Der große INFOSAT-Internet-Ratgeber – Teil 2 Überall verfügbar: Internet via Satellit

Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) haben noch immer 401 Gemeinden mit insgesamt 86.084 Haushalten keine Möglichkeit, auf eine Breitbandverbindung mit Geschwindigkeit von mindestens 1 MBit/s zuzugreifen. Hier bietet Zwei-Wege-Internet via Satellit eine attraktive Alternative: Im Gegensatz zum langsamen Surfen mit Analog-Modem oder ISDN sind über den Satelliten inzwischen Download-Geschwindigkeiten von bis zu 4 MBit/s möglich – ab 2011 sollen sogar Bandbreiten von bis zu 10 MBit/s verfügbar werden.

Internet Bestandteil modernen Lebens

Die verpasste Lieblingsserie in der Mediathek anschauen, das Buch noch schnell im Online-Shop bestellen oder eine Reise im Internet aussuchen und buchen – all diese Internet-Anwendungen sind für die meisten Internetnutzer heute selbstverständlich und gehören zum modernen Leben einfach dazu. Dennoch gibt es viele – hauptsächlich ländliche – Regionen in Deutschland, die aus topologischen, technischen oder wirtschaftlichen Gründen noch nicht an das schnelle Breitbandbandnetz angeschlossen sind oder gar nicht angebunden werden können. In diesen sogenannten „weißen Flecken“ kann häufig nur mit Analog-Modem oder ISDN-Anschluss im Internet gesurft werden – Technologien, die noch aus dem letzten Jahrhundert stammen.

Netzanbindung fördert Entwicklung einer Region

Eine flächendeckende Anbindung an das Breitbandnetz ist zudem eine wichtige Voraussetzung für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung in ländlichen Regionen. In Gegenden ohne schnelles Internet entstehen kaum neue Unternehmen. Menschen, die beruflich auf einen leistungsfähigen Internetzugang angewiesen sind, siedeln sich hier nicht an, da ihnen der Zugriff auf wichtige Informationen und Dienste fehlt. Ebenso macht die fehlende Anbindung an das Breitbandnetz eine Region für junge Mengen zunehmend unattraktiv.

Breitband-Strategien

Erklärtes Ziel von Bundesregierung und EU-Kommission ist es, die Lücken in der Breitbandversorgung schnellstmöglich zu schließen. Die 2009 beschlossene Breitbandstrategie der Regierung sieht vor, dass zunächst bis Ende dieses Jahres alle deutschen Haushalte Zugriff auf Breitband-Internetzugänge mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 1 MBit/s erhalten. Bis 2014 sollen dann für 75 Prozent aller Haushalte Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 Megabit zur Verfügung stehen. Die „Digitale Agenda“ von EU-Kommissarin Neelie Kroes setzt das Ziel, bis 2020 alle EU-Bürger mit einem Breitbandanschluss von mindestens 30 MBit/s zu versorgen. Mindestens 50 Prozent aller Europäer soll in zehn Jahren auf Internetzugänge mit 100 MBit/s zugreifen können.
Breitband via Sat:

Viele Vorteile

Haushalten in den sogenannten weißen Flecken bietet die Satellitentechnologie eine einfache Einstiegsmöglichkeit ins breitbandige Internet: Die leistungsfähigen Zwei-Wege-Systeme sind flächendeckend verfügbar und zudem schnell zu installieren. Darüber hinaus ermöglichen sie Download-Geschwindigkeiten von bis zu 4 MBit/s. Die Zeiten horrender Hardware-Kosten sind auch passé: Die Hardware für den Empfang und das Versenden von Daten ist mittlerweile erschwinglich. Distributoren und Fachhändler bieten zudem Modelle zur Hardware-Finanzierung an. Nutzer, die sich für den Web-Zugang via Satellit entscheiden, profitieren von weiteren Vorteilen, die andere alternative Zugangslösungen nicht bieten: Die Satelliten-Breitbandsysteme ermöglichen sogenanntes Triple Play – also digitales Fernsehen, Internetnutzung und Telefonieren mit nur einem Anschluss. Ein eigener Telefonanschluss ist hierbei nicht mehr nötig – somit können diese Kosten eingespart werden.

