Erneuerbare Energien

Die EAZ Eifel-Zeitung spricht  heute mit der Geschäftsführerin Petra Fischer und der Prokuristin Sandra Wimmeler über die vielfältigen Aufgabengebiete des Unternehmens und deren Projekte.

Die Eifelacker & Wald GmbH gehört seit Februar 2010 zur TechniRopa Holding, zu der auch die Firmen TechniSat Digital GmbH mit ihren Niederlassungen und die Firma TPS Technitube Röhrenwerke GmbH gehören.

Ziel der Eifelacker & Wald GmbH ist es, die Energieversorgung von fossilen Brennstoffen auf nachwachsende Rohstoffe bei der kompletten TechniRopa Holding umzustellen und somit unabhängig von den regulären Energielieferanten zu werden – und das in den kommenden fünf Jahren.

Das Aufgabengebiet von Eifelacker & Wald GmbH besteht darin, sich um die Pflanzung, Pflege und Ernte der Miscanthus-Pflanzen zu kümmern. Die Bewirtschaftung der Felder wird vom Unternehmen selbst durchgeführt. Die Eifelacker & Wald GmbH hat in Berlingen vor einiger Zeit den Weilerhof erworben und damit den Status eines landwirtschaftlichen Betriebes erhalten.

EAZ: Was bewegte Sie, die Eifelacker & Wald GmbH zu gründen?

Fischer: Gerade die aktuelle Situation zeigt ja wieder, dass die erneuerbaren  Energien für die Zukunft sehr wichtig sind. Die immer knapper werdenden Erdöl-Ressourcen und der gestiegene Bedarf haben uns dazu bewogen, mehrere alternative Versorgungswege zu finden.

EAZ: Warum haben Sie sich für Miscanthus entschieden?

Fischer: Miscanthus zeichnet sich durch die hohen Energieerträge im Vergleich zu heimischen Pflanzen aus. Es ist eine sehr ertragreiche Biomassepflanze mit raschem Wuchs und hohen Erträgen. Hier in der Eifelregion kann der Ertrag zwischen 10 und 15 Tonnen je Hektar liegen. Zudem kann Miscanthus bei einmaliger Pflanzung mindestens 20 Jahre geerntet werden und dies mit wenig Arbeitsaufwand.

EAZ: Sie sagen Biomassepflanze – wollen Sie eine Biogasanlage bauen?

Fischer: Nein! Wir halten Biogasanlagen für nicht effizient, wenn die Abwärme nicht genutzt wird. Der Vorteil von Miscanthus ist, dass man ihn trocken erntet und direkt verbrennen kann. Wir müssen den Umweg über die Gaserzeugung nicht gehen. Die Hackschnitzel oder Pellets aus Miscanthus werden direkt in Hackschnitzel-Heizungsanlagen zu Energie umgewandelt.

EAZ: Ich dachte Hackschnitzel sind aus Holz?!

Fischer: Das stimmt nur zum Teil. Die getrockneten Miscanthus-Hackschnitzel haben je Kilogramm in etwa den gleichen Heizwert wie Holzhackschnitzel. Der Nachteil bei Miscanthus ist das geringe Gewicht und das verhältnismäßig große Volumen je Kilogramm. Wir setzen auf einen gesunden Mix dieser beiden Energielieferanten. Wir haben derzeit bereits 150 Hektar eigenen Wald.

EAZ: Bisher hat man wenig von den Miscanthus-Pflanzen hier in der Gegend gesehen. Haben Sie denn bereits Miscanthus angepflanzt?

Wimmeler: Wir haben bereits 30 Hektar hier in der Vulkaneifelregion
angepflanzt, unter anderem in Üdersdorf und an unserem Betrieb in Berlingen. Im Frühjahr dieses Jahres werden wir weitere Flächen mit Miscanthus bepflanzen. Wir arbeiten außerdem eng mit dem Maschinenring Trier-Wittlich zusammen, auf deren Bestände wir ebenfalls teilweise zurückgreifen können.

EAZ: Rechnet sich das?

Wimmeler: Ja! Das ist eine ganz einfache Rechenaufgabe. Der derzeitige Heizölpreis liegt bei 0,85 Euro brutto und es ist damit zu rechnen, dass er weiter ansteigen wird. Rechnen wir mit dem jetzigen Heizöl-Preis, also 0,85 Euro je Liter:

Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch eines Einfamilienhauses von 2000 Liter Heizöl ergibt sich ein Preis von 1700 Euro. Für Miscanthus-Hackschnitzel zahlen Sie im Vergleich dazu nur 500 Euro, denn ein Kilogramm Miscanthus ersetzt 0,4 Liter Heizöl – bei einem Marktpreis von 100 Euro je Tonne. Somit ergibt sich eine Ersparnis von 1200 Euro pro Jahr. Wobei hier natürlich noch die zusätzlichen Anschaffungskosten der neuen Heizungsanlage zu beachten sind.

EAZ: Was ist das besondere an einer Hackschnitzel-Heizung?

Wimmeler: Anstatt eines Ölkessels haben Sie hier einen Vorratsbunker mit Hackschnitzeln, aus dem über eine Austragschnecke das Hackgut in die Brennkammer gefördert wird. Der Vorteil ist, dass man die von der Ölheizung bestehenden Heizkörper, den Pufferspeicher und die Anschlussleitungen weiterhin nutzen kann.

EAZ: Haben Sie bereits eine Hackschnitzel-Heizung?

Fischer: Ja, die erste kleine 60kW-Heizung ist seit gut einem Monat problemlos am Weilerhof in Berlingen in Betrieb.

EAZ: Womit beschäftigen Sie sich noch?

Fischer: Wir haben im letzten Jahr mit dem Anbau von Kartoffeln begonnen und pflanzen in diesem Jahr drei verschiedene Sorten auf vier Hektar an – und zwar die Sorte Agria, Laura und Pirol. Außerdem haben wir im letzten Herbst Raps und Topinambur angepflanzt.

EAZ: Was haben Sie damit vor?

Fischer: Uns ist die Wertschöpfung in der Eifel sehr wichtig. Die Kartoffeln möchten wir zu hochwertigen Eifeler Kartoffelchips verarbeiten und den Raps zu hochwertigem Speiseöl.

Topinambur ist vielfältig einsetzbar. Man kann daraus unter anderem Chips und Schnaps herstellen. Zudem findet es in der modernen Küche immer häufiger seinen Einsatz. Es ist übrigens besonders für Diabetiker geeignet.

EAZ: Wir haben gehört, dass Sie neben diesen vielfältigen Bereichen auch das ehemalige Portalux-Gelände in Daun gekauft haben. Was planen Sie hier?

Wimmeler: Der Lieserpark soll ein Wohnprojekt für Jung und Alt werden. Wir planen eine attraktive Wohnbebauung mit Stadtvillen und Mehrfamilienhäusern auf Miet- und Eigentumsbasis.

Alle Häuser und Wohnungen sollen an eine Fernwärmeanlage angeschlossen werden. Die Heizanlage wird voraussichtlich hinter dem TechniSat Kunden- und Logistikzentrum (TKL) errichtet und mit Miscanthus- und Holz-Hackschnitzeln befeuert. Der Lieserpark bietet teilweise barrierefreies Wohnen – was für Jung und Alt ein großer Vorteil ist. Wir befinden uns derzeit noch in der Vorplanung des Projektes. Weitere Informationen zu Baubeginn, Wohnungsgröße und -preise werden wir in Kürze bekannt geben.

EAZ: Wir danken für das    
Gespräch.
 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen