Offener Brief: Angliederung des Bereitschaftsdienstbereichs Adenau an Bad Neuenahr

Sehr geehrte Frau Dr. Sigrid Ultes-Kaiser!

Nicht nur als langjähriges Mitglied des Fördervereins St.-Josef-Krankenhaus Adenau e.V., sondern auch als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde Adenau seit 1966 muss ich mich heute wegen lhrer restriktiven „Angliederung des Bereitschaftsdienstbereiches Adenau“ – des St.-Josef-Krankenhauses – „an die Bereitschaftsdienst-ZENTRALE Bad Neuenahr zum 01.07.2013“ mit Nachdruck wenden. Natürlich kann ich nach dem von lhnen eingeräumten Rechtsbehelf keinen Widerspruch einlegen – das werden schon die Betroffenen und Verantwortlichen tun –, aber ich fühle mich auch persönlich schwer betroffen und schließe mich deshalb dem Widerspruch an. Aus meiner Sicht sind es Defizite in der Beurteilung der Realität, die zu dieser folgenschweren Entscheidung führten. Auch bin ich entrüstet darüber, dass in der Öffentlichkeit von lhrem Planungsvorhaben nichts bekannt und diskutiert werden konnte. Durch die Presse wurde man von der Realität überrumpelt. Das bringt mich auf. Nach Kontakten in den vergangenen Tagen mit mir bekannten Ärzten, kann ich nicht erkennen, dass Sie vor und bei lhrer Entscheidung „nach dem Wunsch der Ärzte auf Angliederung gefolgt sind“. Die Adenauer Ärzte mit Kollegen im Umland demontieren doch nicht ihre einzige starke örtliche Klinik! Wenn das die Ärzteschaft aus dem Weichbild von Bad Neuenahr ist, dann ist wohl alles klar. Auch unterstelle ich, dass reines Konkurrenzbestreben, auch materielles zur Entscheidung der zentralen Hoheit des Vorstandes geführt hat – dem ich gern unterstelle, Fehlinformationen aufgesessen zu sein. Bei etwas Mühe und Hinterfragen wäre diesem desinformierten Gremium diese Entscheidung nicht passiert. So erkenne ich, dass der gesamte – unbedingt zu revidierende Vorgang – ein flächendeckendes Politikum in Rheinland-Pfalz ist, wodurch die tatsächlich starke Präsenz des Adenauer St.-Josef-Krankenhauses vorsätzlich geschwächt werden soll.

Und das mit dem Ergebnis, dass es die Bedürftigen in Stadt und Land ausbaden müssen und zu ihren Lasten. Da gibt es wohl in der elitären Ärzteschaft im Rheinland immer noch das Vorurteil, dass der Norden und die Eifel als preußisches Sibirien gelten. Und nun mein nächster Einwand: Als ein „evangelischer Pfarrer im Ehrenamt“ – ein Prädikant – fühle ich mich auch als Seelsorger verantwortlich für unsere 2.700 Gemeindemitglieder, die in 86 Dörfern um Adenau bei einer Fläche von 580 qkm mit 4 Kirchen angesiedelt sind und für die deshalb ihr gesellschaftliches Leben und das Zentrum Adenau in jeder Hinsicht ist. Sie alle haben hier die Ärzte ihres Vertrauens – das wird ihnen weggenommen. Deshalb stimmt auch ihre geringe Zahl der Auflistung der angeblich betroffenen Kommunen nicht.

Alle – und in den vergangenen 5 Jahren immer mehr – nutzen die umfassenden Leistungen unseres Krankenhauses, das einen hervorragenden Ruf hat – u. a. auch als Notfallklinik bspw. wegen des Nürburgringes. Das ist nicht nur für mich im wahrsten Sinne des Wortes einer Bereitschaftsdienstzentrale würdig, da das Krankenhaus sowieso schon eine 24-Stunden-Bereitschaft gewährleistet. Wenn Sie die Kooperation mit den örtlichen praktizierenden Ärzte für Allgemeinmedizin oder den Fachärzten nicht regulieren oder befrieden können, dann läuft in lhrer Organisation wohl etwas falsch.

Aber um nicht als Kritikaster aufzutreten, möchte ich herzlich darum bitten, dass Sie die Probleme unserer Bürger und Kranken durch eine mögliche Revidierung erkennen. Das hat ja auch Auswirkungen auf die Krankenkassen, das DRK und finanzielle Belastungen der Betroffenen; ganz abgesehen von den Zeiten und km-Leistungen. Die kompletten Konsequenzen sind momentan kaum übersehbar und können nur für uns im Negativen münden. Für mich ganz persönlich kann ich sagen, dass ich seit 1994 bis 2008 schon sechsmal wegen Herzinfarkten gestorben wäre, wenn man mich als Notfall nach Bad Neuenahr hätte bringen müssen. Im St.-Josef-Krankenhaus wurde mir direkt Notfallhilfe zuteil.

Nun glaube ich, dass Sie in Argumentationszwang geraten sind und bitte Sie herzlich, dass Adenau auch eine BDZ wird. Wenn Sie sich herablassen können, einem einfachen Betroffenen zu antworten, würde ich mich freuen. Ich bete darum und will fest daran glauben, dass Sie unser Krankenhaus auch zu einer Bereitschaftsdienstzentrale für die Bevölkerung in der Eifel erklären und nicht nur zu einem „Ableger“. In Frieden und Liebe, der wir alle verpflichtet sind grüße ich Sie ganz herzlich.
Karl-August Roß, Adenau

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