Anton Schütz

In einigen der wichtigsten Büchereien der Welt, etwa der amerikanischen Kongressbibliothek oder der französischen Nationalbibliothek, hängen ebenso wie in den nicht weniger ruhmvollen Uffizien zu Florenz oder im Britischen Museum Bilder eines brillanten Zeichners aus der Eifel: des gebürtigen Berndorfers Anton Schütz. Viele berühmte Gebäude und Plätze des 20. Jahrhunderts sind von diesem Mann eindrucksvoll gezeichnet worden, der 1894 als Sohn des Dorflehrers Anton Valentin Schütz und dessen Ehefrau Elisabeth Struth das Licht der Welt erblickte. Wie später der in die USA emigrierende Sohn Anton, so änderte auch schon dessen Vater eines Tages markant den Kurs seines Lebens. Der 1855 in Meisburg – gleichfalls als Sohn eines Lehrers – geborene Anton Valentin gab nach Tätigkeiten in Eckfeld und Berndorf den Lehrerberuf auf und ließ sich in Trier als Journalist nieder. 1944 starb dieser vielseitig tätige Meisburger, Mitgründer des Eifelvereins, als Triers ältester Journalist. Von der in der Schütz-Familie herrschenden Begabung legt auch das Lebenswerk seines Bruders Hubert Jakob Schütz (1852–1936) Zeugnis ab. Er wurde Priester und Lehrer und erwarb sich unter anderem als Gründer und Rektor des Kölner Schiller-Gymnasiums bleibende Verdienste.

Doch zurück zu dem Sohn und Neffen dieser hochgebildeten Meisburger. Anton verbrachte Kindheit und Jugend überwiegend in Trier, wo er 1914 Abitur machte. Seine ganz außergewöhnliche zeichnerische Begabung fiel schon an der Schule auf und veranlasste den Trierer Oberbürgermeister, vom erst Sechzehnjährigen ein Bild zu erwerben. Gleich nach dem Abitur nahm Schütz ein  Architekturstudium an der TH München auf. Nur wenige Monate später begann der Erste Weltkrieg und Schütz wurde sofort eingezogen. Sein Trierer Pionierbataillon kämpfte an Ost- und Westfront, Leutnant Anton Schütz wurde mehrfach ehrenvoll ausgezeichnet. Nach dem Krieg brachte der Eifler das Kunststück zustande, in München gleichzeitig erfolgreich an der Kunstakademie Kunst als auch an der Technischen Hochschule  Architektur zu studieren. Mit Bestnote schloss er sein Kunststudium ab und die TH verließ er als Diplom-Ingenieur. Nebenbei arbeitete Schütz, der 1920 eine Tirolerin geheiratet hatte, als Zeichner und Radierer. Obwohl er mit seinen Radierungen keineswegs schlecht verdiente, entschloss sich der zweifache Familienvater 1924 zur Auswanderung. Unglaublich schnell wurde er in New York erfolgreich. Seine handwerklich und künstlerisch meisterhaften Kupferradierungen vorwiegend städtischer Motive fingen nicht nur den Geist jener Zeit ein, sondern machten ihn sofort zu einem gefragten Künstler. 1925 gründete Schütz mit der „New York Graphic Society“ seinen eigenen Kunstverlag, der ihn schließlich zum bedeutendsten amerikanischen Verleger von Kunstbüchern machte. In der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre war Schütz ein hochbezahlter Künstler, zu dessen Kunden nicht zuletzt zahlreiche führende Unternehmen zählten. Als deren Aufträge infolge der Weltwirtschaftskrise drastisch nachließen, begannen für Schütz einige magere Jahre. Aufwärts ging es erst wieder, als sich sein Verlag der Farbreproduktion von Kunstwerken öffnete. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Künstler und Verleger aus der Eifel Millionär. Der 500-seitige Kunstkatalog seines Verlags galt als die Bibel der Kunstbranche. Die im Verlag von Anton Schutz – wie er sich in den USA nannte – publizierten Farbbildbände über fremde Kulturen und Kulturleistungen trugen nicht unerheblich zum Bild des Westens über die Welt bei. Sie bewirkten zudem eine Demokratisierung des Kunstkonsums, da nun eine ungleich größere Zahl von Menschen Kunstwerke betrachten konnte.

Privat fand der dynamische Künstler und Publizist nach dem Scheitern seiner ersten Ehe neues Glück. Als 67-Jähriger heiratete er die Deutsche Christa Trapp und wurde Vater dreier weiterer Kinder; sein genetisches Erbe lebt heute in Enkeln und Urenkeln fort. Seine Söhne aus erster Ehe, Herbert Schutz und Heinrich D. Schutz, setzten sein Lebenswerk fort und machten sich selbst als Kunsthändler und Kunstverleger einen Namen. Ihr Vater Anton zog sich 1966 nach einem Herzinfarkt ins Privatleben zurück und widmete sich fortan bis zum Tod 1977 am liebsten seinem 20 Morgen großen Garten. So fand der hoch angesehene Künstler und Verleger am Lebensabend zu den erdverbundenen Wurzeln seiner Eifler Vorfahren zurück.

Verfasser: Gregor Brand
 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen