Russischer Generalkonsul bei Bürgermeister

 Wittlich. „Wagen Sie Russland“ – diese Einladung sprach der Generalkonsul des Bonner Generalkonsulats der russischen Förderation, Jewgenij Schmagin am Dienstag bei seinem ersten Wittlich-Besuch an alle Betriebe in Wittlich und im Wittlicher Tal aus. Begrüßt wurde er im Stadthaus von Bürgermeister Joachim Rodenkirch, dem Leiter der Wirtschaftsförderung und Fachbereichleiter Leo Kappes und vom Vorsitzenden des Wirtschaftskreises Wittlicher Tal, Walter Kunsmann. Es war der erste Besuch eines offiziellen Repräsentanten der Russischen Förderation in Wittlich.

Schmagin residiert in Bonn auf dem Gelände der ehemaligen sowjetischen Botschaft auf mehrfach geschichtsträchtigem Boden. Dort hatte auch der erste deutsche Bundespräsident Theodor Heuss seinen ersten Amtssitz. Dessen legendär unkonventionelles Herangehen auch an komplexe Themen scheint der russische Generalkonsul übernommen zu haben. Gezielt besucht Schmagin im Einzugsgebiet des weltweit größten Generalkonsulates der russischen Förderation in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz Regionen und Wirtschaftsstandorte und knüpft dort Handels- und Wirtschaftsbeziehungen an. Nicht nur da, wo der erklärte Weinliebhaber auf Weine von Nahe, Rhein oder wie in Wittlich auch auf Mosel trifft. Auch in Wittlich ermunterte er Stadt und Wirtschaftsvertreter: Kommen Sie nach Russland, wo bereits 
6300 deutsche Firmen starke Repräsentanzen aufgebaut hätten mit einem jährlichen deutsch-russischen Handelsumsatz von jährlich 75 Mrd. Euro. 

Konkret für Wittlich können sich Schmagin und seine Begleiter, Igor Sevastjanow (Leiter des Handels und Wirtschaftsbüros) und Ilja Roschkow( Attaché und Chef der Protokollabteilung am Generalkonsulat Bonn der Russischen Föderation) beispielsweise die Industrie-Sonderwirtschaftszone Lipezk im Süden Moskaus gelegen gut vorstellen. Sevastjanow strich zwei mögliche Förderungswege der Handelsbeziehungen heraus: die Kooperation zwischen deutschen und russischen Betrieben direkt oder aber die Ansiedlung deutscher Firmen auf russischem Territorium. Beispielhaft wurden den russischen Besuchern am Dienstag die Wittlicher Firmen Clemens und die Firma Benninghoven vorgestellt. Da Straßenausbau und die Verbesserung der Infrastruktur eines der bedeutenden Ziele Russlands ist, würden beide Betriebe mit ihrem Spektrum hervorragend dazu passen.

Für die Wittlicher Seite begrüßten der Bürgermeister, Leo Kappes und Walter Kunsmann das aktive Vorgehen der russischen Seite. Gerne werde man Informationen und Kontakte vermitteln und beispielsweise bei Wirtschaftsgesprächen im Bonner Konsulat ausgewählte Betriebe ins Gespräch bringen. Gezielte Einladungen der Wittlicher in das Bonner Generalkonsulat bereits in nächster Zukunft sollen beispielsweise die Begegnung mit wirtschaftlichen und politischen Multiplikatoren, etwa mit dem Gouverneur oder stellvertretenden Gouverneur aus dem Gebiet Nowgorod oder Omsk ermöglichen. Bereits konkret vereinbart wurde der Besuch einer Wittlicher Delegation am 24. Mai, um in Bonn hochrangige Vertreter der Industrie-Sonderwirtschaftszone von Lipezk zu treffen. 

Zur Vertiefung der russisch-deutschen Beziehungen finden 2012 in Deutschland das Russland-Jahr und parallel dazu in Russland das Deutschland-Jahr statt. Dazu findet begleitend im russischen Generalkonsulat in Bonn das deutsch-russische Sommerfest statt, zu dem Wittlichs Bürgermeister am 25. August nach Bonn eingeladen ist. Zuvor will der Generalkonsul gerne die Einladung von Bürgermeister Joachim Rodenkirch zur festlichen Weinprobe im Rahmen der Säubrennerkirmes am 20. August 2012 berücksichtigen. Nach tausenden von Begleitveranstaltungen und Konzerten in beiden Ländern werde es auf deutscher Seite im Juni 2013 mit Kanzlerin Merkel in Berlin beendet. Wladimir Putin eröffnet den Festreigen im Mai in Moskau mit dem zu erwartenden neuen deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Hintergründe aus erster Hand gab es bei der Begegnung mit dem Generalkonsul in Wittlich auch zur aktuellen Wahl vom Sonntag in Russland. Laut Schmagin hätten rund 5000 Russen allein in Bonn von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht und dafür vor dem Konsulat auch Schlange gestanden. 

Nach seinen Worten leben rund 4 Mio. Aussiedler aus der Sowjetunion und Russland in Deutschland, 500.000 hätten ihre Staatsbürgerschaft behalten. 200.000 von ihnen lebten allein in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen und damit in der Zuständigkeit seines Generalkonsulats. /hg 

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