„Der Islam muss sich ändern!“

Prüm. Thilo Sarrazin kam am 10. Mai nach Prüm, seine Gegner kamen nicht. Jedenfalls war nach monatelangem Sperrfeuer mit abgedroschenen Politphrasen von ihnen nichts zu sehen oder zu hören. Umso mehr beklatschte die Mehrzahl der 700 Besucher immer wieder kritische Äußerungen Sarrazins über Politiker, Medien und Wissenschaftler.

Das Vorwort zur neuen Paperback-Ausgabe des kontrovers diskutierten Mega-Bestsellers „Deutschland schafft sich ab“ war der Leitfaden für Sarrazins 90 minütigen Vortrag. An Politikerschelte fehlte es nicht: für Bundeskanzlerin Merkel, die sein Buch verurteilt hatte, ohne es gelesen zu haben. Oder gegen den SPD-Bundesvorsitzenden Sigmar Gabriel, der mit dem geplanten Parteiausschluss von SPD-Mann Sarrazin Schiffbruch erlitten hatte. Am Sachverstand von Ex-Bundespräsident Wulff und dessen Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ zweifelte Sarrazin sehr.

Sich gegen falsche Zitate, Behauptungen und Interpretationen zu wehren, nahm viel Raum ein an diesem Abend in der Eifel. So habe er niemals behauptet, Muslime seien genetisch dümmer als andere Bürger.

Auch an der Presse und ihrer in seinen Augen tendenziösen Berichterstattung zum Buch ließ er kein gutes Haar. Die SZ habe einen Bericht zu einer Lesung veröffentlicht, die der Redakteur sich aus dem Internet zusammengefitschelt hatte. Die Lesung habe er erst gar nicht besucht.

Ganz entschieden forderte Sarrazin eine Wandlung des Islams, der erst noch eine  Aufklärung durchlaufen und im säkularen Rechtsstaat ankommen müsse. Das hatte auch die renommierte Schriftstellerin Monika Maron am Dienstagabend in Bitburg gefordet, gerade mit Blick auf die Diskriminierung der Frau. Ebenso hatte Heiner Geißler in Wittlich das Diktat des fundamentalistischen Islamismus gegeißelt.

Auf eine ausgiebige Fragerunde mit Publikumsfragen folgte die festivalübliche Signierschlange am Autortisch. Anders als am Vortag in Erfurt konnte die Sarrazin-Veranstaltung in Prüm völlig störungsfrei ablaufen. Die Antifa-Leute aus der Nordeifel, die seit Monaten eine Absage der Veranstaltung gefordert hatten, hatte sich gar nicht erst blicken lassen.

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