In alternder Gesellschaft sind künftig mehr Ärzte notwendig

Mainz. Die Sicherstellung einer guten flächendeckenden medizinischen Versorgung im Land ist eine wichtige Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP). Um den zukünftigen Bedarf an einer derartigen Versorgung zu erkennen, ist es jedoch wichtig, die Bevölkerungsentwicklung, die zu erwartenden Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung und deren Gesundheitszustand zu kennen und diese in Bezug zu setzen zu Arztzahlen, der Altersstruktur der Ärzte und Prognosen künftiger Entwicklungen. Der jetzt vorgelegte Versorgungsatlas Rheinland-Pfalz 2012 der KV RLP stellt diese Daten zur Verfügung und dokumentiert die aktuellen Forschungsergebnisse. 
 

Neben allgemeinen Daten zur Bevölkerung und zur Vertragsärzteschaft wird in dem aktuellen Bericht zunächst die Versorgung im Bereich der Psychotherapie und der Urologie genauer betrachtet, die Analyse weiterer Fachgruppen soll folgen. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Anforderungen an eine möglichst wohnortnahe, qualitativ hochwertige ambulante Versorgung zukünftig steigen werden. Um die aktuelle und künftige Versorgungsqualität in einer alternden Gesellschaft mit ständigem medizinischen Fortschritt aufrecht zu erhalten, werden in Zukunft eher noch mehr Ärzte nötig sein. Dazu gelte es, den Arztberuf in Deutschland attraktiver zu machen, betont die Vorsitzende der KV RLP, Dr. Sigrid Ultes-Kaiser:

„Bürokratieabbau und Wegfall des Regressrisikos sind ebenso unabdingbar wie eine solide finanzielle Ausstattung des ambulanten Sektors. Für die Versicherten müssen überall in Deutschland entsprechend der vorliegenden Morbidität ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt werden und die Ärzte müssen wieder Planungssicherheit haben.“

Bevölkerung

Seit dem Jahr 2005 sind die Einwohnerzahlen in Rheinland-Pfalz rückläufig. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Entgegen früherer Prognosen ist jedoch zu erwarten, dass der Rückgang in den Großstädten viel geringer ausfallen wird als in ländlichen Regionen. Der gleichzeitige demographische Wandel führt zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die sich auf die Anforderungen an das Gesundheitssystem auswirken werden.

Vertragsärzte

Die ambulante medizinische Versorgung der gesetzlich Krankenversicherten wurde im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz von 5.948 zugelassenen, 871 angestellten und 702 ermächtigten Ärzten und Psychotherapeuten erbracht. Dabei werden von einer steigenden Zahl von Ärzten die Möglichkeiten zur Teilzeittätigkeit wahrgenommen. Zunehmende Bedeutung gewinnt auch die Tätigkeit in Anstellungsverhältnissen, Modelle der gemeinsamen Berufsausübung und das Betreiben von Zweigpraxen.

Generell ist festzustellen, dass die Ärzte, die ihre vertragsärztliche Tätigkeit beenden, immer jünger werden, während das Einstiegsalter steigt.

Dies trägt zu einer zunehmenden Alterung der Ärzte- und Therapeutenschaft bei – und zwar in nahezu allen Fachgruppen. Mittelfristig wird dies dazu führen, dass ein hoher Anteil der derzeit vertragsärztlich oder -therapeutisch Tätigen aus der Versorgung ausscheidet und die Wiederbesetzung der vakanten Versorgungsaufträge zunehmend problematischer wird.

Der aktuelle Bericht belegt, dass es auch in Fachgruppen, für die in früheren Untersuchungen von einem Rückgang der Patientenzahlen ausgegangen wurde, in Zukunft im Gegenteil sogar Steigerungen zu erwarten sein werden.

So werden beispielsweise psychotherapeutische Leistungen zunehmend auch von älteren Patienten in Anspruch genommen. Auch für die zweite analysierte Fachgruppe, die Urologen, ist von einem deutlich höheren Zuwachs an Patienten auszugehen als bisher.

Psychotherapeuten

Nach deutlichen Steigerungen der Therapeutenzahlen seit 2006 beträgt die aktuelle Therapeutendichte landesweit im Schnitt 18 Vollzeitstellen pro 100.000 Einwohner. Die Werte variieren allerdings regional deutlich. Die nächstgelegene Psychotherapiepraxis ist in Rheinland-Pfalz im Durchschnitt 3,9 Kilometer vom Wohnort entfernt. Tatsächlich zurückgelegt werden von Patienten in genehmigungspflichtiger Psychotherapie jedoch im Schnitt zirka elf Kilometer. Aufgrund der Altersstruktur der derzeitigen Therapeuten ist davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren sehr viele von ihnen aus der Versorgung ausscheiden werden, freie Sitze können allerdings leichter nachbesetzt werden, als dies bei Ärzten der Fall ist.

Deutlich mehr als die Hälfte aller Psychotherapiepatienten sind weiblich. Insgesamt konnte in den Jahren 2006 bis 2011 ein deutlicher Anstieg der Patientenzahlen festgestellt werden, wobei insbesondere in der Altersklasse der 45- bis 64-Jährigen erhebliche Zuwächse zu verzeichnen waren. Setzt sich dieser Trend fort, ist für das Jahr 2020 mit Patientenzahlen zu rechnen, die um mehr als 20 Prozent über den aktuellen liegen werden.

Urologen

Hinsichtlich der Arztdichten existiert ein deutliches Stadt-Land-Gefälle. Dies zeigt sich sowohl in den tatsächlichen Verhältniszahlen, als auch in der Entfernung, die die Patienten zum nächsten Urologen zurücklegen müssen. Im Vergleich zu anderen Fachgruppen findet sich bei den Urologen ein hoher Anteil jüngerer Ärzte. Die Zahl der Patienten, die urologische Leistungen in Anspruch nehmen, stieg in den vergangenen Jahren deutlich. Dies korrespondiert mit der festzustellenden Alterung der Gesamtbevölkerung, weil Urologen mit zunehmendem Alter verstärkt aufgesucht werden.

Insofern kann davon ausgegangen werden, dass sich die Gesamtzahl der Patienten weiter erhöht – der Bericht schätzt durchschnittlich um 18 Prozent bis 2020.

Der Versorgungsatlas kann unter www.kv-rlp.de >Info-Center >Publikationen>Broschüren oder http://www.kv-rlp.de/14238 heruntergeladen werden. Ω
 

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