Überwältigt vom Momentum Special Olympics

Noch nie in der Geschichte Deutschlands wurde Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen so viel Aufmerksamkeit zuteil wie bei den Special Olympics World Games Berlin 2023. Mehr als 400 Stunden Live-Sport produziert das Organisationskomitee der Spiele in seiner Aufgabe als sogenannter Host Broadcaster, dazu Tageszusammen-fassungen, Hintergründe und Erklärstücke.

Die bislang einzigartige Allianz von elf deutschen Medienhäusern, die sich bislang im Kampf um Bewegtbildrechte eher als Konkurrenten begegneten, zeigt bereits vor Abschluss der Spiele deutlich Wirkung. Noch ungewohnt, aber hochverdient rücken Menschen ins Rampenlicht, die ansonsten in der Gesellschaft oft unscheinbar bleiben. Der Schulterschluss der Medien sorgt für einen deutlichen Schub in Sachen Inklusion.

Und dabei ist die Berichterstattung in Berlin keine Einbahnstraße. Denn nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera wird Inklusion im journalistischen Alltag praktiziert.

„Ich freue mich riesig als Teil dieser Allianz meinen Beitrag für mehr Inklusion in unserer Gesellschaft zu leisten“, sagt Monika Lierhaus. Nach 14 Jahren Zwangspause ist die beliebte Moderatorin zurück auf dem Bildschirm. RTL gestaltet mit ihr die „Woche der Vielfalt“. Die 53-Jährige ist sicher die prominenteste inklusive Journalistin in Berlin. Aber wahrlich nicht die einzige.

Die durchweg positive Resonanz und die überraschend guten Reichweiten bestärken die Programmmacher. Der Springer-Konzern mit seiner Dachmarke BILD hat seine erhoffte Gesamtreichweite für die Spiele auf den digitalen und sozialen Kanälen bereits nach drei Tagen erreicht. Die Anzahl der Treffer bei Google und der eigentlich sperrigen Eingabe „Special Olympics Berlin2023“ sprang am Donnerstagmorgen in 0,46 Sekunden auf mehr als 15 Millionen. Völlig überraschend sind auch die Zuschauer-Reaktionen: „Zeigt mehr Live-Sport“ hat beispielsweise die ARD erfahren. Eine Einschätzung, die vor den Weltspielen noch als vollkommen abwegig galt.

Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender nähern sich langsam olympischen Gewohnheiten: sie übertragen im gewohnten Wechsel täglich live von den Berliner Weltspielen. Allerdings lediglich eine Stunde statt des üblichen Marathons bei Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften. Ein Anfang nur, aber ein starker für Verhältnisse bei Special Olympics Ereignissen, die jahrelang ein Randdasein fristeten. Die Einschaltquoten sind für die Sportler*innen mehr als nur ein Anfeuerungsruf: 670.000 Zuschauer an einem Samstagabend um 23:40 Uhr bei der Zusammenfassung der Eröffnungsfeier. Mehr als nur ein Weckruf für Fernsehschaffende.

„Wir sind mit der Resonanz unserer Übertragungen sehr zufrieden“, sagt Daniel Wever, verantwortlicher Redakteur beim ZDF, „die Zuschauerreaktionen sind durchweg positiv. Unsere Mischung aus erklärenden Beiträgen und personalisierten Stories über national wie internationale Athleten und Athletinnen trifft den Nerv der Zuschauenden.“

Für die größte Live-Abdeckung sorgt der Pay-TV-Sender Sky. Sky Sport sendet täglich live von 14 bis 17 Uhr. Beinahe alles wird auch auf skysport.de verlängert, in der Sky Sport App und auf Youtube gezeigt. „Wir sind überwältigt vom Momentum der Special Olympics“, sagt Charly Classen, Executive Vice President Sport Sky Deutschland, „unser Ziel ist es, Aufmerksamkeit dafür zu schaffen, wie Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Selbstbewusstsein und letztendlich mehr gesellschaftlicher Anerkennung verholfen werden kann.“

Magenta TV sendet tägliche Höhepunkte und Dokumentationen auf dem kostenlosen Sender „#dabei TV“. Und auch das Organisationskomitee selbst sorgt für Reichweite: Auf Sportdeutschland.TV werden alle produzierten Live-Signale für jedermann und jederfrau zugänglich gestreamt.

In allen Sendern der Medienallianz sind die Special Olympics Thema in den Hauptnachrichtensendungen, Magazinen und vielen weiteren Sendeformaten. Die Mediatheken werden täglich aktuell bespielt. Die Wellen des ARD-Hörfunks verbreiten über den Äther. Zudem wird das Großereignis im gemeinsamen Kinderkanal KiKA für die jüngsten Fans aufbereitet. Das ZDF überträgt die Schlussfeier im Livestream. Und auch für Zuschauer ohne Internet könnte es noch einen überraschenden Abschluss der fröhlichen Tage von Berlin geben.     (Text: Mark Mittasch)

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