Trierer Bischof nimmt an Demonstration gegen Rechtsextremismus teil

Trier – „Jeder Mensch trägt Gottes Antlitz. Unser Auftrag als Christinnen und Christen ist es, diese Sensibilität für unsere Mitmenschen zu bewahren – unabhängig von Alter, Geschlecht, Nationalität, Herkunft, und egal, ob sie in der Nachbarschaft wohnen oder weit entfernt. Diese Grundhaltung ist unvereinbar mit Rassismus, Antisemitismus oder demokratiefeindlichen Äußerungen und Aktionen.“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann am 27. Januar erklärt, dem Gedenktag für die Opfer des Holocaust.

Der Trierer Bischof äußert sich angesichts der wachsenden Fremdenfeindlichkeit und des zunehmenden Rassismus, deren jüngster Auswuchs „die kruden, menschenverachtenden Vertreibungsfantasien sind, von denen wir vor kurzem durch eine CORRECTIV-Recherche Kenntnis bekommen haben“. Er nehme „besorgniserregende Tendenzen der gegenseitigen Abschottung, des Sich-Bewegens im eigenen geschützten Binnenraum“ wahr. Um sich hier klar zu positionieren, persönlich und für das Bistum Trier, nimmt Bischof Ackermann an der vom Verein „Buntes Trier“ organisierten Demonstration „Nie wieder ist jetzt“ am 28. Januar an der Porta Nigra in Trier teil.

„Wir stehen zu den Werten, die Jesus uns vorgelebt hat: Nächstenliebe und Offenheit, die unbedingte Achtung der Menschenwürde. Wir sind solidarisch mit denen, die uns an ihrer Seite brauchen; wir schützen diejenigen, die bedroht und diskriminiert werden.“ Seit Tagen gibt es Massendemonstrationen für Demokratie und gegen Rechtsextremismus in vielen Städten Deutschlands: „Ich finde es großartig, dass so viele Menschen sich jetzt zu Wort melden, ein deutliches Bekenntnis zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung abgeben und dafür auf die Straße gehen.“

An vielen Orten im Bistum beteiligen sich kirchliche Mitarbeitende an den Demonstrationen, privat oder als Dienstgemeinschaft. In Trier sind etwa die Jugendabteilung des Bischöflichen Generalvikariates und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Mitveranstalter an der Demonstration beteiligt.

„Wir müssen uns immer wieder berühren lassen von dem, was in unserer Welt vorgeht: in unserem eigenen Leben, in unserem Umfeld, im globalen Kontext. Manche Menschen meinen, sie müssten sich abschotten, eine Hornhaut um ihr Herz legen, um vor allem sich selbst zu schützen. Dann aber wird der Egoismus, die Selbstbezogenheit und Kaltherzigkeit unserer Welt noch mehr zunehmen.“ So dürfe auch Politik nicht darauf beruhen, Angst und Ressentiments untereinander zu schüren, wie es besonders im rechten politischen Spektrum derzeit geschehe. „Wir müssen ehrlich darüber sprechen, was schwierig ist, und komplexe Dinge so erklären, dass sie für alle nachvollziehbar sind. Denn dann wird klar, dass die vermeintlich ‚einfachen Lösungen‘, die mit dem angeblichen Volkswillen begründet werden, Lösungen auf Kosten der anderen sind.“

(JR)

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