„Ein Weg der demütigen Selbsthingabe“

Rom. Papst Benedikt XVI. hat am Samstag, 20. November, den Erzbischof von München und Freising und ehemaligen Bischof von Trier, Reinhard Marx, und 23 weitere Geistliche in den Kardinalsrang erhoben. Im Rahmen eines Wortgottesdienstes im Petersdom in Rom, zu dem auch Bischof Ackermann eingeladen war, überreichte der Heilige Vater den neuen Kardinälen die roten Kardinalsbirette sowie die Ernennungsdekrete und benannte die jeweiligen Titelkirchen. Kardinal Marx erhielt als Titelkirche San Corbiniano im römischen Stadtteil Infernetto. Die Kirche, die sich noch im Bau befindet und im Frühjahr 2011 fertig gestellt werden soll, wird mit Unterstützung der Erzdiözese München und Freising errichtet.

Bei den 24 neuen Kardinälen handle es sich um „Hirten, die mit Eifer bedeutende Diözesangemeinschaften leiten, um Würdenträger, die an die Spitze der Dikasterien der Römischen Kurie gestellt sind oder die der Kirche und dem Heiligen Stuhl mit beispielhafter Treue gedient haben“, sagte Papst Benedikt XVI. in seiner Predigt bei dem Wortgottesdienst am Samstag. Als Kardinäle gehörten sie nun „zu jenem coetus peculiaris (außerordentlichen Kreis), der unmittelbarer und beständiger mit dem Nachfolger Petri zusammenarbeitet und ihn dabei in der Ausübung seines universalen Amtes unterstützt“, erklärte der Heilige Vater: „Das Band besonderer Gemeinschaft und Zuneigung, das diese neuen Kardinäle mit dem Papst verbindet, macht sie zu einzigartigen und wertvollen Mitarbeitern des von Christus Petrus anvertrauten hohen Amtes.“

Der Papst erinnerte daran, dass Jesu Lebensstil zur „Grundlage der neuen Beziehungen innerhalb der christlichen Gemeinschaft und einer neuen Art, Macht auszuüben“, wurde. Es handle sich dabei um einen „Weg der demütigen Selbsthingabe bis hin zur Aufopferung des Lebens“, es sei „der Weg der Passion, des Leidens, der Weg des Kreuzes“. Jedes kirchliche Amt sei „stets Antwort auf einen Ruf Gottes, es ist niemals Frucht eines eigenen Entwurfes oder eigenen Ehrgeizes, sondern es ist ein Angleichen des eigenen Willens an jenen des Vaters, der im Himmel ist“, unterstrich Papst Benedikt XVI.

Der Heilige Vater hob in diesem Zusammenhang den vor allem dienenden Charakter kirchlicher Ämter hervor. Ein Kriterium für Größe und Vorrang sei „nicht die Herrschaft, sondern der Dienst“. Vor allem für „diejenigen, die Führungsaufgaben innerhalb des Volkes Gottes haben“, gelte „nicht die Logik der Herrschaft, der Macht gemäß menschlichen Kriterien, sondern die Logik des Sich-Hinunterbeugens, um die Füße zu waschen, die Logik des Dienstes, die Logik des Kreuzes“. Zu jeder Zeit sei die Kirche „verpflichtet, sich dieser Logik anzugleichen und Zeugnis für sie abzulegen, um die wahre Herrschaft Gottes, jene der Liebe, durchscheinen zu lassen“.

An die neuen Kardinäle gewandt sagte der Papst: „Die Sendung, zu der Gott Euch heute beruft und die Euch zu einem noch verantwortungsvolleren kirchlichen Dienst befähigt und berechtigt, erfordert einen immer größeren Willen, den Stil, die Art, des Gottessohnes anzunehmen, der unter uns gekommen ist als derjenige, der dient.“

Sein Lebenslauf

Am 21. September 1953 wurde Kardinal Reinhard Marx  in Geseke, Kreis Lippstadt in Nordrhein-Westfalen, geboren. Dort machte er 1972 sein Abitur. Anschließend studierte er Theologie und Philosophie in Paderborn und Paris. 1979 weihte ihn der Erzbischof von Paderborn. Von 1981 bis 1989 studierte Marx in Münster und Bochum. Er promovierte zum Doktor der Theologie. 1996 wurde er Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Theologischen Fakultät Paderborn. Im gleichen Jahr, am 23. Juli, ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Pedena, einem erloschenen Bistum in Istrien, und zum Weihbischof des Erzbischofs von Paderborn. An seinem 43. Geburtstag, dem 21. September 1996, weihte ihn Erzbischof Degenhardt im Hohen Dom zu Paderborn zum Bischof und ernannte den Sozialethiker zum Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft. Seit 1999 ist Marx Vorsitzender der von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam getragenen Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit und Frieden). 2001 wurde er in das Paderborner Metropolitankapitel aufgenommen.

Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Reinhard Marx zum Bischof von Trier. Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt. Papst Benedikt XVI. hatte zehn Monate nach der Annahme des Amtsverzichtes von Kardinal Wetter (Januar 2007) einen neuen Erzbischof für das Erzbistum München und Freising, sein Heimatbistum, ernannt: Reinhard Marx (54), Bischof von Trier. Seine Ernennung wurde am Freitag, 30. November 2007, dem Fest des heiligen Apostels Andreas, gleichzeitig in Rom, München und Trier offiziell bekannt gegeben. Am 26. Januar 2008 hatte sich Marx bei einem feierlichen Gottesdienst im Trierer Dom vom Bistum Trier verabschiedet. Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, ist am Fest der Darstellung des Herrn, Mariä Lichtmess, Samstag, 2. Februar 2008, im Münchner Liebfrauendom feierlich in sein Amt eingeführt worden. Im Rahmen mehrtägiger Feierlichkeiten von Freitag, 19. November, bis Montag,  22. November 2010, ernennt Papst Benedikt XVI. Erzbischof Reinhard Marx und 23 weitere Geistliche zum Kardinal.
 

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