Fiasko Hochmoselübergang – Baufirma stoppt Tätigkeit bis auf weiteres

Ürzig / Zeltingen-Rachtig.  Baukräne werden abgebaut, Arbeiter reisen – offensichtlich verärgert –ab. Persönlichen Aussagen zufolge unterbricht die am Bau der Hochbrücke beteiligte Firma Porr ihre Tätigkeit bis auf weiteres. Es wurde von fehlenden Statikberechnungen berichtet, nur für den ersten kleinen Pfeiler gebe es brauchbare Unterlagen. Offiziell geben die Baufirmen allerdings keine Auskunft.

Gegenüber dem Trierischen Volksfreund hatte das rheinland-pfälzische Infrastrukturministerium das Fehlen wichtiger Unterlagen zur abschließenden Prüfung der Statik eingestanden.

Es komme daher zu Verzögerungen bei Baufreigaben. „Zwischen dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) und den Firmen, an die der Auftrag zum Bau der Hochmoselbrücke erteilt wurde, gebe es zum weiteren Bauverfahren unterschiedliche Auffassungen.“

Mögliche Probleme bei der Statik waren bereits im Vorfeld von den Kritikern der Baumaßnahme in die Diskussion gebracht worden. Im August letzten Jahres hatte das Institut Geo-International auf der Grundlage bisheriger Untersuchungen ein Gutachten erstellt, das eine mangelhafte Erkundung des Baugrundes insbesondere im Bereich der Hochbrücke bemängelte.

Die Moselregion sei aus geologischer Sicht sehr problematisch durch ihre verschiedenen Rutschhänge. Vor allem im Bereich des westlichen Widerlagers mit seinen bis zu 160 Meter hohen Pfeilern bestehe ein besonders hohes Risiko für die Stabilität des Bauwerks. Hier finden seit Monaten Erkundungsbohrungen statt, während auf der gegenüberliegenden Moselseite bereits Bauvorbereitungen erkennbar sind.

Eine auffällige Informationszurückhaltung kennzeichnet die derzeitige Situation sowohl bei der Landesregierung als auch bei den Baufirmen. Das Ausmaß der offensichtlichen Probleme bleibt bislang im Dunkeln. Sicher ist in jedem Fall, dass weder die Bauzeit noch der Kostenrahmen zu halten sein werden. Sollte die Planung der Brücke insgesamt überarbeitet werden müssen, so der Geologe Dr. Feuerbach von Geo-International, sei ein Großteil der bisher durchgeführten Planungsarbeit unbrauchbar.

Heidelind Weidemann vom BUND Rheinland-Pfalz: „Es ist absehbar, dass Kosten für die Baumaßnahme tatsächlich die Milliardenmarke überschreiten, wie bereits vielfach vermutet wurde, und das wäre mindestens eine Verdreifachung der ursprünglich geplanten Kosten.“ Der rheinland-pfälzischen Landesregierung wird es indes schwerfallen, hier von einer „unerwarteten Entwicklung“ zu sprechen, denn in der Tat wurde frühzeitig von verschiedenen Seiten gewarnt.

Dr. Elisabeth von den Hoff hatte bereits während des Planfeststellungsverfahrens im Jahre 1999 auf fehlende bzw. unzureichende Bodenuntersuchungen hingewiesen und dies 2006 noch einmal durch ihre Einwendungen zum ergänzenden Planfeststellungsverfahren bekräftigt.

Auch in den sehr umfangreichen Unterlagen zur Bundespetition wurden diese Sachverhalte noch einmal deutlich zur Sprache gebracht. Es gab Briefwechsel zwischen dem Geophysiker Helmut Körlings und den zuständigen Behörden, bei denen jedoch stets abgewiegelt wurde. Schließlich gab es Gespräche zwischen dem Geologen Dr. Feuerbach und Vertretern der Landesregierung, bei denen lediglich‚ verschiedene Auffassungen‘ konstatiert wurden.

Georg Laska von der Bürgerinitiative Pro-Mosel: „Die Bundesregierung hat nun die Aufgabe zu entscheiden, ob sie dieses waghalsige Abenteuer weiter finanzieren will. Ist es verantwortbar, dem bundesdeutschen Steuerzahler noch einmal viele hundert Millionen Euro aus der Tasche zu ziehen, um einigen Lokalpolitikern ihren aberwitzigen Traum zu erfüllen? 

Wie immer die Entscheidung ausfällt – Deutschlands Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, wieviel Geld sie für das Riesenprojekt an der Mosel noch bezahlen sollen.“        

(Quelle: PproMosel)

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