Der große INFOSAT-Internet-Ratgeber – Teil 1

Die Internet-Nutzung der Deutschen ist in den letzten zehn Jahren rasant gestiegen: Insgesamt sind jetzt 48,3 Millionen Menschen, also 72 Prozent der Bevölkerung, im Netz – doppelt so viele wie noch im Jahr 2001. Dies belegen aktuelle Erhebungen der Initiative D21, einem Zusammenschluss von Unternehmen und Regierungsbehörden. Von den Internet-Nutzern haben demnach inzwischen mehr als zwei Drittel (68,9 Prozent) einen schnellen Breitband-Zugang. Dabei ist die DSL-Verbindung mit 42,8 Prozent die meistgenutzte Technik, gefolgt vom Kabelmodem (4,5 Prozent). Der Anteil der mobilen Breitbandnutzung mit Handy oder UMTS-Stick hat sich gegenüber dem Vorjahr auf 1,9 Prozent verdoppelt. Festzuhalten ist aber auch: Gut 16 Prozent der Internet-Nutzer beschränken sich noch auf einen Schmalband-Zugang: 9,3 Prozent mit ISDN und 7,0 Prozent mit Modem. Es ist also ein erheblicher Anteil der Nutzer noch ohne Breitband-Anschluss, 19 Millionen Deutsche sind D21 zufolge noch gänzlich offline.
Ambitionierte Pläne
Dieser „digitale Graben“ soll (und muss) in den nächsten Monaten und Jahren geschlossen werden. Denn das ist dringend nötig: Zu oft stehen im ländlichen Raum nur schmale Bandbreiten zur Verfügung, zu oft ist dies auch im Jahre 2010 dann auch noch teurer – etwa in Hinblick auf zeitraubende ISDN-Nutzung. Die Politik hat dies erkannt und fordert seit geraumer Zeit eine Forcierung des Breitbandausbaus. So legte die Bundesregierung bereits im Februar 2009 ihre Breitbandstrategie vor. Demnach sollen bis Ende dieses Jahres Breitbandzugänge in Deutschland flächendeckend verfügbar sein. Und die Pläne gehen sogar noch weiter: Bis 2014 werden drei Viertel der Haushalte über besonders leistungsfähige Verbindungen von mindestens 50 Megabit pro Sekunde ins Internet gehen können, so jedenfalls der politische Wille.

LTE-Ausbau

Die ersten Weichen für diese ambitionierten Vorhaben sind gestellt. Die Bundesnetzagentur hat Ende Mai die Frequenzen für den UMTS-Nachfolger „Long Term Evolution“ (LTE) versteigert, die Mobilfunkunternehmen Telekom, O2 nd Vodafone wollen in den nächsten Monaten vor allem Breitbandlücken im ländlichen Raum schließen (siehe auch Beitrag ab Seite 92). So erwartet beispielsweise Vodafone-Chef Fritz Joussen, dass die ländlichen Gebiete Mitte 2011 an das mobile Internet angeschlossen sind. Und er ist sich ziemlich sicher, dass dort Geschwindigkeiten von 5 Megabit pro Sekunde zu schaffen sind – in den Städten werden später sogar mobile Anschlüsse mit bis zu 70 MBit/s möglich sein.

Internet via Satellit

Während dies noch etwas Zukunftsmusik ist, haben breitbandhungrige Nutzer ohne schnellen DSL- oder Kabelanschluss dennoch bereits jetzt eine funktionierende Alternative. Internet via Satellit ist längst nicht mehr an einen schmalspurigen Telefon-Rückkanal gebunden. Vielmehr werden heutzutage sendefähige Sat-Antennen eingesetzt, die flottes Surfen durchs Internet mit bis zu 4 MBit/s erlauben. In Deutschland sind die Satellitenbetreiber Astra („Astra2Connect“) und Eutelsat („Tooway“) mit entsprechenden Angeboten aktiv, detaillierte Informationen hierzu – auch zu zukünftigen Ausbaustufen – sind ab Seite 87 zu finden. Fest steht aber auch: Die meistgenutzte Breitbandtechnologie ist und bleibt wohl auch auf lange Zeit DSL, gefolgt vom aufstrebenden Kabel-Breitbandzugang.

