WEGE: VG Daun – hat Energie!

Im April letzten Jahres startete Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, den Prozess WEGE – Wandel erfolgreich gestalten! Ziel des WEGE-Prozesses ist es, die Verbandsgemeinde Daun vor dem Hintergrund des demographischen Wandels zukunftsfähig aufzustellen. Die Vision für die Zukunft der Verbandsgemeinde Daun lautet: „In der Verbandsgemeinde Daun leben – in einer gesunden Welt zu Hause. Lebenswert-gesunder Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsstandort“.

In unserer Interviewserie spricht Werner Klöckner mit der Eifelzeitung über den WEGE-Prozess und die Entwicklungsstrategie der Verbandsgemeinde Daun.

EZ: In unserem heutigen Interview wollen wir uns mit Ihnen über das Handlungsfeld „VG Daun – hat Energie!“ unterhalten. Letztes Jahr ist die VG Daun Mitglied der eegon geworden. Hat dies etwas mit dem genannten Handlungsfeld zu tun?
Klöckner: Regionale Energieversorgung ist ein Zukunftsthema für den ländlichen Raum. Dabei geht es um den Einsatz von regenerativen Energien bis hin zu einer 100 %-Versorgung. Darin steckt auch ein enormes Potential der regionalen Wertschöpfung. Dazu passt die eegon. eegon steht für Eifeler Energiegenossenschaft. Seit einigen Jahren gibt es eine Wiederbelebung des Genossenschaftsgedankens. Dies auch deshalb, weil das Genossenschaftsgesetz geändert wurde. Genossenschaften können einen breiteren Aufgabenbereich wahrnehmen, Gründung und Geschäftsbetrieb wurden vereinfacht. Ich hatte selbst die Absicht, für die Bürgerinnen und Bürger meiner Verbandsgemeinde eine Energiegenossenschaft – gemeinsam mit der Volksbank – zu initiieren. Als die eegon einen erfolgreichen Start hatte, war es für den Verbandsgemeinderat keine Frage, dass wir ihr beigetreten sind. Wir möchten damit als VG Daun für unsere Bürgerinnen und Bürger ein Signal geben. Die eegon ist ein sinnvolles Unternehmen der regionalen Energieversorgung. Alle Schulen der Verbandsgemeinde sollten auch Mitglied werden. Das hat uns jedoch die Aufsichtsbehörde aufgrund unserer derzeit defizitären Haushaltslage zunächst untersagt. Mit dieser Mitgliedschaft wollten wir das Thema der uns nachfolgenden Generation näher bringen.

EZ: Was hat das mit regionaler Wertschöpfung zu tun?
Klöckner:  Regionale Energieversorgung bedeutet, dass die in der Region benötigte Energie auch in der Region erzeugt wird. Nehmen wir den Energieträger Holz: Holz aus unseren Wäldern mit Arbeitskräften aus unserer Region eingeschlagen, aufgearbeitet und von regionalen Unternehmen vermarktet, zu den Kunden gebracht. Das ganze Geld bleibt in der Region. Die eegon hat bislang – so glaube ich  – nur Anlagen für Solarstrom errichtet. Sie kann es steuern, dass nur Unternehmer aus der Region diese Anlagen installieren. Wenn sie einmal so stark ist, auch eine Windkraftanlage bauen und betreiben zu können, dann bleibt ein großer Teil des Profits in der Region und fließt keinem Investor zu, der unter Umständen noch im Ausland sitzt.

EZ: Hat der AKW-Unfall in Japan nach Ihrer Meinung in dieser Frage etwas bewirkt?
Klöckner: Viele Regionen haben die Themen CO2-neutrale Versorgung und regionale Energieversorgung seit Jahren nicht nur im Auge, sondern sie verfolgen diese konsequent. Der Unfall am 10. März diesen Jahres hat jedoch enorm das Bewusstsein geschärft. Dies nicht nur für die Gefahren der Atomkraft, sondern auch für die Abhängigkeit von großen Konzernen und von fossilen Energieträgern.

 „Regionale Energieversorgung gewährleistet Preisstabilität“

Die Preisentwicklung von Heizöl in den letzten Monaten hat dazu beigetragen. Regionale Energieversorgung, also eine Versorgung mit vor Ort verfügbaren, insbesondere regenerativen Energieträgern, gewährleistet eine wesentlich größere Preisstabilität. Das gilt z. B. für die gerade schon genannte Energieholzkette. Diese Unabhängigkeit und Preisstabilität ist auch der Grund dafür, dass sich einige unserer Unternehmen damit beschäftigen, sich energetisch autark versorgen zu wollen. Ich glaube, wir sind da erst am Anfang.

EZ: Sie haben Windräder genannt. Wird das wieder ein Thema für die VG Daun werden?

Klöckner:Die Regionale Planungsgemeinschaft hat uns ja den Auftrag gegeben, weiter darüber nachzudenken. Auch in der am Freitag letzter Woche verabschiedeten rot-grünen Koalitionsvereinbarung ist das ein Thema. 2 % der Landesfläche sollen als Windkraftgebiete ausgewiesen werden. Was das für unsere VG bedeutet, weiß ich noch nicht. Wir haben bei der Ausweisung unserer Flächen vor mehr als zehn Jahren sehr sorgfältig die unterschiedlichen Belange abgewogen und insbesondere Landschaftsbildgesichtspunkte und Aspekte des Tourismus berücksichtigt. Bei einer Zielsetzung zur CO2-neutralen oder energieautarken Region muss man auf einen Energiemix bauen. Für die vorhandenen Windräder stellt sich auch die Frage des Repowerings. Und beim Energiemix spielt Biomasse für mich eine große Rolle, gerade vor dem Hintergrund unseres großen Waldanteils. Seit zwei Jahren gibt es auch das Bioenergie Netzwerk Eifel. Das ist der Erfolg eines bundesweiten Wettbewerbs. Das Netzwerk unterstützt eine effiziente und mit nachhaltiger Wertschöpfung verbundene Nutzung von Bioenergie. Zielsetzung ist, die Eifel als Modellregion zu entwickeln.

EZ.: Wird in den Gebäuden der VG Daun auch regenerative Energie eingesetzt?
Klöckner: Wir haben Pelletsheizungen an den Grundschulen Daun und Dockweiler, jeweils mit einem Nahwärmenetz. Die Heizung unseres Verwaltungsgebäudes soll in diesem Jahr ebenfalls umgestellt werden. Auf unserem Verwaltungsgebäude ist eine Solarstromanlage und auf dem am 1. Mai wieder eröffneten Hallenbad sind Luftkollektoren errichtet. Das Hallenbad zeigt allerdings auch, dass es nicht nur um Energieerzeugung, sondern auch um Energieeffizienz und Energieeinsparung geht.

„Energieeinsparung liegt als Erstes ökologisch auf der Hand“

In den letzten Jahren haben wir, auch Dank des Konjunkturpakts II, eine ganze Reihe unserer Gebäude effizienter und sparsamer ausstatten können. In der kommenden VG-Ratssitzung beschäftigen wir uns mit dem Beitritt zum Klimaschutzkonzept für die Region Trier. Dabei geht es um Energiecontrolling und –management und die weitere energetische Sanierung von Gebäuden.

EZ: Wir können uns vorstellen, dass im privaten Bereich auch einiges an Sanierungen ansteht.

Klöckner: Energetische Sanierung wird im Privaten eine noch größere Rolle als bislang einnehmen. Das hat nicht nur etwas mit gesetzlichen Vorgaben zu tun, sondern mit dem Geldbeutel. Es ist auch so: Wenn heute einer ein Haus kauft, dann sieht er sich den Energieausweis an. Im Handlungsfeld „VG Daun – Dorfinnenentwicklung hat Vorrang!“ habe ich mich ja mit Ihnen über Potentiale in alter Bausubstanz unterhalten. Will man diese zukunftsweisend sanieren, spielen auch energetische Gesichtspunkte eine Rolle. Und wenn ich durch unsere Dörfer fahre, mir die Sanierungsmaßnahmen ansehe, haben das viele erkannt. Energie einzusparen ist das, was als Erstes ökologisch auf der Hand liegt.
 
EZ: Wir danken für das Gespräch.
 

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