Eifel-Zeitung aktuell: Den Landratskandidaten auf den Zahn gefühlt Heute: Frank Kanwischer

Am 27. März wählt der Landkreis Bernkastel-Wittlich einen Nachfolger für die in die Finanzwelt wechselnde Beate Läsch-Weber. Inzwischen ist neben Gregor Eibes und Werner Spindler Kandidat Nummer 3 benannt: Frank Kanwischer von den Freien Wählern.

Wer genau ist Frank Kanwischer, FWG?

EAZ: Wann und wo wurden Sie geboren, wo wuchsen Sie auf, wann machten Sie wo welchen Schulabschluss und welche Ausbildung mit welchem Abschluss durchliefen Sie? Welchen Job / Posten haben Sie aktuell inne und seit wann?
Frank Kanwischer: Ich wurde am 16.04.1957 in Bad Harzburg/ NI geboren. Dort wuchs ich in „kleinen Verhältnissen“, aber nicht unglücklich auf. Nach Abschluss der Realschule beendete ich eine Tischlerlehre.
In Hildesheim erwarb ich die Fachhochschulreife. Danach beendete ich an der dortigen Fachhochschule ein Ingenieurstudium, schloss dann an der Fachhochschule Pforzheim ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium als Diplom- Wirtschaftsingenieur ab.

Mit 28 Jahren begann meine berufliche Laufbahn. Mit unter dreißig Jahren war ich bereits Niederlassungsleiter und trug die damit verbundene Umsatz-, Ergebnis- und Personalverantwortung. Als angestellte Führungskraft sammelte ich 14 Jahre Erfahrungen in unterschiedlichen Managementpositionen.  Mit 42 Jahren gründete ich 1999 eine Beratungsgesellschaft. Als beratender Betriebs- und Volkswirt begleitete ich Existenzgründer in ihre Selbstständigkeit und half Unternehmen, die in Krisen geraten waren.   

2003 wurde ich zum Vorstandsvorsitzenden einer Raiffeisenhandelsgesellschaft bestellt. Ich leitete die AG, führte die laufenden Geschäfte, repräsentierte das Unternehmen. Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit war die Verwaltung effizient umzubauen und Finanz- und Rechnungswesen zu modernisieren. Diese Aufgabe hatte einen starken regionalen Bezug.

Im März 2010 erhielt ich die Zulassung als Wirtschaftssenior in der Kfw- Beraterbörse. Voraussetzung für eine Aufnahme sind fachliche Qualifikationen und umfangreiche praktische Erfahrungen in der Bewältigung von Unternehmenskrisen. Mit meinen Regionalpartnern, der IHK und der Handwerkskammer konnte ich mehrere Projekte erfolgreich abschließen, Existenzen und Arbeitsplätze sichern.

EAZ: Haben Sie Kinder?
Frank Kanwischer: Meine Frau und ich haben zwei Töchter. Kristin ist 22 Jahre alt, Marie ist 17 und kam am 25.01.1994 im Wittlicher Krankenhaus auf die Welt.

EAZ: Wann traten Sie in Ihre Partei ein? Was war das Motiv, in genau diese Partei zu gehen, und warum sind Sie ihr über die Jahre treu geblieben?

Frank Kanwischer: Bisher war ich Mitglied in der CSU, aber politisch nicht aktiv. Die CDU/ CSU hängen sich auf die Fahne, bei der Entscheidungsfindung den Willen der BürgerInnen zu repräsentieren. Weit gefehlt! Die Bürger dürfen nicht mitdiskutieren und mitgestalten! Es wird am Willen der Bürger vorbeiregiert. Ich traue der jetzigen Regierung nicht zu den „Karren aus dem Dreck“ zu ziehen und die dringenden anstehenden Probleme zu lösen. Berlin praktiziert ein ungerechtes System. Die CDU/ CSU ist für mich nicht mehr die Volkspartei, an der ich mich orientieren kann.

In den Grundsätzen und den Zielen der FWG sehe ich mehr Zukunftschancen und übereinstimmende Interessen. Das hat mich veranlasst, der FWG beizutreten. Regionales Denken und Handeln sollte zum Leitfaden des gesamtpolitischen Denkens werden.

EAZ: Warum kandidieren Sie im Landkreis Bernkastel-Wittlich?

Frank Kanwischer: Ich sehe für mich persönlich eine große Herausforderung mit vielfältigen Aufgaben. Ich könnte viele meiner Erfahrungen einbringen und mich gleichzeitig in neue, anspruchsvolle Gebiete einarbeiten.

Die Qualifikation bei der Wahl eines Kandidaten sollte ein entscheidendes Kriterium sein. Ein Landrat vertritt den Kreis nach außen, führt die laufenden Geschäfte und die Verwaltung. Mit den anvertrauten Steuermitteln muss er verantwortungsvoll umgehen.  Die FWG hat bei der Wahl zu ihrem Landratskandidaten die Qualifikation berücksichtigt. Das gehört zu unseren wesentlichen Zielen. Ich bin  sehr stolz, dass die FWG sich für mich entschieden hat.

1991 zogen wir berufsbedingt nach Klausen, dann nach Osann- Monzel. 1993 kauften wir uns in Klausen ein Haus. Hier pflanzte ich Bäume und schlug Wurzeln. Seit dieser Zeit pflege ich engste Beziehungen zu dieser Region, die zwischenzeitlich zu meiner Wahlheimat wurde. Ich entdeckte die Reize von Eifel, Mosel und Hunsrück. In dieser einzigartigen Ferienregion möchte ich leben und arbeiten. Gerne würde ich das Unternehmen „Landkreis“ im Dialog mit allen Fraktionen und Personen in den Gremien sowie der Verwaltung führen.

EAZ: Was zeichnet Ihrer Meinung nach diesen Landkreis aus?
Frank Kanwischer: Es ist die Vielfalt.  Auf der einen Seite haben wir ganz unterschiedliche Landschaften: Eifel, Mosel, Hunsrück mit unterschiedlichen Menschen. Ländliche Regionen, das Wirtschaftszentrum Wittlich. Dann die großen wirtschaftlichen Unterschiede: Land- und Forstwirtschaft, der Weinbau, Tourismus, Industrie, Gewerbe und Handel, Handwerk, Freiberufler, Vereine und Verbände: enorme Potentiale.

EAZ: Bernkastel-Wittlich ist pleite wie andere Kreise auch. Was denken Sie generell und speziell im Zusammenhang mit Geld über die Kommunalreform? Können Sie sich vorstellen, dass auch die Grenzen des Kreises dabei verändert werden? Wie stehen Sie zu dieser Möglichkeit?

Frank Kanwischer: Ihre Aussage birgt eine Verniedlichung eines ernsten Problems. Sie sagen Bernkastel- Wittlich ist pleite wie andere Kreise auch. Dadurch bekommt der Leser das Gefühl, dass das ganz normal sei, dass der Kreis verschuldet sei.
Heutige Schulden sind nicht heute entstanden. Eine schleichende Entwicklung führte dazu. Ständig steigen die Anforderungen, die Einnahmen sinken. Ich würde nicht auf eine Kommunalreform warten,  sondern das Thema selbst anpacken.
Was können wir tun, um die negative Entwicklung der Neuverschuldung zu stoppen? Welche Gegenmaßnahmen können wir selbst ergreifen? Sicherlich bedarf es einer Kommunalreform. Die Bürger sollten bei der Gestaltung einbezogen werden.

Sie werden verstehen, dass ich heute keine Aussage über die Notwendigkeit einer Veränderung von Kreisgrenzen treffen kann. In der Wirtschaft habe ich eine Vielzahl von Fusionen erlebt. Dadurch sind Einsparungen möglich; jedoch werden dadurch nicht immer auch die Probleme gelöst.
Eine echte Chance sehe ich in den Kreisen, einmal darüber nachzudenken, welche immer wiederkehrenden Verwaltungsarbeiten in sogenannten Dienstleistungszentren zusammengelegt werden können. Durch die gemeinsame Nutzung kann gespart werden.
Auch sind Ausgliederungen in die Privatwirtschaft durchaus überlegenswert.
Bei allen Überlegungen müssen wir aber auf der Hut sein, damit auch zukünftig die Kreise ihr garantiertes Recht auf kommunale Selbstverwaltung behalten.

EAZ: Bezeichnen Sie sich selbst eher als einen Parteisoldaten oder als einen potentiellen Querdenker mit Mut zu Ideen, die anecken könnten?
Frank Kanwischer: Weder noch. Ich sehe mich eher als Reformer. In der Vergangenheit habe ich immer wieder gezeigt, dass ich neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen bin und selbst Initiative zeige. Trotz ständiger Veränderungsprozesse habe ich immer erfolgreich versucht „Altbewährtes“ zu bewahren und mit Innovationen zu ergänzen.

