Eipott stammt aus der Eifel

Eisenschmitt. Mehr als 200 Gäste waren am Sonntag nach Eisen-schmitt gekommen, um das zweite Wochenende bei der Geburtstagsfeier zum 150. von Clara Viebig (1860-1952) zu erleben. Hubert vom Venn und Jupp Hammerschmidt strapazierten mehr als zwei Stunden die Lachmuskeln bei ihrem Kabarett „Clara kommt mächtig“. Im Innenhof des Clara-Viebig-Zentrums (CVZ) umrahmte auf der Bühne die Europafahne das Porträtfoto Viebigs, während die Kabarettisten, im Zwiegespräch als Pfarrer und Bürgermeister, die Einmaligkeit ihrer Eifelheimat mit munteren Sprüchen porträtierten und sich dabei auch gegenseitig auf die Schippe nahmen.

Die Kabarettisten sprachen von vergangen Zeiten der Eifel und verbanden dies mit topaktuellen Zeiten. So stamme das I-Pod aus der Eifel und sei als „Eipott“ (Eierbecher) schon lange bekannt.  Die Zuschauer wurden von den Kabarettisten als Menschen mit „von jugendlicher Frische gegerbten Gesichtern“ bezeichnet. Immer wieder nahmen sie die Eigenarten der Eifeler, besonders die der Eifeler Frauen, früher wie heute aufs Korn. 

Im Mittelpunkt stand Clara, die in einem Eifeldorf zur Bürgermeisterin gewählt werden will, dann aber entführt wird und ganz zum Schluss ein  Denkmal erhielt. Super Applaus der Zuschauer belohnte die Topleistung der beiden.

Am Samstagabend hatte Claudia Heinen aus Trier vor 60 Zuhörern das Ergebnis ihrer Forschungen zu Viebig erläutert. Viebig sei um 1900 schon eine der meistgelesenen Schriftsteller gewesen. Heute wäre sie mehr als nur eine Bestsellerin. Sie erzielte den Durchbruch mit dem in Eisenschmitt spielenden Roman „Das Weiberdorf“. Viebig wuchs in Trier auf und lernte die Eifel als Kind durch viele Reisen kennen. Drei weitere Regionen, in denen sie später wohnte, wurden ebenfalls ihre literarische Heimat: Düsseldorf und das Rheinland, Berlin sowie das heutige Westpolen bei Posen. Aber die Eifel sei ihre liebste Region gewesen, auch wenn sie das nie offen äußerte. Heinen folgert dies auch aus ihren Äußerungen  wie zum Beispiel: „Meine Augen werden hell, wenn ich von der Eifel spreche.“

Die 73jährige Sophie Lange aus Nettersheim/Nordeifel überraschte durch ihre überaus lockere und muntere Art des Erzählens. Zunächst schilderte sie ihre Erfahrungen mit der Eisenschmittner Bevölkerung bei ihren Besuchen. Anfangs wurde sie abgewiesen, als sie die Menschen auf Clara Viebig ansprach. Doch wenige Jahre später und erst recht bei der Eröffnung des CVZ im Jahre 2005 hatte sich die Einstellung der Eisenschmittner zu Viebig gewandelt. Sodann trat Lange in den Dialog mit den Gästen.

Dabei kam auch die Frage, ob Viebigs Roman „Das Weiberdorf“ auf dem Index der von der katholischen Kirche verbotenen Bücher gestanden habe. Lange verneinte dies. Das Weiberdorf habe niemals auf diesem Index gestanden, wie ihre Nachforschungen ergeben hätten.  „The Gamblers“ unter Leitung von Judith Nieder umrahmten die Lesungen musikalisch.  Der  Samstagvormittag stand im Zeichen einer literarischen Wanderung auf den Spuren Viebigs rund um Manderscheid.

Die Viebig-Wochen finden ihren Abschluss am Samstag, 31. Juli, beginnend um 11 Uhr mit der dritten Wanderung auf den Spuren Viebigs zur Mühle der Romanfigur Müller-Hannes, Start in Manderscheid, Heidsmühle. Der Sonntag. 1. August beginnt mit Kaffee und Kuchen nach Hausfrauenart ab 15.00 Uhr. Um 15.30 Uhr liest Gerd Bayer (Bausendorf) im CVZ Eisenschmitt aus Viebigs Roman „Vom Müllerhannes“. Anschließend Konzert des Musikverein „Alte Kameraden Eisenschmitt“ Um 17 Uhr referiert Professor Hermann Gelhaus zum Thema „Clara Viebig – Dichterin des sozialen Mitleids“. Feierlicher Ausklang „Il Silenzio“ mit dem Musikverein Eisenschmitt ist ab 18 Uhr.

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