Funktionsweise von DSL

DSL steht für Digital Subscriber Line und ist ein Standard für die Übertragung von Daten über die Kupfer-Doppelader der Telefonleitung. Für den Endkunden stellt der Telefonanbieter in der Regel einen kostenlosen Splitter sowie einen DSL-Router bzw. ein DSL-Modem auf Kauf- bzw. Mietbasis zur Verfügung. Der Splitter, der in Empfangsrichtung für die Aufteilung der Sprach- und Datenfrequenzen sorgt, wird zwischen der Telefondose einerseits und dem (Analog-)Telefon sowie dem DSL-Router andererseits eingeklinkt. Der Router wiederum lässt sich dann entweder kabelgebunden (LAN) oder schnurlos (WLAN) mit netzwerkfähigen Endgeräten (Computer, IP-Receiver, Blu-ray-Player, Spielkonsolen) verbinden. Sollen „alte“ ISDN-Telefone weiter Verwendung finden, so ist die Installation eines so genannten NTBA („Network Termination for ISDN Basic rate Access“) notwendig. Der NTBA wird dabei an den DSL-Splitter angeschlossen (siehe Schaubild „Wie kommt DSL ins Haus?“).

Deutsche Telekom

DSL-Marktführerin ist die Telekom, die aktuell 11,7 Millionen breitbandige Anschlüsse über das Festnetz versorgt. Bei rund 88 Prozent der insgesamt 37,5 Millionen Telekom-Telefonanschlüsse soll DSL mit mindestens 1 MBit/s möglich sein, heißt es im „Breitbandatlas 2009_02“ des Bundeswirtschaftsministeriums. Ob der jeweilige Anschluss DSL-fähig ist, lässt sich über einen Verfügbarkeitscheck unter www.telekom.de/dsl ermitteln. Aktuell bietet die Telekom pauschale DSL-Internetzugänge („Flatrates“) mit bis zu 16 MBit/s an (Staffelung siehe Tabelle „Breitband-Anbieter DSL und Kabel“, S.85).

VDSL

Mit der neuen Glasfasertechnologie VDSL bzw. VDSL2 sind seit einigen Jahren auch Bandbreiten bis zu 100 MBits/s über die Telefonleitung möglich. VDSL steht in 50 Städten für rund zehn Millionen Haushalte zur Verfügung. Vor allem Ballungsräume wie das Ruhrgebiet oder die Rhein-Main-Region und Großstädte wie Berlin, Hamburg oder München sind entsprechend ausgebaut. VDSL-Interessenten finden im Internet unter www.telekom.de/vdsl Auskunft über den Ausbaustatus. Übrigens: VDSL ist Voraussetzung für alle Zuschauer, die über das IPTV-Angebot der Telekom („Entertain“) HDTV-Programme empfangen möchten. Welche hochauflösenden Sender aktuell bei Entertain verbreitet werden, lässt sich der Tabelle auf den Seiten 68/69 entnehmen.

Vodafone

Vodafone, das 2008 den Festnetzanbieter Arcor übernahm, hat eigenen Angaben zufolge das größte bundesweite Netz der Telekom-Wettbewerber mit einem direkten Kundenzugang zu 70 Prozent aller deutschen Haushalte. Vodafone versorgt derzeit rund 3,9 Millionen DSL-Kunden. Aktuell bietet Vodafone DSL-Flatrates mit 6 MBit/s und 16 MBit/s an. Noch vor dem Weihnachtsgeschäft will das Unternehmen ein eigenes IPTV-Angebot starten, nähere Details nannte Vodafone-Chef Joussen aber noch nicht.

1&1

Drittgrößte DSL-Anbieterin in Deutschland ist die United Internet-Tochter 1&1, die seit 2000 DSL-Anschlüsse vermarktet. Zum Ende des ersten Quartals 2010 verzeichnete das Unternehmen 3,31 Millionen DSL-Kunden, teilweise handelt es sich dabei um eigene DSL-Komplettpakete (1,91 Millionen Anschlüsse), teilweise tritt die Firma aus Montabaur aber auch als Wiederverkäufer von DSL-Leitungen der Telekom auf (1,40 Millionen Anschlüsse). Wählen kann der 1&1-Kunde zwischen den Bandbreiten 6 und 16 MBit/s, aber auch im VDSL-Segment ist der DSL-Anbieter aktiv. Hierfür hat 1&1 im Vorjahr einen Vertrag mit der Telekom abgeschlossen, der zunächst in 50 Städten Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu
50 MBit/s ermöglicht.

