WEGE: VG Daun – mehr Raum für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familien!

Im April letzten Jahres startete Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, den Prozess WEGE – Wandel erfolgreich gestalten! Ziel des WEGE-Prozesses ist es, die Verbandsgemeinde Daun vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zukunftsfähig aufzustellen. Die Vision für die Zukunft der Verbandsgemeinde Daun lautet: „In der Verbandsgemeinde Daun leben – in einer gesunden Welt zu Haus. Lebenswert-gesunder Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsstandort“.

In unserer Interviewserie spricht Werner Klöckner mit der Eifelzeitung über den WEGE-Prozess und die Entwicklungsstrategie der Verbandsgemeinde Daun. Das Thema in dieser Woche lautet „VG Daun – mehr Raum für Kinder, Jugendliche, Senioren und Familien!“
 
EZ: Herr Klöckner, verbirgt sich hinter diesem Handlungsfeld das Stichwort „familienfreundliche Kommune“?
Klöckner: Es ist mehr. Eine familienfreundliche Strategie unterstützt junge Familien bei der Verbindung von Beruf und Familie und lädt sie damit zum Bleiben und Kommen ein. Darüber hinaus möchten wir einen besonderen Blick auf die Situation von Kindern und Jugendlichen werfen. Der Anteil der unter 20-Jährigen an der Bevölkerung wird weiter sinken, nicht nur aufgrund geringerer Geburten, sondern auch weil wir eine Bildungsabwanderung haben. Vor Jahrzehnten war es sicherlich gerechtfertigt, dass die Jugendlichen nach einer auswärtigen Ausbildung oder nach einem Studium ihren Arbeitsplatz zu einem großen Teil nicht in ihrer Heimat suchten. Das ist es heute nicht mehr. Wir haben hier qualifizierte und hochqualifizierte Arbeitsplätze in beachtlicher Zahl. Ich habe es in einem anderen Interview bereits gesagt: Unsere Arbeitgeber beklagen einen Fachkräftemangel! Wir können es uns schlichtweg nicht mehr erlauben, dass einer nicht mehr zurückkommt, obwohl hier ein Arbeitsplatz ist.

EZ: Wenn wir Sie richtig verstehen, wollen Sie mit dem „Blick auf die Kinder und Jugendlichen“ in dieser Frage eine Änderung bewirken?

Klöckner: Ich will zumindest erreichen, dass unsere Jugendlichen erkennen, dass sie auch hier eine Zukunft haben. Es gibt sicherlich einen Image-, Identifikations- und Kommunikationsmangel. Dem kann man entgegenwirken, indem regionale Identität bei Kindern und Jugendlichen gestärkt wird. Es geht um emotionale Bindung an ihre Heimat. Bei den Kleinsten kann es bereits sinnvoll sein, dies in die Kita-Betreuung zu integrieren. Deshalb haben wir auch die Absicht, zumindest in den kommunalen Kindergärten über Leitbilder die Themen Gesundheit und Heimat in die Kindergartenarbeit einzubringen. Wie, dass weiß ich noch nicht genau. Bei Gesundheit stelle ich mir allerdings die drei Säulen Bewegung, Ernährung und Salutogenese vor. Für die Jugendlichen besteht die Absicht, deren Teilhabe bei der Gestaltung ihrer Heimat zu unterstützen. Es ist keinesfalls so, dass die Jugendlichen hieran kein Interesse haben. Im Gegenteil. Entscheidend ist, dass die richtigen Zugänge gefunden werden und das geboten wird, was die Jugendlichen interessiert. Ziel ist dabei ebenfalls, die emotionale Bindung zur Heimat zu fördern. Dazu gehört natürlich auch, die Jugendarbeit in Vereinen zu unterstützen. Im Interview von letzter Woche konnte ich ja berichten, dass wir den hier Tätigen einiges an Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen möchten. Diese zielen auch darauf ab, sie hinsichtlich der Erwartungen der Jugendlichen „auf dem Laufenden zu halten“. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die VG-Jugendpflege nennen. Frau Feller führt nicht nur eine Reihe eigener Projekte mit dieser Zielsetzung durch, sondern steht auch den Ortsgemeinden und Vereinen begleitend und beratend in der Jugendarbeit zur Verfügung.

EZ: Wie wollen Sie denn die Zugänge zu den Jugendlichen finden bzw. in Erfahrung bringen, was sie interessiert?
Klöckner: Es sollen Methoden der sozialräumlichen Jugendarbeit eingesetzt werden. Z. B. ist vorgesehen, gemeinsam mit den Jugendlichen einen Streifzug durch ihre Gemeinde zu machen. So lernen wir die Dörfer aus der Sicht der Jugendlichen kennen. Dies wird dann auch nochmals mit den Kleineren gemacht. Gleichzeitig erfahren wir von den Jugendlichen wie sie ihre Zukunft in ihrer Heimat sehen. Des Weiteren wollen wir in Zusammenarbeit mit einer weiterführenden Schule eine Kinder- und Jugendbefragung durchführen. Dies zu den Wünschen der Kinder und Jugendlichen hinsichtlich ihrer Freitzeit- und Beteiligungserwartungen gegenüber ihrer Gemeinde und der Verbandsgemeinde. Die Ergebnisse werden ausgewertet und den Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt. In jedem Fall werden die daraus gewonnenen Informationen zur Anreicherung der Website www.mydaun.de genutzt.

EZ: Wir möchten nochmals auf die „familienfreundliche Kommune“ zurück kommen. Sind die Kommunen in der Verbandsgemeinde Daun familienfreundlich?
Klöckner: Wir sind auf dem besten Weg dorthin. Dies in der Erkenntnis, dass wir uns in einem familiären Wandel befinden. Die Familienformen haben sich auch bei uns bereits geändert. Viele Alleinerziehende, Familien in denen beide Elternteile arbeiten wollen oder müssen. Es ist auch nicht mehr so, dass für die Kinder an Nachmittagen im familiären Umfeld, sprich bei den Großeltern, eine Betreuung gewährleistet werden kann. Wenn z. B. ein Bundeswehrsoldat mit seiner Familie hier hinzieht, ist es doch wohl die Ausnahme, dass die Eltern oder Schwiegereltern mitkommen. Das bedeutet für uns als Schulträger und Träger von Kindertagesstätten, dass wir ständig bemüht sein müssen, dem sich dynamisch entwickelnden Betreuungsbedarf Rechnung zu tragen. In den letzten Jahren hat sich hier auch Enormes entwickelt: Ganztagsplätze mit Mittagsbetreuung in den Kitas, die Kitas werden bereits jetzt schrittweise so ausgelegt, dass die Aufnahme von Einjährigen gewährleistet werden kann, Einrichtung von Hortplätzen etc. Meine Zielsetzung ist, dass für jedes Kindergartenkind entsprechend der individuellen Bedarfssituation ein Betreuungsangebot gewährleistet wird. Wenn es darauf ankommt, kümmere ich mich auch persönlich darum und tue mein Möglichstes.

EZ: In diesem Zusammenhang sind ja auch die Ganztagsschulen zu sehen.
Klöckner: Ja, sicherlich. Mir ist keine Verbandsgemeinde bekannt, in der durch das Land drei Ganztagsgrundschulen eingerichtet und finanziert sind. Zudem finanzieren wir als Schulträger das freiwillige Ganztagsangebot in Dockweiler. An den Grundschulen in Üdersdorf und Wallenborn werden wir uns bei einem entsprechenden Bedarf auch damit beschäftigen. An der Realschule plus Gillenfeld finanzieren wir ebenfalls das Angebot am Nachmittag. Das zeigt auch hohes Bewusstsein und Bereitschaft zu finanziellem Engagement bei den kommunalpolitisch Verantwortlichen in der Verbandsgemeinde Daun.

EZ: Das heutige Handlungsfeld umfasst auch die Senioren. Über die Situation der älteren Bevölkerung haben wir uns doch bereits unterhalten. Meinen Sie hiermit jetzt etwas anderes?
Klöckner: Speziell mit der Situation der Älteren beschäftigt sich ja das Handlungsfeld „VG Daun – altersgerechte Dörfer!“. Sie haben recht, darüber haben wir uns schon unterhalten. Wenn Senioren auch im Zusammenhang mit Kindern, Jugendlichen und Familien genannt werden, dann ist damit die Verbindung von Jung und Alt gemeint. Wir haben noch nicht viel darüber nachgedacht. Aber z. B.: Warum soll es nicht einmal einen Kinder- und Seniorengarten geben? Das neueste Magazin der Bertelsmannstiftung „change“ trägt das Titelthema „Chancen für die nächste Generation – So meistern Jung und Alt die Herausforderung von morgen“. Darin werden Beispiele des Mehrgenerationenwohnens ebenso vorgestellt wie Projekte aus Hattingen von Jung und Alt und für Jung und Alt. Es eröffnen sich noch viele Ideen, wie dieser Bereich umgesetzt werden kann.
Es gibt aber auch schon Konkretes: Auf dem ehemaligen Portalux-Gelände in Boverath ist ja die Errichtung des LieserParks geplant, eine Wohnanlage für Jung und Alt mit entsprechenden Dienstleistungs- und Freizeitangeboten. Eine tolle private Investition.

EZ: Wir danken für das Gespräch.

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