhielt in der Werkstatt seines Vaters eine gründliche Ausbildung zum Orgelbauer. Sein wichtigster Lehrer aber wurde der aus dem Harz stammende Christian Müller, der in Amsterdam als berühmter Orgelbaumeister arbeitete. Bei ihm verbrachte der junge Eifler eine sechsjährige Lehrzeit (1737–1743), ehe er nach Köln zurückkehrte und dort das Bürgerrecht erwarb. Er heiratete Anna Maria Busch und gründete mit ihr in der Rheinmetropole eine Familie, aus der sechs Kinder hervorgingen. Passend zur Familientradition wurden auch von diesen wieder zwei Söhne Orgelbauer. Insgesamt muss man feststellen, dass es zum Leben von Christian Ludwig König nur recht wenige Informationen gibt. Wie bei großen Handwerkern seiner Art damals üblich, tritt die Biographie ganz hinter das Werk zurück. Von C. L. König selbst ist kein Bildnis bekannt, aber noch heute kann man trotz der Zerstörungen des Weltkriegs König-Orgeln an etlichen Orten im Rheinland und in den Niederlanden bewundern. In Christian Ludwig Königs Eifler Heimat legt die 1770 im Rokoko-Stil errichtete Orgel in der Schlosskirche Schleiden Zeugnis von seiner hohen Kunst ab. Nicht weniger eindrucksvoll ist seine vor wenigen Jahren restaurierte Orgel in der Paterskirche im niederrheinischen Kempen (siehe Foto) oder etwa die 1753 in der Maxkirche Düsseldorf von ihm errichtete und neuerdings von der Orgelbauwerkstatt Klais „im Geist Christian Ludwig Königs“ neu aufgebaute Orgel. Nicht nur für die Klais-Experten zählt König zu den „genialsten und hervorragendsten Orgelbauern seiner Zeit“. Obwohl dessen Werkstatt in Köln noch sechs Jahre lang von seinem Sohn Karl Philipp fortgeführt wurde, ging im Grunde mit dem Tod Christian Ludwig Königs im April 1789, wenige Monate vor Ausbruch der Französischen Revolution, auch in der Geschichte des Orgelbaus eine königliche Epoche zu Ende.

Verfasser: Gregor Brand

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