Telefónica O2

Dank der Übernahme von Alice/Hansenet Ende 2009 ist Telefónica  O2 mit rund 2,4 Millionen Kunden zum viertgrößten DSL-Anbieter Deutschlands aufgestiegen. Alice steuert 2,1 Millionen DSL-Kunden bei, O2 selbst verzeichnete zum Ende des ersten Quartals 301.000 Anschlüsse. Das Unternehmen bietet Breitbandanschlüsse zwischen 2 und 16 MBit/s an, bemerkenswert ist dabei der Verzicht auf eine Mindestvertragslaufzeit. Bei Alice/Hansenet können Privatkunden derzeit noch DSL-Anschlüsse mit je 16 MBit/s buchen, künftig soll die junge Dame aber vom Markt verschwinden. „Unser Ziel ist es, die Marke Alice langsam über einen Zeitraum von zwei Jahren durch O2 zu ersetzen“, sagte O2 Deutschland-Chef Rene Schuster Ende Juni.

Versatel

Das börsennotierte Unternehmen Versatel ist seit 1999 als Telekommunikationskonzern aktiv und erreicht mit seinen Netzen nach eigenen Angaben ebenfalls rund 70 Prozent der deutschen Bevölkerung. Versatel versorgt aktuell 682.700 DSL-Kunden mit breitbandigen Internetzugängen und bietet dabei Anschlüsse mit 6 oder 16 MBit/s an. Neben den genannten DSL-Anbietern gibt es eine ganze Reihe regionaler Carrier wie etwa das Kölner Unternehmen Netcologne, die für lebhaften Wettbewerb sorgen.

Neue Dynamik durch Kabel-Internet

Für neue Dynamik beim Internet-Breitband sorgen auch die Kabelnetzbetreiber, die seit einigen Jahren ebenfalls schnelle Netzzugänge möglich machen. Damit der Kabelkunde einen Zugang zum Internet erhält, müssen zunächst einige Voraussetzungen erfüllt sein. Grundbedingung ist, dass er an ein so genanntes modernisiertes Netz angeschlossen ist. Herkömmliche Kabelnetze verfügen über ein Frequenzspektrum bis 470 Megahertz, neuere moderne Netze dagegen bis 862 Megahertz. Ein solcher Ausbau ist entscheidend, da sich die Internet-Daten im Downstream oberhalb von 470 Megahertz befinden (siehe Schaubild „Frequenzspektrum 862 Megahertz im Kabel“).

Gleichzeitig muss der Kabelnetzbetreiber einen rückkanalfähigen Hausverstärker sowie in den angeschlossenen Wohnungen so genannte Multimedia-Dosen installieren. Diese Dosen haben neben den TV- und Radioausgängen einen zusätzlichen Koax-Anschluss, der meist mit „Data“ beschriftet ist. Diese Buchse wird mittels Koax-Kabel mit einem Kabelmodem, das der Kabelnetzbetreiber meist in Verbindung mit einem WLAN-Router zur Verfügung stellt, verbunden (siehe Abbildungen auf Seite 86). An den Router können wiederum Endgeräte wie Computer, IP-Receiver & Co. kabelgebunden oder schnurlos angeschlossen werden.
Technisch gesehen wird Kabel-Internet mit dem Standard Euro DOCSIS (Data Over Cable Service Interface Specification) realisiert. Schritt für Schritt führen gegenwärtig die Kabelnetzbetreiber die Euro DOCSIS-Version 3.0 ein, die durch Kanalbündelung Datenraten von 200 MBit/s im Downstream und 120 MBit/s im Upstream ermöglicht.

Kabel Deutschland

Kabel Deutschland (KDG), Netzbetreiber in 13 Bundesländern, bietet DOCSIS 3.0 mit Bandbreiten von 60 bzw. 100 MBit/s ab diesem Sommer in Hamburg, Berlin, Hannover und München an. Angekündigt sind diese Dienste auch für Leipzig und Dresden. In den restlichen (ausgebauten) Kabelnetzen der KDG können Internetnutzer zwischen den Datenraten 6 MBits/s und 32 MBit/s wählen. Lobenswert: Die Internet- und Telefonangebote der KDG lassen sich auch ohne Kabelfernsehen nutzen. Kabel Deutschland hat den jüngsten Unternehmenszahlen zufolge rund
1,1 Millionen Internetkunden.

Unitymedia

Unitymedia, Kabelnetzbetreiber in Nordrhein-Westfalen und Hessen, will bis Jahresende rund 80 Prozent seines bidirektional aufgerüsteten Netzes mit Euro DOCSIS 3.0 aufrüsten. Auf diese Weise sollen weitere rund 5,7 Millionen erreichbare Kabelhaushalte in die Lage versetzt werden, mit Geschwindigkeiten von bis zu 128 MBit/s durchs Internet zu surfen. Seit Ende 2009 können den Unternehmensangaben zufolge über 700.000 Unitymedia-Kunden im Raum Köln, Bergisch-Gladbach und Aachen auf die schnellen Internetzugänge zugreifen. Alternativ bietet der Kabelnetzbetreiber Zugänge mit 16 bzw. 32 MBit/s an – auch ohne Kabelfernsehvertrag. Zum Ende des ersten Quartals nutzten 639.000 Haushalte das Kabel-Internetangebot von Unitymedia.

Kabel BW

Der baden-württembergische Kabelnetzbetreiber Kabel BW hat die Aufrüstung seines Kabelnetzes bereits komplett abgeschlossen. Rund 7,7 Millionen Bürger können seit Mitte Juni mit einer Geschwindigkeit von 100 MBit/s im Internet surfen, sowohl in den Städten des Landes wie auch in den ländlichen Regionen. Neben den 100 MBit/s-Anschlüssen kann sich der Nutzer auch für geringere Bandbreiten (10, 20, 25 und 50 MBit/s) entscheiden, das Heidelberger Unternehmen bietet diese Zugänge auch ohne Kabel-TV-Vertrag an. Zum Jahresende 2009 nutzten 525.000 Kunden das Internet-angebot von Kabel BW.

Primacom

Während Unternehmen wie die KDG, Unitymedia oder Kabel BW bereits entbündelte Internet-Anschlüsse ohne Kabelfernsehen ermöglichen, ist bei der Primacom der so genannte „Kabelanschluss Plus-Vertrag“ für monatlich 26,99 Euro Voraussetzung für die Internetnutzung. Darin ist eine
1 MBit/s-Flatrate inbegriffen, höhere Bandbreiten (6, 10, 20 MBit/s) lassen sich zubuchen. Zum Ende des 1. Quartals waren rund 445.000 Wohnungen im Primacom-Gebiet für schnelles Internet ausgerüstet.

Tele Columbus

Auch Tele Columbus macht einen Kabel-TV-Vertrag zur Voraussetzung für die Internet-Angebote (16,99 Euro monatlich bei Einzelnutzern). Der Kabelnetzbetreiber, der vor allem im Osten Deutschlands aktiv ist, bietet aktuell Bandbreiten von 1, 6 und
10 MBit/s an. Eine detaillierte Auflistung der einzelnen Angebote ist der Tabelle „Breitband-Anbieter DSL und Kabel (Auswahl)“ auf Seite 85 zu entnehmen.

Fazit

Wenn der Internet-Interessent nicht gerade im ländlichen Gebiet wohnt, hat er mittlerweile ganz gute Wahlmöglichkeiten: Die Liberalisierung des Telefonmarkts hat für einige Bewegung im DSL-Bereich gesorgt, aber mit dem Eintritt neuer Mitspieler aus dem Kabelbereich ist in Deutschland auch ein reger Wettbewerb um die Breitbandkunden entstanden. Noch ist die Telekom zwar klarer Platzhirsch, mit den neuen extrem schnellen Kabel-Internetanschlüssen machen KDG & Co. aber gehörig Druck auf den Bonner Riesen. Positiv hervorzuheben ist die Strategie der großen Kabelnetzbetreiber, Internetzugänge auch ohne Kabel-TV-Vertrag anzubieten. Damit machen sie sich als DSL-Alternative auch für Satelliten- oder DVB-T-Zuschauer interessant. <<

Breitband-Anbieter DSL und Kabel (Auswahl)

Weitere Informationen unter:

www.initiatived21.de
www.telekom.de
www.1und1.de
www.o2online.de
www.versatel.de
www.kabeldeutschland.de
www.unitymedia.de
www.kabelbw.de
www.primacom.de
www.telecolumbus.de

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