Nürburgring: Frisierte Zuschauerzahlen – systematischer Betrug?

Nürburgring. Ziemlich genau vor einem Jahr, am 04.11.2010 veröffentlichte die Eifelzeitung ein Dokument, das die tatsächlichen und die publizierten Zuschauerzahlen am Nürburgring von 1994 bis 2001 nach Veranstaltung auflistet.

Was man jetzt aktuell in einem Medienbericht als exklusive Sensationsmeldung seinen Lesern zu verkaufen versucht, ist genauso nichts Neues wie die Tatsache, dass jetzt erst „vertrauliche Schriftstücke über Finanzströme wie z.B. Gutachterzahlungen oder Formel1-Verlust Sonderzahlungen des Landes, im Internet aufgetaucht sind. So ein Quatsch!

Auch dies gehört nach Meinung der Eifel-Zeitung zum „Drehbuch“ des zweifellos größten Finanz- und Wirtschaftsskandals des Landes Rheinalnd-Pfalz.Liebe Leserinnen und Leser – lassen Sie sich nicht von alten Kamellen täuschen! Das derzeitig kommunizierte Szenario ist nach Meinung der Eifel-Zeitung nichts anderes, als ein künstlich aufgeblasener Popanz, hinter dem sich die beiden Nürburgring-Pächter Kai Richter und Jörg Lindner zu verstecken versuchen.

Man versucht ganz offensichtlich, einen Ausredenkatalog zusammenzustellen. Der plumpe Versuch, angeblich geheime oder interne Schriftstücke auftauchen zu lassen, lässt vermuten, dass dieses üble Spiel sogar vor der Unterstützung einer Zeitung nicht Halt macht. Hier wird zweifellos der Ausstieg vor dem endgültigen Abstieg vorbereitet.           

Das Brisante an den manipulierten Zuschauerzahlen ist die doppelte Buchführung, die systematisch vorgenommen wurde: publizierte und tatsächliche Besucherzahlen. Unterm Strich wurden die realen Werte teilweise mehr als verdreifacht. Zahlen „schön“ zu schreiben, scheint schon wie  selbstverständlich in der Ära Kafitz an der Tagesordnung gewesen zu sein. Interessant, dass der jeweilige Nürburgring-Aufsichtsrat diesen systematischen Betrug mitgemacht hatte. Je höher die frisierten Zuschauerzahlen, umso mehr Subvention (Steuergelder) flossen auf diese Weise offensichtlich aus Mainz ungeprüft an den Nürburgring.           

Die Landesregierung, zumindest der damalige  Aufsichtsratsvorsitzende muss das gewusst haben. Umsatzzahlen und frisierte Zuschauerzahlen konnten unter den Realen Umständen niemals gepasst haben. Wer hat eigentlich die Zahlen der überwiegend landeseigenen Nürburgring GmbH geprüft? Die Prüfer haben doch Honorare dafür bekommen. Gehörten auch die Bilanzprüfer zum System?  Wurden etwa auch Bilanzen gefälscht? Warum haben die Bilanzprüfer dieses böse Spiel toleriert? Allein für 2001 ergibt sich die Summe von 370.000 verkauften Tickets – weit entfernt von den zwei Millionen, die bei jeder Gelegenheit von den Verantwortlichen genannt wurden und offenbar bis vor Kurzem immer noch aktuell genannt wurden. An dieser Stelle erinnert die Eifel-Zeitung: Die Größe von zwei Millionen war auch die Ausgangslage für das 500 Millionen-Invest, das sicherlich noch Generationen nach uns schwer auf dem Magen liegen wird.

Gibt es bei landeseigenen Gesellschaften keine Finanz-Steuerprüpfung? Waren die Gutachten alle nur aus Gefälligkeit ausgestellt worden? Keine Zahl war belegbar. Jeder Unternehmer weiß, wie akribisch Steuerprüfer prüfen. Am Nürburgring muss das alles anders gewesen sein. Viele offene Fragen bleiben. Was sagt die Landesregierung, vor allem Ministerpräsident Beck? Man hört nichts mehr. Wer übernimmt endlich die Verantwortung. Alles auf das Bauernopfer Deubel abzuschieben, ist eine riesen Sauerei. Warum und weshalb nach der Landtagswahl im März 2011 auf einmal das Innenministerium für den Nürburgring zuständig war, kann sich jeder denken. Das Nest von der GRÜNEN Wirtschaftsminsterin Eveline Lemke sollte nicht beschmutzt sein. Schließlich war ihr Vorgänger Hendrik Hering genauestens informiert, was am Nürburgring passiert. Also gab es nur die eine Möglichkeit, nämlich das Wirtschaftsminsterium aus derVerantwortung des Nürburgrings zu nehmen. Übrigens auch der jetzige Finanzminister Carsten Kühl war im Nürburgring-Aufsichtsrat. Alle damaligen Nürburgring-Beteiligten sind mittlerweile aus der direkten  Schusslinie genommen worden.            

Kriminell – anders lässt sich das nicht mehr beschreiben – wie hier Öffentlichkeit und Geschäftspartner gleichermaßen nach Strich und Faden belogen wurden. Und basierend auf diesen Traumzahlen wurde ein Geschäftsmodell vorangetrieben, das von Anfang an nie den Hauch einer Chance hatte. Ausgerechnet Kai Richter (Mediinvest), der – wie er selbst immer behauptet hat – maßgeblich an der Entwicklung beteiligt gewesen sein will, hätte man falsche Zahlen vorgelegt?  Wer dieses Märchen in der Landesregierung unterstützt, macht sich eigentlich durch Mitwisserschaft strafbar.         

In der Vergangenheit hatten schon verschiedene andere Leute, darunter auch Motorjournalist und Buchautor Wilhelm Hahne und Nürburgring-Kenner Mike Frison vielfach energisch auf die „frisierten“ Zuschauerzahlen hingewiesen. Die berechnende Verlogenheit gehört offensichtlich bis zum heutigen Tag zur Kultur des Nürburgrings. Der Nürburgringaufsichtsrat muss das gewusst haben. Der Rudeljournalismus hat sein Teil dazu beigetragen, dass es soweit kommen konnte. All diese  Leute, die Eifel-Zeitung eingeschlossen, die sich gegen den Trend des Rudeljournalismus verhalten haben, hat man mit Abmahnungen, Hausdurchsuchungen, Gerichtsverfahren etc versucht aufzuhalten. Manch ein Urteil ist sicherlich zu Unrecht gesprochen worden. Große Anwaltskanzleien genießen zweifellos einen Bonus bei gewissen Gerichten, so sicherlich nicht nur die Meinung der Eifel-Zeitung. Wie heißt es so schön: Geld regiert die Welt! Wenn sich die Landesregierung jetzt erpressen lässt, könnte es in kürzester Zeit zu einem Eklat kommen.      

Buchautor Wilhelm Hahne schreibt ausführlich in seinem Buch: „Skandal? -Nürburgring 2009 – Affäre?“ über die „frisierten“ Zuschauerzahlen am Nürburgring. Nirgendwo wird der Nürburgring-Skandal so umfangreich beleuchtet, wie in diesem 600 Seiten starken Buch.  „Skandal? – Nürburgring 2009 – Affäre?“  Rund um den Nürburgring traut sich kaum noch ein Einzelhändler, dieses Buch offen auf der Ladentheke anzubieten, weil man  Angst hat, mit Sanktionen rechnen zu müssen. So ist die Situation. Das ist kein Witz!

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