Andreas Burkard aus Greimerath

Bill Clinton, Oscar Wilde, Stephen Hawking und Hugh Grant – die Liste der Absolventen der altehrwürdigen Universität Oxford liest sich wie das „Wer ist Wer“ aus Politik, Wissenschaft, Literatur und Film. Oxford gehört zweifelsohne zu den besten Universitäten der Welt und fast zwangsläufig drängen sich Bilder von verschlafenen Türmen, Efeu-bewachsenen Gemäuern,  Gärten und Ruderern auf – eine Idylle in der exzentrische Professoren ihren Studenten die Welt erklären, unterbrochen nur vom fünf Uhr Tee und dem abendlichen Glas Portwein.

Für Andreas Burkard aus Greimerath, der seit 2007 an der Universität Oxford Islamwissenschaften studiert, steht fest, dass dieses traditionelle Oxford noch immer existiert und es dennoch in der Moderne angekommen ist: „Es ist besonders das Miteinander von Tradition und Veränderung, das Oxford so einzigartig macht. Natürlich sind holzvertäfelte, mittelalterliche Bibliotheken genauso wie der akademische Umhang seit Jahrhunderten unverzichtbarer Bestandteil des Studiums hier, dennoch wohnen wir nicht in einem Museum. In meinem ersten Studienjahr zum Beispiel lebte ich Tür an Tür mit einem ugandischen  Anarchisten, der seine Freizeit damit verbrachte, Flugblätter für die Abschaffung der Monarchie zu verteilen. Mein englischer Zimmerpartner James dagegen studierte unter einem Poster der konservativen Premierministerin Margaret Thatcher die Geschichte der antiken Welt. Oxford ist ein vielschichtiger Ort, der sich durch seine Toleranz und Kameradschaft auszeichnet.
Das herausfordernde Studium schafft eine Gemeinschaft in der alle willkommen sind, egal ob reich oder arm, ob aus London oder New York oder gar aus dem exotischsten aller Orte, aus dem ein Oxford-Student kommen kann, Greimerath.“

Andreas Burkard wurde 1986 in Greimerath geboren und wuchs zusammen mit drei Geschwistern im Elternhaus seiner Mutter Irene, geb. Bastgen, auf. Sein Vater Richard Burkard stammt aus Bremm an der Mosel. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester Esther besuchte er die Grundschule in Plein, bevor er aufs Peter-Wust Gymnasium nach Wittlich wechselte. Im März 2006 legte er als Jahrgangsbester dort sein Abitur ab und entschloss sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kindergarten Greimerath-Hasborn. „Die Erfahrungen die ich im Rahmen meiner ‚zweiten Kindergartenzeit‘ gesammelt habe, waren in so vieler Hinsicht lehrreich und erfüllend, dass ich nur dankbar zurückschauen kann“, kommentiert er diese Zeit.

Andreas entschied sich für Islamwissenschaften und Geschichte, weil dieser Studiengang sein Interesse für Sprachen, Literatur und Politik mit einer guten Portion Abenteuer verband. Dabei stand von Anfang an fest, dass er ins Ausland gehen wollte. Im Rahmen seiner Tätigkeit für die damalige Bundestagsabgeordnete Dr. Elke Leonhard lernte er auch deren Mann, den Kommunismus-Experten Wolfgang Leonhard, kennen. Diese Bekanntschaft gab den Anstoß, sich in Oxford zu bewerben, schließlich hatte Leonhard selbst auch dort studiert.

Nach einem Jahr Studium ging Andreas, ausgestattet mit einem Stipendium der Deutschen Studienstiftung, für ein Jahr nach Teheran: „Einerseits sind Iraner unendlich offen und interessiert und entsprechen so gar nicht den Vorstellungen, die sich viele im Westen vom ‚Staat der Mullahs‘ machen, andererseits fühlt man sich dort oft eingeschränkt und beobachtet. Ich habe allergrößten Respekt vor meinen iranischen Freunden, die diese Strapazen jeden Tag aufs Neue meistern und hoffe um ihretwillen, dass sich das Land bald von seiner autokratischen Herrschaft befreien kann“, fasst Andreas wichtige Eindrücke aus dieser Zeit zusammen.
 
Zurück in Oxford wählte Andreas Burkard Arabisch als weitere Fremdsprache und schloss im Juni 2011 sein Studium als einer der Besten des Jahrgangs ab. Er bleibt weiter in Oxford. Im Rahmen seines Masterstudiums studiert er ab Oktober auch noch Türkisch. Sein Ziel ist es, später einmal als Diplomat zu arbeiten. Bei allem Fernweh freut er sich dennoch über jeden Tag, den er in der Eifel verbringen kann: „Wann immer ich wieder nach Greimerath komme, weiß ich, dass ich hierhin gehöre.“ 
 

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