Scholz: Als Schiffbrüchiger beim Mainzer Rosenmontagszug

Bundeskanzler Scholz (SPD) wird bei der Vorstellung der Motivwagen für den Mainzer Rosenmontagszug als einäugiger Kapitän präsentiert. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Mainz. Olaf Scholz erleidet Schiffbruch: Dabei trägt der Bundeskanzler auf dem Motivwagen des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) Augenklappe. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) werden auf den Wagen des Mainzer Rosenmontagszugs als überlebensgroße Kunstwerke auf die Schippe genommen.

Habeck verliert als fliegender Robert – angetrieben von einer Wärmepumpe – die Bodenhaftung. Und dem erschrockenen Lauterbach fliegt als «Master of Desaster» sein Experimentierkasten Gesundheitswesen um die Ohren, wie Wagenbauer Dieter Wenger bei der Vorstellung seiner letzten Motivwagen am Dienstag in Mainz sagte.

AfD-Chefin Alice Weidel und die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht werden als Barbies von Putin als Ken chauffiert. Mit blutigen Händen hält er das Steuer. Auf einem anderen Wagen versucht sich CDU-Chef Friedrich Merz dagegen zu wehren, an der Krawatte von einer AfD-Frau in blauer Reizwäsche über ein Brandmäuerchen gezogen zu werden, dahinter brauner Sumpf. Auch E-Mobilität und der Automobilstandort Deutschland sind ein Thema: Chinesen fahren den Deutschen im E-Auto davon. Fred Feuerstein läuft hinterher.

Die «betrübliche Weltlage» mit den Kriegen und der Gewalt im Nahen Osten beschäftigt auch die Narren, heißt es beim MCV. So wird eine in einem Käfig aus Stacheldraht eingesperrte Friedenstaube von Hass, Fanatismus, Intoleranz und Gier am Fliegen gehindert. Die beiden anderen Wagen nehmen den neuen Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und die finanzielle Situation in der Landeshauptstadt nach dem Geldsegen von Biontech aufs Korn.

Beim 120. Rosenmontagszug seit der Gründung des MCV machen sich die neun Motivwagen zusammen mit mehr als 9000 Närrinnen und Narren auf den Weg durch die Stadt. Um 11.11 Uhr setzt sich der rund neun Kilometer lange Zug in Bewegung, die Strecke ist etwa sieben Kilometer lang. Das Motto der Kampagne mit dem Jubiläumszug lautet: «Zur Fassenacht lädt Mainz am Rhein die ganze Welt zum «Schoppe» ein.»

Erwartet werden mehr als eine halbe Million Zuschauer. Die Polizei ist mit etwa 1000 Kräften im Einsatz. Das Rahmenprogramm auf erstmals zwei Bühnen beginnt bereits am Donnerstag. Die Motivwagen können am Sonntag in der Innenstadt bewundert werden.

Für Wenger und seine Frau Hanne ist nach 62 Jahren Schluss. MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig sprach unter lang anhaltendem Applaus vom «Ende einer großartigen Ära». Er gehe «mit einem lachenden und einem weinenden Auge», wie es für den Narren typisch sei, sagte der 84-jährige Wenger, der noch keinen Nachfolger hat.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen