Einfach erklärt: Wie funktioniert ein P2P-Kredit?

Wenn Privatpersonen Geld benötigen, beispielsweise für ein Haus, ein neues Auto oder eine andere Anschaffung, dann wenden sie sich meist an die eigene Hausbank oder an eine Direktbank, um einen Kredit aufzunehmen. Doch sind Banken und andere Kreditinstitute nicht die einzige Möglichkeit für Privatpersonen, um an Geld zu kommen. In den vergangenen Jahren ist der sogenannte P2P-Kredit immer beliebter geworden. Dabei geben nicht mehr Banken einen Kredit, sondern es handelt sich dabei um private Geldgeber, die anderen Privatpersonen Geld leihen. Ein Kredit von Menschen für Menschen sozusagen.

© unsplash.com, Chris Liverani

Wir zeigen, wie ein P2P-Kredit funktioniert.

Was ist ein P2P-Kredit?

Die Abkürzung „P2P“ steht für das Englische „Peer to Peer“. Übersetzt bedeutet das so viel, wie „Ebenbürtiger zu Ebenbürtiger“. Mit diesem Wissen lässt es sich der P2P-Kredit dann so erklären: Eine oder mehrere Privatpersonen leihen einer anderen Privatperson eine gewisse Geldsumme. Im Prinzip könnte man auch sagen, dass wenn Freunde oder Familien einem Geld leihen, es sich ebenfalls um einen P2P-Kredit handelt.

Die Kredite, von denen wir jedoch sprechen, sind etwas formeller geregelt. Ähnlich wie bei einem Bankkredit wird auch bei einem P2P-Kredit ein fester Zinssatz verhandelt und eine Laufzeit für die Rückzahlung festgelegt. Meist findet das ganze über entsprechende P2P-Portale im Netz oder Kreditvergleichsplattformen statt.

Bei P2P-Krediten wird meist unterschieden zwischen Crowdinvesting, Crowdfunding oder Crowdlending. Letzteres ist die Variante, die vor allem private Kreditnehmer betrifft. Es gibt also für fast jede Kreditform eine passende P2P-Alternative.

Ähnliche Voraussetzungen wie beim herkömmlichen Kredit

Wer einen Kredit von einer Privatperson beantragen möchte, muss, wenn es über die offiziellen Plattformen geschehen soll, ähnliche Voraussetzungen erfüllen, wie bei einem herkömmlichen Ratenkredit einer Bank.

Wichtigste Voraussetzung ist wohl die Volljährigkeit. Potenzielle Kreditnehmer müssen mindestens das 18. Lebensjahr vollendet haben, damit sie vor dem deutschen Gesetz als voll geschäftsfähig gelten. Viele Crowdlending-Plattformen beschränken ihr Angebot auf ein Alter von 65 Jahren.

Der Hauptwohnsitz des Kreditnehmers muss in Deutschland liegen. Zudem muss er über eine deutsche Bankverbindung verfügen. Ein regelmäßiges Einkommen gehört in vielen Fällen ebenfalls zu den Grundvoraussetzungen für den P2P-Kredit, oft in Verbindung mit einem festen, unbefristeten Arbeitsverhältnis. Der Kreditnehmer sollte weder in der Ausbildung stecken, noch in der Probezeit.

Nicht möglich ist der Kredit, wenn gegen die Person ein Haftbefehl vorliegt, sie insolvent sind oder der Lohn gepfändet wurde. Dennoch sollten die genauen Bedingungen für die Kreditvergaben je nach P2P-Portal genau überprüft werden.

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Geeignet für Personen, die weniger kreditwürdig sind

Bei herkömmlichen Krediten ist zudem die Kreditwürdigkeit eine Voraussetzung, die von den Kreditnehmern erfüllt werden muss. Anders sieht es jedoch bei den P2P-Krediten aus. Hier haben auch Privatpersonen eine Chance auf Geld, selbst dann, wenn es mit der Kreditwürdigkeit oder der Schufa nicht so gut für sie aussieht.

Personen, die ein geringes oder unregelmäßiges Einkommen haben, dürfen hier ebenfalls auf einen Kredit hoffen. Aus diesem Grund können sich P2P-Kredite für folgende Personengruppen eignen:

  • Personen mit einer geringen Bonität
  • Menschen mit einem schlechten Schufa-Score
  • Freiberufler oder Selbstständige
  • Studierende
  • Gründer
  • Je nach Portal: Arbeitnehmer, die einen befristeten Arbeitsvertrag haben

Die Voraussetzungen für den Kredit können im P2P-Bereich also ziemlich variabel sein. Deshalb empfiehlt es sich, die Angebote möglichst vieler Portale miteinander zu vergleichen, um auf diese Weise den passenden Kredit zu finden.

Bonität spielt nicht die wichtigste Rolle

Anders als bei Bankkrediten, ist die Bonität bei P2P-Krediten zwar nicht unwichtig, spielt aber nicht die wichtigste Rolle. Es handelt sich um private Geldgeber, die ihr Geld gewinnbringend anlegen möchten.

Wird das Geld nun an Personen verliehen, deren Bonität eher gering ist, bietet das die Möglichkeit, höhere Zinsen als Sicherheit zu verlangen. Gleichzeitig gehen die privaten Anleger ein höheres Risiko ein, dass die Raten nicht zurückbezahlt werden können.

Die privaten Geldgeber müssen jedoch nicht unbedingt Beträge von mehreren Tausend Euro verleihen. Sie können sich mit nur geringen Beträgen daran beteiligen. Dadurch erzielen sie im Vergleich zu anderen Anlagemöglichkeiten eine hohe Rendite bei einem geringen Einsatz.

Kreditnehmer sollten trotzdem nur dann einen Kredit aufnehmen, egal welcher Art, wenn sie sich diesen auch leisten können.

Banken spielen dennoch eine Rolle

Selbst wenn es sich bei P2P-Krediten um Geldgeschäfte zwischen Privatpersonen handelt, sind die Banken dennoch nicht außen vor. Das gilt insbesondere dann, wenn die Abwicklung eines Kredits über eines der vielen P2P-Portale im Netz läuft. Ohne die Banken können die Kreditmarktplätze nicht existieren.

Die Auszahlung und das Zurückzahlen des Kredits kann nicht nur von den Beteiligten abgewickelt werden. Es ist ein sogenannter treuhänderischer Beteiligter in Form einer Bank nötig, um die Auszahlung und die Rückzahlung der Kreditsumme zu überwachen. Das gilt natürlich nicht, wenn sich innerhalb der Familie unbürokratisch kleinere Summen Geld verliehen wird.

Dass, die Banken bei privaten Kreditgeschäften eingreifen oder aktiv werden dürfen, ist sogar im Kreditwesengesetz verankert. Wer gewerbsmäßig Kredite vergibt, um damit Gewinne zu erzielen, unterliegt der Aufsichtspflicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, oder kurz BaFin. Da der Umfang solcher Kontrollen jedoch den Rahmen für die Behörde sprengen würde, sind die Banken zwischengeschaltet, um die Vorgänge zu überwachen.

Die Bank fungiert quasi als Vertragspartner für beide Seiten. Der private Kreditgeber zahlt sein Anlegergeld ein und die Bank zahlt es an den Kreditnehmer aus. Die Rückführung verläuft dann ähnlich.

Vor- und Nachteile von P2P-Krediten

Im Vergleich zu herkömmlichen Bankkrediten bieten die P2P-Kredite einige entscheidende Vorteile für Kreditnehmer.

  • Der größte Vorteil ist wohl, dass auch Personen Chancen auf einen Kredit haben, die bei einer herkömmlichen Bank aufgrund einer schwachen Bonität abgelehnt worden wären.
  • Selbstständige sind bei der Kreditvergabe für Banken ein Risikofaktor. Sie haben bei P2P-Krediten ebenfalls bessere Chancen auf eine Auszahlung.
  • Die Kreditanfrage kann anonym verlaufen. Auf diese Weise wird die Schufa nicht darauf aufmerksam und es folgt kein negativer Eintrag.
  • Die Abwicklung erfolgt in vielen Fällen rein digital, wodurch die Auszahlung deutlich schneller vonstatten geht als bei einer Bank.
  • Die Konditionen können ganz flexibel mit den Geldgebern verhandelt werden.

Demgegenüber stehen natürlich auch einige Nachteile für Kreditnehmer.

  • Wer über eine schlechte Bonität verfügt, muss mit ziemlich hohen Zinsen rechnen.
  • Dadurch besteht die Gefahr, sich zu überschulden.

Wer jedoch über eine gute Bonität verfügt und die monatlichen Raten stemmen kann, für den ist der P2P-Kredit eine wirklich sinnvoll Alternative zum herkömmlichen Ratenkredit bei der Bank.

Ablauf eines P2P-Kredits

© unsplash.com, Christin Hume

Wer einen P2P-Kredit aufnehmen möchte, sollte zunächst die verschiedenen Angebote miteinander vergleichen. Spezielle Vergleichsplattformen im Netz können dabei helfen. Gleichzeitig bietet sich dadurch die Möglichkeit, den Kredit direkt online beim Portal

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