Trierer Notaufnahmen warnen vor deutlich längeren Wartezeiten

Im Zuge der massiven Einschränkungen der Öffnungszeiten des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes raten die beiden Trierer Kliniken eindringlich davon ab, als Alternative die Notaufnahmen anzusteuern

Mit dem 1. Januar 2024 ändert sich die ärztliche ambulante Versorgung außerhalb der regulären Öffnungszeiten der niedergelassenen Arztpraxen. War bisher die Versorgung in den Schließzeiten durch den Ärztlichen Bereitschaftsdienst durchgängig abgedeckt, ändert sich dies zum Jahreswechsel. Ab dem 1.1. steht der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Trier, der seine Räumlichkeiten im Klinikum Mutterhaus hat, nur noch wie folgt zur Verfügung: Mittwochs von 14 bis 22 Uhr, freitags von 16 bis 22 Uhr und samstags, sonntags sowie an Feiertagen von 9 bis 22 Uhr.

Davon, einfach in den Schließzeiten des Bereitschaftsdienstes die Notaufnahmen aufzusuchen, raten die beiden Trierer Kliniken jedoch dringend ab: „Unsere Aufgabe in den Notaufnahmen ist die Versorgung von schwer erkrankten Menschen bzw. Patienten*innen mit hohem Gesundheitsrisiko, die umgehend akutmedizinisch in einem Krankenhaus versorgt werden müssen“, erklären der Geschäftsführer des Klinikums Mutterhaus Dr. med. Christian Sprenger und für das Brüderkrankenhaus der Regionalleiter der BBT-Gruppe Christian Weiskopf. Im Konkreten bedeutet dies, wer über Symptome klagt, die auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten, wie Atemnot, starke Schmerzen in der Brust oder Lähmungserscheinungen, sollte unverzüglich eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen. Aber auch Verbrennungen, Vergiftungen, allergische Schocks, Krampfanfälle und starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen und auch Kopfverletzungen oder Knochenbrüchen müssen umgehend in einem Krankenhaus behandelt werden.

Damit solche Fälle adäquat vom medizinischen Personal behandelt werden können, ist es unerlässlich, dass Menschen mit milden Symptomen, sogenannte Niedrigrisikopatienten*innen, primär den Hausarzt oder den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (Telefon 116117) aufsuchen und nicht die Notaufnahmen zusätzlich belasten. „Um dringliche Notfälle herauszufiltern, wird in einem ersten Schritt eine Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit – sog. Triagierung – anhand von Leitsymptomen vorgenommen“, so der Chefarzt des Notfallzentrums des Brüderkrankenhauses Prof. Dr. med. Guido Michels gemeinsam mit dem ärztlichen Leiter der Notaufnahme im Klinikum Mutterhaus Dr. med. Daniel Stefka. Das heißt, die Patienten werden von einer medizinischen Fachkraft in Farb-Kategorien je nach Dringlichkeit eingeteilt: Rot steht dabei für lebensbedrohliche Notfälle, orange für sehr dringende Notfälle, gelb für dringende Fälle, grün für normale, behandlungsbedürftige Fälle und blau für alle nicht-dringlichen Fälle. Insbesondere die letzten beiden Patientengruppen mit niedrigem Gesundheitsrisiko haben in den letzten Jahren zugenommen und suchen während sowie außerhalb der normalen Praxisöffnungszeiten oftmals die Notaufnahmen auf, was sämtliche Abläufe innerhalb der Notaufnahme verlangsamt. Warum diese Patienten*innen die Notaufnahmen als erstes aufsuchen? Eine umgehende und umfassende fachärztliche Versorgung im Krankenhaus ohne langes Warten auf einen Termin beim Niedergelassenen, werden als Hauptgründe angegeben. Die Notaufnahmen sind für die Versorgung dieser auch im niedergelassenen Bereich zu behandelnden Patienten*innen weder räumlich noch personell ausreichend ausgestattet. Zudem verursachen mehr als 50% der Patienten*innen mit niedrigem Gesundheitsrisiko einen hohen diagnostischen und therapeutischen Aufwand und tragen somit zur starken Auslastung der Strukturen bzw. zur Überlastungssituation in Notaufnahmen bei.

Eine weitere Zunahme dieser Patientengruppe, welche bedingt durch die inadäquaten Öffnungszeiten der kassenärztlichen Bereitschaftsdienste zu erwarten ist, werden die Notaufnahmen noch weiter „verstopfen“. „Bisher bekamen wir diese Patienten*innen mit niedrigem Gesundheitsrisiko im laufenden Notaufnahmebetrieb noch unter. Wenn jetzt jedoch alle, die sonst den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst aufgesucht hätten, in die Notaufnahmen strömen, haben wir ein massives Problem“, so die beiden Notfallmediziner und warnen zugleich davor: „Unsere größte Sorge ist, dass wir unsere Hilfesuchende nicht mehr in allen Fällen adäquat versorgen können. Wenn ein potentiell Schwerkranker an der Anmeldung zwischen nicht-dringenden Fällen auf seine Triage warten muss, kann es zu einer Patientengefährdung kommen. Zudem, und dass wollen wir nicht verschweigen, rechnen wir damit, dass die Wartezeiten für Patienten*innen mit milden Symptomen bzw. Krankheitsverläufen bedingt durch dieses zu erwartende hohe Patientenaufkommen um mehrere Stunden zunehmen werden.“

„Wir zählen auf die Mithilfe der Menschen, dass wir weiterhin unserem Auftrag der Notfallversorgung angemessen nachkommen können. Es nützt keinem, wenn wir überlaufen werden, weder dem Notfallpatienten, noch dem Patienten, der die ganze Nacht in unserer Notaufnahme warten muss, nur um am Ende an den Hausarzt verwiesen zu werden“, appellieren beide Trierer Kliniken.

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