Astra2Connect

Die beiden führenden europäischen Satellitenbetreiber SES Astra und Eutelsat bieten über ihre Distributionspartner leistungsfähige Zwei-Wege-Breitbandzugänge in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Das Luxemburger Unternehmen SES Astra ermöglicht mit seinem satellitengestützten Breitbanddienst „Astra2Connect“ Download-Raten von bis zu vier MBit/s im Download und bis zu 360 Kbit/s im Upload. Der Dienst empfängt und sendet Daten von der Orbitalposition Astra 23,5° Ost. „Astra2Connect“ wird in Deutschland von der Deutschen Telekom, Filiago, Star DSL und Stratos vermarktet.

Eutelsats Tooway

Mit „Tooway“, dem Zwei-Wege-Dienst des Pariser Satellitenbetreibers Eutelsat, können Geschwindigkeiten von 3,6 MBit/s im Download und 384 Kbit/s im Upload erreicht werden. Eutelsat nutzt für „Tooway“ die Sat-Position 33° Ost. Deutsche Vertriebspartner für die Eutelsat-Lösung „Tooway“ sind die Internetagentur Schott, Hetan und Sky DSL. Das Satelliten-Breitband-Geschäft (All DSL) des früheren Providers Teldafax hat inzwischen die Satelliten-Internet Vertriebscenter UG übernommen. Nutzer, die sich für einen Internetzugang via Satellit entscheiden, können den gewünschten Tarif ganz einfach beim jeweiligen Provider bestellen.

Einfache Installation

Das „Astra2Connect“-System kann vom Endkunden selbst montiert und installiert werden: Im Lieferumfang enthalten sind eine Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 88 cm, ein großes LNB mit RX- und TX-Anschlüssen (iLNB) für das Empfangen (RX) und Versenden (TX) von Daten, ein Kabelsatz, ein Satellitenmodem und eine Installationsanleitung. Nach dem Auspacken müssen zunächst Satellitenantenne und LNB an einer geeigneten Wand- oder Bodenmontagehalterung angebracht werden. Dann werden Kabel und Modem nach Anleitung installiert und die Satellitenantenne auf die Position Astra 23,5° Ost eingestellt. Das LNB sollte hierbei standortabhängig einen Skew-Winkel von einigen Grad haben, aus diesem Grund wird es horizontal montiert und gedreht. Endkunden können hierfür einen Digitalreceiver zu Hilfe nehmen, der aktuell programmiert sein sollte.

Um eine optimale Datenübertragung sicherzustellen, wird bei Installation durch den Endkunden jedoch eine Nachmessung durch einen Fachmann empfohlen.

Hilfe gibt’s beim Fachmann

Bei der Auswahl des Wunschtarifs kann eine professionelle Montage gleich mitgeordert werden. In diesem Fall übernimmt ein Fachmann mit einem professionellen Messgerät die Installation. Zudem kann der Satelliten-Experte auch die für den TV-Empfang erforderlichen, optional erhältlichen Multifeed-Halterungen anbringen – somit kann mit nur einer Satellitenantenne Fernsehen geschaut und das Internet genutzt werden. Der Satellitenbetreiber Eutelsat empfiehlt für sein System „Tooway“ sogar ausdrücklich die Installation durch einen Fachmann, da die Antenne exakt auf den Satelliten eingemessen und ausgerichtet werden muss. Nur so können laut Eutelsat um optimale Ergebnisse erzielt werden.

Weiterer Ausbau geplant

Doch bei Internetzugängen via Satellit ist das Ende der Fahnenstange bei Download-Raten von derzeit bis zu 4 MBit/s noch längst nicht erreicht. Die Satellitenbetreiber SES Astra und Eutelsat setzen künftig auf Ka-Band, um einen noch höheren Datendurchsatz und somit höhere Bandbreiten für ihre Nutzer zu erzielen. Eutelsat hat zu diesem Zweck den Orbiter KA-SAT bauen lassen, der ab 2011 Datenraten von bis zu 10 MBit/s im Download ermöglichen soll. SES Astra wird Ka-Nutzlast der neuen Satelliten Astra 2E, 2F und 2G nutzen, um künftig höhere Geschwindigkeiten und verbesserte Servicepaketen anzubieten.

Fazit

Ein Breitbandzugang über Satellit eignet sich für alle Nutzer, die nicht an das Breitbandnetz angeschlossen werden können. Da die Technologie überall verfügbar ist, können Internetzugang und VoIP-Telefonie (ausgenommen T-Home) binnen weniger Tage genutzt werden. Eine zusätzliche Hardware macht sogar den Empfang von digitalem Fernsehen über eine Satellitenantenne möglich. <<

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