Interview der Eifelzeitung mit dem Landratskandidaten Gregor Eibes (CDU)

EAZ: Herr Eibes, Sie möchten am 27. März zum neuen Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich gewählt werden. Keine leichte Aufgabe, oder?
Gregor Eibes: Das Amt des Landrates stellt sehr hohe Anforderungen an den Amtsinhaber. Ich traue mir aufgrund meiner langjährigen beruflichen Erfahrungen zu, diese Anforderungen zu erfüllen. Ich verfüge durch meine Verwaltungsausbildung, mein Studium und meine 14-jährige Tätigkeit als Bürgermeister der Gemeinde Morbach über vielfältige Erfahrungen. Diese würde ich gerne in meine Arbeit für den Landkreis einbringen.

EAZ: Welche Erfahrungen wären das konkret?
Gregor Eibes: Zu diesen Erfahrungen zähle ich beispielhaft meine umfassenden Rechtskenntnisse und die Personalführungskompetenz, die ich mir als Leiter einer Behörde mit ca. 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeitet habe. Diese wird unabdingbar sein, um ein Unternehmen Kreisverwaltung mit knapp 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen zu können. Bei der Arbeit mit den Medien werden meine Erfahrungen als langjähriger Pressesprecher der Kreisverwaltung sehr hilfreich sein.

EAZ: Der zukünftige Landrat ist aber auch Vorsitzender des Kreistages und seiner Ausschüsse. Wie wollen Sie die Arbeit mit den Gremien gestalten?

Gregor Eibes: Offen und transparent unter Einbeziehung aller im Kreistag vertretenen Parteien und Gruppierungen. Gleichwohl werde ich es mir nicht nehmen lassen, als Impulsgeber eigene Positionen zu beziehen und diese in die Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen. Insofern sehe ich mich ganz klar als Teamplayer, dessen Aufgabe es ist, ein gutes kommunalpolitisches Klima zu schaffen, wobei es immer wichtig sein muss, dass trotz gegenteiliger Meinungen der Respekt und die Achtung vor Andersdenkenden erhalten bleibt. Das dies so machbar ist, habe ich in Morbach bewiesen, wo es mir zu Beginn meiner Amtszeit gelungen ist, eine sehr auf politischen Streit ausgelegte Stimmung im Gemeinderat in kürzester Zeit zu befrieden. Eines muss klar sein: Die Bürgerinnen und Bürger akzeptieren Entscheidungen der politischen Gremien viel eher, wenn sie offen diskutiert und möglichst im breiten Dialog auf den Weg gebracht wurden.

EAZ: Welche konkreten Ziele wollen Sie als Landrat verfolgen?
Gregor Eibes: Der Landkreis ist Träger fast aller weiterführenden Schulen und Förderschulen im Landkreis. Junge Menschen im Landkreis brauchen für ihren beruflichen Erfolg eine gute Bildung. Die Schulstruktur im Landkreis in ihrer heutigen Form muss über die aktuelle Schulreform zügig die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich die Schulen endlich wieder ihrer ureigenen Aufgabe, der Bildung unserer Kinder bei optimaler Lehrerausstattung und minimalem Unterrichtsausfall widmen können. Gleichwohl wird uns der demografische Wandel gerade in der Schullandschaft immer wieder vor neue Herausforderungen stellen.

Die Kreisstraßen müssen in unserem Flächenlandkreis ein weiterer Investitionsschwerpunkt sein. Wir müssen den Menschen vor Ort klar machen, dass nicht alles auf einmal machbar ist, wir müssen ihnen jedoch Perspektiven aufzeigen, dass etwas geschieht und wann ihre Straße konkret an der Reihe ist. Auch das Land ist hier mit einem umfassenden Sonderprogramm gefordert, denn bei der Sanierung der Straßen bedeutet weiterer Aufschub noch höhere Kosten. Es gäbe viele weitere Ziele zu nennen, die jedoch den Rahmen dieses Interviews sprengen. Ich verweise daher zusätzlich auf meine Homepage www.gregor-eibes.de.

EAZ: Worin sehen Sie die Schwerpunkte in der Zusammenarbeit mit den kreisangehörigen Gebietskörperschaften?

Gregor Eibes: Wir müssen uns zukünftig stärker als kommunale Familie formieren und präsentieren, um dem ständigen Reformdruck mit Gesetzen, die immer häufiger die damit verbundenen Kosten auf die kommunale Ebene verlagern, möglichst geschlossen begegnen zu können. Auch der demografische Wandel verlangt zukünftig ein engeres Zusammenrücken, da es immer öfter notwendig sein wird, Infrastrukturen und Dienstleistungen über Gemeindegrenzen hinweg zu koordinieren. Die notwendige Moderatorenfunktion haben Landkreis und Landrat zu übernehmen.

EAZ: Welche Aufgabenfelder sehen Sie hierbei in erster Linie?
Gregor Eibes: Die Dorfentwicklung wird eine ganz zentrale Rolle spielen. Oberstes Ziel muss es sein, unsere Ortskerne zu erhalten und zu stärken, um damit die Lebensqualität in unseren Dörfern zu erhalten.

