WEGE: VG Daun – landschaftlich einzigartig!

Im April letzten Jahres startete Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, den Prozess WEGE – Wandel erfolgreich gestalten! Ziel des WEGE-Prozesses ist es, die Verbandsgemeinde Daun vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zukunftsfähig aufzustellen. Die Vision für die Zukunft der Verbandsgemeinde Daun lautet: „In der Verbandsgemeinde Daun leben – in einer gesunden Welt zu Hause. Lebenswert-gesunder Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsstandort“.

In unserer Interviewserie spricht Werner Klöckner mit der Eifelzeitung über den WEGE-Prozess und die Entwicklungsstrategie der Verbandsgemeinde Daun. Dieses mal fragen wir ihn zum Handlungsfeld „VG Daun – landschaftlich einzigartig!“

EZ: Bei „VG Daun – landschaftlich einzigartig!“ fallen mir sofort die Maare ein. Diese sind einzigartig. Ich nehme an, dass jedoch mehr damit gemeint ist, oder?

Klöckner: Die Einzigartigkeit liegt in der durch den Vulkanismus geprägten Landschaftsform mit ihren Vulkankratern und Vulkankegeln. Es sind also nicht nur die mit Wasser gefüllten Maare, wenn gleich diese ohne Zweifel das Herausragende sind. Es ist aber noch mehr. Das ist unsere Kulturlandschaft und das ist die teilweise seltene und vielfältige Flora und Fauna. Dies zu erhalten und weiter zu entwickeln, wird in dem heute angesprochenen Handlungsfeld bearbeitet.

EZ: Wie passt es denn dazu, wenn weitere Rohstoffabbauflächen ausgewiesen werden sollen?

Klöckner: Bei dem was jetzt diskutiert wird, geht es nicht um Rohstoffabbauflächen, sondern um Vorranggebiete Rohstoffsicherung. Mit einer solchen regionalplanerischen Festsetzung soll eine etwaige spätere Rohstoffgewinnung ausschließende oder erschwerende Nutzung verhindert werden. Ob es jemals dazu kommen wird, werden ggf. folgende Generationen entscheiden müssen. Gleichwohl ist die Diskussion gerechtfertigt. Denn sie hat das Bewusstsein dafür geschärft, was unsere Landschaft ausmacht und dass wir sorgfältigst mit ihr umgehen müssen. Andererseits hat unsere Region auch eine „Rohstoffverantwortung“. Es müssen Kriterien gefunden werden, wie man damit umgeht. Ich könnte mir die Prämisse vorstellen: Bevor überhaupt über einen weiteren Aufschluss – wenn überhaupt – nachgedacht wird, müssen die erschlossenen Vorkommen erschöpft sein.

„Zuerst müssen die erschlossenen Vorkommen erschöpft sein.“

Wir können nicht dieses Handlungsfeld in unserer Strategie festlegen oder uns als therapeutische Landschaft gesundheitstouristisch neu aufstellen, wenn auf der anderen Seite weiter Berge abgebaut werden. Diese Sensibilität müssen wir auch bei einer etwaigen Neuausweisung von Vorranggebieten Windkraft berücksichtigen.

EZ: Sie haben eben die Kulturlandschaft angesprochen. Damit meinen Sie doch sicher den Wechsel von Offenland und Wald, oder?

Klöckner: Kulturlandschaft ist das, was durch die Bewirtschaftung geprägt ist. Und da spielen Land- und Forstwirtschaft die entscheidende Rolle. Sie sind die Kulturlandschaftspfleger. Die von Ihnen beschriebene Wechselwirkung ist neben der vulkanisch geprägten Landschaftsform die landschaftliche Basis für unseren Tourismus, gerade für den Gesundheitstourismus. Auch aus diesem Grund haben wir einen hohes Interesse an dem Erhalt der Kulturlandschaft. Eine funktionierende Land- und Forstwirtschaft ist hierfür also Voraussetzung. Ohne die Landwirte verbuschen unsere Wiesen und Felder, es wächst alles zu. Da wo heute schon keine Landbewirtschaftung mehr stattfindet, müssen landschaftspflegerische Maßnahmen erfolgen, um der Verbuschung entgegen zu treten. Hierbei spielen die Naturschutzverbände eine bedeutsame Rolle, die mit fachlichem und hohem zeitlichen Engagement dies leisten. Hierzu gehört z. B. auch die Stiftung Schalkenmehrener Maar(e), die mit ihren Möglichkeiten Freistellungsmaßnahmen an den Maarhängen unterstützt.

EZ: Gibt es nicht für die Maarlandschaft den Vorschlag eines Leaderprojektes?

Klöckner: Ja, tatsächlich. In dem rheinland-pfälzischen Strategiepapier für ländliche Entwicklung aus dem Jahre 2008 sind die Flurbereinigungsverfahren Schalkenmehren und Udler exemplarisch für die Entwicklung von Kulturlandschaften mit geologischen Besonderheiten ausgewählt worden. Dabei ist es Zielsetzung, die Besonderheiten der Kulturlandschaft herauszustellen und optimale Bedingungen für eine schonende, umweltgerechte landwirtschaftliche Nutzung zu schaffen. Gleichzeitig soll die touristische Erschließung weiter entwickelt werden. Räumlich bezieht sich dies auf das Weinfelder Maar, die Trockenmaare im Umfeld von Schalkenmehren und das Natur- bzw. Vogelschutzgebiet Sangweiher. Die Konzeption wird unter Federführung des DLR Eifel erarbeitet.

„Der Naturpark ist eine große Chance für unsere Region.“

EZ: Welche Rolle spielt denn dabei der Naturpark Vulkaneifel?

Klöckner: Ich hoffe, alsbald eine große. Der Naturpark hat die Aufgabe, all das, was unsere Landschaft ausmacht, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Z. B. die charakteristische Vielfalt, Eigenheit und Schönheit der durch vielfältige Nutzungen geprägten Landschaft und ihre Arten- und Biotopvielfalt; dazu ist eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung anzustreben. Oder: Erhalt, Pflege und Entwicklung der Kultur- und Erholungslandschaft unter Einbeziehung der Land- und Forstwirtschaft.

Das steht so in der Naturparkverordnung. Das vergangene Jahr und der Anfang diesen Jahres wurden dazu genutzt, den Naturpark institutionell und finanziell auf solche Füße zu stellen, dass er mit seiner Arbeit beginnen kann. Die personelle Ausstattung ist noch nicht abgeschlossen. Der Naturpark muss dann „gelebt“ werden. Er ist eine große Chance für unsere Region, nicht nur, was Landschaftspflege angeht, sondern insgesamt. Ein Naturpark kann auch als Instrument zur nachhaltigen Regionalentwicklung genutzt werden. Dazu sind alle Akteure aufgerufen, die ein Interesse daran haben.

EZ: Wir danken für das Gespräch.

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