EAZ: Engagieren Sie sich ehrenamtlich außerhalb Ihres Berufes? Wenn ja, in welchem Bereich?

Frank Kanwischer: Ich habe Achtung vor allen Personen, die sich ehrenamtlich engagieren. Leider habe ich berufsbedingt bis heute nicht die Zeit gefunden in diesem Betätigungsfeld aktiv zu werden.
Zukünftig möchte ich mich aber für die „Tafel“ engagieren und mit meiner Ehefrau alleinerziehenden Frauen mit Kindern in der Region helfen. Diese Gruppe ist besonders von der Armut betroffen.

EAZ: Nennen Sie bitte zwei bis drei Aufgabenbereiche, die Sie in Bernkastel-Wittlich gezielt angehen möchten.

Frank Kanwischer: Oberstes Ziel ist die Förderung von Familie und Bildung. Mein Motto: „Wer hier spart, gefährdet die Zukunft.“
Weiterentwicklung und Durchführung von Bürgerforen, zum Beispiel bei der Kommunalreform.
Ausbau der Erneuerbare Energien. Die Menschheit kann sich von der Abhängigkeit der fossilen Energien lösen. Es werden Arbeitsplätze geschaffen, Kommunen sichern sich regionale Wertschöpfungen.
Suche nach Einnahmequellen außerhalb von Umlagenerhöhungen.
Mittelfristiges Ziel: Ausgeglichener Haushalt.
Optimierungen in der Verwaltung, Schaffung von schlanken, effizienten Abläufen. Erhaltung des Dienstleistungsstandards. Zusammenarbeitende Unterstützung von Landwirtschaft, Weinbau, Handel, Industrie, Gewerbe und Handwerk, Gastgewerbe und Tourismus, Vereine und Verbände.
Ziel: Wirtschaftsförderung. 
Das Unternehmen „Landkreis“ im Dialog mit allen Fraktionen, Personen, Gremien sowie der Verwaltung führen.

EAZ: Über den regionalen Zaun geschaut: Nennen Sie bitte zwei bis drei Aufgabenbereiche, die Sie global für die vorrangigen halten.
Frank Kanwischer: Der Klimawandel und die Ausbeutung der Erde bereiten mir echte Kopfschmerzen.
Wir sind alle gut beraten, wenn wir „Mutter Erde“ besser behandeln.  Eine weitere große Gefahr sehe ich in den Entwicklungsländern. Hier leben Milliarden von Menschen, die immer mehr Ressourcen verschlingen.
Durch Wirtschaftswachstum und Exportüberschuss, konnte gerade China gigantisches Kapital anhäufen. Ein zu großes Wirtschaftswachstum gefährdet die Interessen anderer Nationen. „Wasser“ ist das Thema für die Menschheit auf einer Prioritätenliste. 

EAZ: Wie, wo und mit wem entspannen Sie am besten?
Frank Kanwischer: Am besten auf Flohmärkten.

EAZ: Wo und wie verbringen Sie Ihren Urlaub (Hotel, Camping, Berge, Wandern, Ski, Lesen, Ausschlafen.
Frank Kanwischer: Bedingt durch mein Berufsleben haben wir innerhalb von 33 Jahren fünfmal Urlaub gemacht. Ich genieße meine Tage an der Mosel. Ich unternehme Tagesausflüge, arbeite im Garten.

EAZ: Nennen Sie uns bitte das Ihrer Meinung nach beste Buch, den besten Film, das beste Essen und das beste Getränk.
Frank Kanwischer: Ich lese meistens die Tages- und Wirtschaftszeitung.
Den Film „Das Parfüm“ fand ich toll, „Troja“ und „Herr der Ringe“.
Am liebsten esse ich Gerichte, die mit regionalen frischen Zutaten zubereitet werden, gerne ein gutes Stück Fleisch vom Landmetzger.
Ein Glas frische Milch aus der Region, gerne auch ein Stubbi.  Ab und zu genieße ich einen Moselwein direkt vom Winzer.

EAZ: Vielen Dank, Herr Kanwischer, für dieses offene Interview.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen