Christian Eduard Böttcher

Maler aus Imgenbroich

Christian Eduard Böttcher
Christian Eduard Böttcher

Auch wenn heutzutage das Internet Gelegenheit bietet, sich einen Eindruck von Werken Christian Böttchers zu verschaffen, so ist es nicht ohne Reiz zu lesen, wie seine Kunst zu seinen Lebzeiten dem Publikum vorgestellt wurde. Der Maler und Kunstkritiker Hermann Becker (1817–1885) schrieb in der damals auflagenstärksten deutschen Zeitschrift „Die Gartenlaube“: „Wir brauchen nur an sein Bild zu erinnern, wo das lustige Volk von Malern und Studenten vor dem Wirthshause hoch oben über dem kleinen Städtchen in der Weinlaube zecht, wo auf Treppe und Vorplatz Land- und Stadtvolk verkehrt und den Pfad von der Stadt herauf der unvermeidliche Tourist auf dem gemietheten Esel mit dem Treiberjungen herangezogen kommt, – oder an das treffliche Nachtbild, wo eine Gesellschaft junger Männer und Frauen im Mond- und Kerzenlichte um die Maiweinbowle versammelt ist, während die Stammgäste der Kneipe theils politisierend am Tische sitzen, theils schon den Weg nach dem Städtchen hinab einschlagen, über welchem hin der Blick auf den breiten Spiegel des Rheins fällt, den der Mondschein in Silber verwandelt, – oder jenes, wo dem wandermüden ferienreisenden Studenten, der behaglich in der Laube angesichts der herrlichen Fernsicht ausruht, das allerliebste Wirthsmädchcn die willkommene Flasche bringt.“

Christian Böttcher gehört zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die aus dem Raum Monschau hervorgegangen sind. Imgenbroich, wo er 1818 zur Welt kam, ist zwar erst seit 1972 ein Stadtteil Monschaus, war aber natürlich auch vorher schon der malerischen Kleinstadt an der regenreichen Rur eng verbunden. Christian Böttchers Vater ging als Tuchweber einem typischen Monschauer Gewerbe nach. Wie bei den meisten Handwerker- und Bauernkindern seiner Zeit, so liegen auch über die Jugendjahre Böttchers kaum Informationen vor. Vermutlich blieb seine künstlerische Begabung zumindest im familiären Umfeld und der Nachbarschaft keineswegs verborgen. Vielleicht dank finanzieller Förderung eines im wahrsten Sinn des Wortes gut betuchten Monschauers ging der junge Böttcher das Wagnis einer Ausbildung zum Lithographen an der Königlichen Kunstschule in Stuttgart ein – damals für einen Eifler Handwerkersohn ein ganz unüblicher Schritt, dessen Hintergründe vielleicht durch weitere biographische Forschungen genauer aufgeklärt werden können.

Böttcher konnte mit dem, was er an der Kunstschule im Schwabenland gelernt hatte, nach seiner Rückkehr in der rheinischen Heimat überzeugen. Von 1844 bis 1849 vollendete er seine Ausbildung an der hoch angesehenen Düsseldorfer Kunstakademie. Als Meisterschüler der Maler Theodor Hildebrandt und Wilhelm von Schadow wurde Böttcher Mitglied der berühmten Düsseldorfer Malerschule, die im 19. Jahrhundert mit einer Vielzahl exzellenter Künstler und Werke das Bild ihrer Zeit nachhaltig beeinflusste. Bei aller Unterschiedlichkeit im Einzelnen war für die von der Düsseldorfer Kunstauffassung geprägten Maler typisch, dass sie ihren künstlerischen Blick nicht auf das Problematische und Fragwürdige des Lebens richteten, sondern auf das Schöne. Das galt gerade auch für Böttcher, der zeitlebens diesem Ideal verbunden blieb: „In allen den zahlreichen Werken Böttcher’s spricht sich immer ein großer Schönheitssinn aus, ein Sinn für das Anmuthige und Edle der Erscheinung, er ist nie trivial, wenn auch manchmal humoristisch und spaßhaft in der Wahl seiner Gegenstände“ (Hermann Becker). Auch der innovative Kunstwissenschaftler Bruno Meyer (1840-1917) bewunderte Böttchers Kunst. 1871 erinnerte Meyer in einer Rezensionsabhandlung über „Die Berliner akademische Kunstausstellung des Kriegsjahres“ an Böttchers „glänzendes Debüt“ als Maler und würdigte Böttchers in Berlin ausgestelltes Gemälde „Am Marktbrunnen einer rheinischen Stadt“ als „ganz vortrefflich“. Dieser Einschätzung lag keineswegs kritiklose Verehrung zugrunde. Meyer hielt sich mit Tadel nicht zurück, wenn ihm dies angebracht schien; so bemängelte er bei einem weniger bekannten Böttcher-Bild dessen angeblich „schwächliche Farbe“. Umso höher ist sein Gesamturteil zum Marktbrunnenbild Böttchers einzuschätzen: „ein Sittenbild allerbester Art“. Dieses Bild war für Böttcher auch insofern typisch, als er bei seinen Motiven immer wieder auf rheinisches Leben zurückkam. Sein Herzensthema blieb das „alte romantische gemüthliche Leben am Rhein, wovon so viele Lieder singen“ (H. Becker).

Die Bilder, Miniaturen und Porträts Böttchers, oft vervielfältigt durch Kupferstiche, machten Böttchers Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts populär und festigten über Deutschland hinaus das Bild des romantischen Rheins. Böttcher selbst wurde anerkennend als „Volksmaler“ bezeichnet, was einerseits mit seiner Beliebtheit zu tun hatte, zum anderen aber auch mit seiner Vorliebe für Darstellungen des bürgerlichen Lebens. Dieser Linie blieb er auch nach seiner 1872 erfolgten Ernennung zum Professor an der Düsseldorfer Akademie treu. In Düsseldorf, seinem Hauptschaffensort, verstarb der große Eifler Maler im Juni 1889. Verfasser: Gregor Brand

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