Die bauliche Entwicklung muss sich vorrangig auf den Innenbereich konzentrieren, neue Baugebiete müssen die Ausnahme bleiben, da ansonsten unsere Infrastruktur nicht mehr bezahlbar sein wird. Die Dorferneuerung muss sich neu orientieren. Nicht nur Sanierungsmaßnahmen dürfen förderfähig sein, sondern auch der Abriss nicht mehr erhaltenswerter Bausubstanz und der dorfgerechte Neubau. Wir müssen in den Ortskernen Angebote für die Jugend und für Seniorinnen und Senioren schaffen, um das Miteinander über Generationen hinweg zu verbessern. Sehr bedeutend sein wird darüber hinaus die Stärkung des Ehrenamtes unter Einbezug bestehender Netzwerke. Unsere Vereine sind die Seele des dörflichen Lebens.

EAZ: Wie wollen Sie die Menschen im Landkreis in die anstehenden Prozesse einbinden?

Gregor Eibes: Für mich ist bei der Aufgabenerfüllung als Landrat ein Punkt von überragender Bedeutung: die Bürgernähe. In meiner Zeit als Bürgermeister in Morbach war für mich die Bürgernähe fester Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Es ist mir in den allermeisten Fällen gelungen, die Menschen mit zu nehmen.
Ich möchte in diesem Bereich die erfolgreiche Arbeit unserer Landrätin Beate Läsch-Weber fortsetzen: Ganz nah an den Menschen sein, ein offenes Ohr für ihre Belange haben, sich um ihre Anliegen kümmern, dabei immer auf dem Boden bleiben und nie vergessen, wo man herkommt.

EAZ: Worin sehen Sie die Ursachen für die hohe Verschuldung des Landkreises?
Gregor Eibes: Der Landkreis hat so gut wie keine eigenen Einnahmen. Er muss seine Ausgaben über die Kreisumlage und die vom Land bereitgestellten Schlüsselzuweisungen finanzieren. In den letzten Jahren waren dramatische Anstiege der Ausgaben im Bereich Soziales, Jugend und Familie durch Landes- und Bundesgesetze zu verzeichnen, ohne dass dem Landkreis die dafür erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung gestellt wurden. Diese chronische Unterfinanzierung ist die Hauptursache, was kürzlich eindeutig vom Oberverwaltungsgericht in Koblenz in einem Urteil festgehalten wurde. Das Land ist nunmehr an der Reihe, die Vorgaben des Urteils umzusetzen. Darüber hinaus muss es eine weitreichende Reform des kommunalen Finanzausgleichs geben. Aber auch der Landkreis muss wegen der angespannten Haushaltssituation alle Einsparmöglichkeiten nutzen und Ausgaben kritisch hinterfragen. Ein Beispiel ist hier die Umsetzung des Zieles „ambulant vor stationär“ in der Jugendhilfe, der Eingliederungshilfe sowie bei der Hilfe zur Pflege. Auch die Verwaltungsstrukturen und -abläufe sind bezüglich ihrer Effizienz zu hinterfragen.

EAZ: Die aktuellen Ereignisse in Japan zeigen, dass am zügigen Ausbau erneuerbarer Energien kein Weg vorbeiführt. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?
Gregor Eibes: In den letzten 10 Jahren habe ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern intensiv an der Entwicklung und Umsetzung der regenerativen Energien gearbeitet. Denn den regenerativen Energien gehört die Zukunft. Wir haben gemeinsam mit der Fa. Juwi aus Wörrstadt mit der Energielandschaft in Morbach ein Modellprojekt aufgebaut, das mittlerweile von über 20.000 Menschen aus über 70 Ländern besichtigt wurde. Dort werden mittlerweile ca. 55 Mio. KW Strom erzeugt und die entstehende Wärme wird vollständig genutzt. Hier wurden Energiekreisläufe aufgebaut, die für andere Standorte Vorbild sein können. Ziel wird es sein, über die Entwicklung eines regionalen Energiekonzeptes den Landkreis vom Energieimporteur zum Energieexporteur zu entwickeln. In dem Zusammenhang wird es auch möglich sein, über die Nutzung regionaler Rohstoffe die regionale Wertschöpfung zu verbessern.

EAZ: Eine abschließende Frage: Gibt es für Sie eine Art Leitbild, an dem Sie sich orientieren?

Gregor Eibes: Es wird immer wichtiger werden, heute schon den Blick für das Morgen zu haben. Von daher versuche ich stets, die Worte des amerikanischen Schriftstellers Will Rogers zu leben: „Selbst wenn du auf dem richtigen Weg bist, wirst du überrollt, wenn du dort nur herumsitzt.“ Diese Aussage werde ich auch zum Grundsatz für meine weitere Arbeit machen. Ich würde mich freuen, wenn mich die Bürgerinnen und Bürger am 27. März zum neuen Landrat meines Heimat-Landkreises wählen würden. Ich verspreche ihnen: Ich werde mein Bestes für die Menschen im Landkreis Bernkastel-Wittlich geben.

EAZ: Wir danken für das Gespräch.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen