Kommunalreform: Stadt Manderscheid zieht Notbremse

Manderscheid. So schleppend die letzte Stadtratsitzung in Manderscheid auch begonnen hat (zu Sitzungsbeginn um 19.30 Uhr lag noch nicht mal Beschlussfähigkeit vor), umso mehr Fahrt nahm sie während ihres Verlaufs aber auf. Nicht einmal so sehr wegen das zur Beratung anstehende Reizthema `Windkraft´, als vielmehr über die Kommunalreform. Hier hat der Stadtrat mit seinem einstimmigen Beschluss, sich nicht der Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land einverleiben zu lassen, gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen. Ansonsten wäre der Kommunalreform-Zug endgültig abgefahren gewesen. Und dass der Beschluss vom Stadtrat abgewogen und wohl durchdacht war, war Ergebnis der sehr lebhaften Diskussion, die vom Rat – quer Beet – geführt worden war. Letztlich ausschlaggebend für das einstimmige Votum war die große Ungewissheit der Ratsherren und -frauen über die touristische Zukunft der Burgenstadt.

Denn Manderscheid wäre insbesondere im Tourismusbereich als dem wesentlichen Standbein für die Entwicklung der Kurstadt die große Verliererin.

Weil der Tourismus in der VG Wittlich-Land vergleichsweise auf Sparflamme geköchelt wird, Manderscheid hingegen seine Zukunftsstrategie völlig in diese Richtung ausgelegt hat. Nicht umsonst hat die Stadt bisher auf die Ansiedlung von störenden Gewerbebetrieben verzichtet. Nicht umsonst geht Manderscheid mit dem Thema Windkraft sehr sensibel um, obwohl auf der Gemarkung voraussichtlich etliche Windräder gebaut und hohe Einnahmen erzielt werden können.

Auch wenn es dem in der Sitzung anwesenden Manderscheider Verbandsbürgermeister Schmitz schwer fällt, das „Nein“ zu Wittlich Land zu akzeptieren, muss er es auf jeden Fall respektieren. Denn die Stadt und ihr Rat sind in dieser Hinsicht autonom und unabhängig von der Verbandsgemeinde.

Bezieht Schmitz die städtischen Belange dennoch in seine Gespräche mit Wittlich-Land ein, macht er das ab sofort ohne jegliche Legitimation. Er muss jetzt endlich damit aufhören, sich weiterhin hinter dem – von ihm selbst forcierten – Beschluss des Verbandsgemeinderates auf ewige Selbstständigkeit „seiner“ VG zu verstecken. Stattdessen muss er aktiv die Möglichkeiten ausloten, die der Beschluss des Manderscheider Stadtrates eröffnet. Wenn nicht nach Süden in Richtung Wittlich-Land, wohin soll die Stadt Manderscheid denn sonst, wenn die Verbandsgemeinde Manderscheid – was heute fester steht denn je – demnächst aufgelöst wird? Bleibt sinnvoller Weise doch nur die Orientierung Richtung Norden, Richtung VG Daun. Der Dauner Verbandsbürgermeister Werner Klöckner, ein Macher mit Realitätssinn, hat dies als einmalige Chance sofort erkannt und ist umgehend aktiv geworden.

Übrigens hat der Manderscheider Stadtrat in seinem Beschluss den angrenzenden Gemeinden (Meerfeld, Bettenfeld, Eckfeld, Pantenburg) empfohlen, sich ebenfalls gegen eine zwangsweise Angliederung an die VG Wittlich-Land auszusprechen.

Weil auch diese Orte wegen ihrer regionalen Bezogenheit nichts mit Wittlich-Land gemeinsam haben. Dafür mit der VG Daun aber umso mehr: Vulkanismus; Naturpark Vulkaneifel, Geologie, Gesundland, Tourismus usw., usw. Wie man hört, hat der Meerfelder Gemeinderat unterdessen einstimmig beschlossen, sich mit der VG Wittlich-Land zu verbandeln. Sollen sie ruhig!

Wenn Bettenfeld, Eckfeld und Pantenburg dies auch tun, ist das für die Stadt Manderscheid nur von Vorteil. Denn für die Stadt ist es als „Einzelkämpferin“ viel einfacher, sogar über eine Kreisgrenze hinweg zu wechseln.
 

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