Katrin Eder: „Mehr Holz statt Beton – wir brauchen eine Materialwende im Bausektor“

Klimaschutzministerin besucht Holzwerke van Roje: Produktionsverfahren für Brettsperrholz, das mit rund zehn Prozent weniger Holzverbrauch auskommt

„Wir brauchen dringend eine Materialwende im Gebäude- und Bausektor. Dieser ist weltweit für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, da meist sehr energieintensive Baustoffe wie Stahl und Beton eingesetzt werden. Werden diese durch recycelte Materialien oder Holz ersetzt, trägt dies wesentlich zum Klimaschutz bei. Denn Bäume entziehen der Atmosphäre klimaschädliches CO2. Dieses bleibt auch in verbautem Holz bis zu dessen Verfall gespeichert. Um auch mit nachwachsenden Rohstoffen sorgsam und effizient umzugehen und Ressourcen zu schonen, brauchen wir innovative Lösungen, wie sie das Unternehmen van Roje entwickelt hat“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder bei ihrem heutigen Werksbesuch des mittelständischen Unternehmens in Oberhonnefeld-Gierend.

Der Familienbetrieb stellt unter anderem Brettsperrholz aus heimischem Fichten- und Tannenholz her. „Wir haben das komplette Produktionsverfahren optimiert. So fallen weniger Reste an und wir brauchen rund zehn Prozent weniger Holz. Denn bislang als Ausschuss anfallendes Schnittholz, etwa bei Tür- und Fensteröffnungen in den Bauelementen, kann weiterverwendet werden. Bei einer geplanten Jahresproduktion von 75.000 m3 können wir so jährlich 11.000 m3 an neuem Holzmaterial und damit viele Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen, die sonst etwa durch den Transport des Rundholzes anfallen würden“, sagte Oliver Mühmel, Geschäftsführer der Holzwerke van Roje.

Bei ihrem Besuch betonte Eder zudem die Bedeutung des rheinland-pfälzischen Waldes für den Klimaschutz und die Wirtschaft. „Die rheinland-pfälzische Forst-, Holz- und Papierwirtschaft ist weiterhin im Aufwind begriffen. Das ist das Ergebnis der Clusterstudie der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft aus dem Jahr 2022. Der Sektor erarbeitet in unserem Land einen Jahresumsatz von über 10 Milliarden Euro und bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für rund 54.000 Beschäftigte in 7.500 Unternehmen. Kernstück und Wachstumstreiber des Holzclusters ist der Holzbau. Gerade im ländlichen Raum ist dieser Sektor ein bedeutender Arbeitgeber, in dem die Entwicklung neuer und innovativer Produkte hin zur Marktreife eine Rolle spielen, die über unser Bundesland hinaus strahlt“, so Eder. Der Holzbau wuchs den Umsätzen nach fast doppelt so schnell wie der Rest des Baugewerbes und macht nun nahezu zehn Prozent dieser Branche aus. Das Holzbaugewerbe stellt damit einen Motor für das Baugewerbe insgesamt dar. Hier arbeiten in über 6.000 Unternehmen über 27.000 Beschäftigte entlang der Wertschöpfungskette vom Forstbetrieb bis hin zum Zimmermann. „Mit dem ‚Klimabündnis Bauen‘, das im Mai 2022 durch den Ministerrat beschlossen wurde, wollen wir den Einsatz nachwachsender und kreislaufeffizienter Rohstoffe – wie zum Beispiel Holz – bei Bauvorhaben deutlich ankurbeln“, so Eder.

Hintergrund: Brettsperrholz (BSP)

Im Vergleich zur herkömmlichen Nassbauweise benötigt die Herstellung und Bearbeitung von BSP-Elementen weniger Energie und kann durch den geringen Qualitätsverlust und die Formstabilität des Materials über die Nutzungsdauer perspektivisch mehrfach wiederverwendet werden. Brettsperrholz spielt aufgrund seiner guten statischen Eigenschaften vor allem im mehrgeschossigen Holzbau eine wortwörtlich tragende Rolle.

Die Holzbauweise weist beim Bauablauf viele Vorteile auf: Wände können vorgefertigt werden, wodurch sich die Rohbauphase enorm verkürzen lässt, weil beispielsweise keine Trocknungszeiten anfallen. Außerdem werden dank des hohen Vorfertigungsgrades Lärmemissionen auf den Baustellen deutlich reduziert. Einfache Details lösen sowohl den Schall- wie auch den Brandschutz zuverlässig.

Eine Konstruktion mit Brettsperrholz wird „Holzmassivbauweise“ genannt, da es im Vergleich zur Holzrahmenbauweise nicht mit Ausfachungen arbeitet.

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen