Die Antwort liegt im Dialog

Bischof Ackermann ermutigt in Silvesterpredigt zu Perspektivwechsel

Bischof Dr. Stephan Ackermann. Bild: (c) Pressestelle Bistum Trier
Bischof Dr. Stephan Ackermann. Bild: (c) Pressestelle Bistum Trier

Trier –  Die große Herausforderung in der globalisierten Welt besteht darin, die richtige Balance zu finden zwischen immer größerer Einheit und bleibender Unterschiedlichkeit, zwischen wachsender Gemeinschaft und dem Respekt vor dem Anderssein der Anderen. Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in seiner Silversterpredigt am 31. Dezember im Trierer Dom erklärt.

Im zu Ende gehenden Jahr habe es „unbestreitbar erschütternde Katastrophen“ gegeben, die meisten davon „menschengemacht“, sagte Ackermann mit Blick auf  Terroranschläge, Griechenlandkrise, Flüchtlingsströme und Syrienkrieg. Diese „Schmerzpunkte“ rückten den Menschen in Deutschland näher zu Leibe und seien nicht mehr bloß erschreckende Bilder aus entfernten Regionen, die Spitzenpolitiker in Atem halten. Doch das Jahr 2015 habe auch gezeigt, dass es eine wachsende Bereitschaft gibt, globale Verantwortung wahrzunehmen. Beispielhaft nannte er die „großartige Hilfsbereitschaft unzähliger Menschen in unserem Land“, die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen und das Pariser Klimaabkommen.

Es sei nicht verwunderlich, dass unterschiedliche Kulturen und Interessenslagen aufeinanderprallten und mühsam miteinander vermittelt werden müssten, wenn die Völker näher zusammenrückten. „Eine stärkere Gemeinsamkeit gibt es nur im Respekt vor den einzelnen Völkern auch in ihrer Unterschiedlichkeit“, sagte der Bischof. Im kirchlichen Bereich habe sich das bei der Bischofssynode in Rom gezeigt, wo freimütig diskutiert wurde, aber auch die Unterschiede der Ortskirchen deutlich wurden. Gesellschaftlich wie kirchlich gelte es zu lernen, was intellektuell längst klar sei: „dass Einheit nicht Uniformität bedeutet und Verschiedenheit nicht bedrohlich, sondern bereichernd ist“. Die Frage nach der Identität des einzelnen Individuums, aber auch der Identität ganzer Völker erhalte eine neue Aktualität. Auch die Kirche frage, wie sie Kirche sein wolle in diesem Land, wie sich Christen in einer pluralen Gesellschaft verstehen. Antworten darauf seien aber nicht in der Abgrenzung zu finden, betonte Ackermann, sondern im Dialog, gerade auch mit Andersdenkenden.

Der Bischof zeigte sich froh darüber, dass sich die Bistumssynode für vier Richtungsentscheidungen ausgesprochen hat, die nicht auf Abgrenzung und äußere Geschlossenheit setzten, sondern auf „innere Erneuerung und auf Dialog“. Diese Pespektivwechsel würden allen ein „gehöriges Maß an Veränderungsbereitschaft abverlangen“, sagte Ackermann. Der Weg „von der Volkskirche zur Kirche des Volkes Gottes“ sei mühsam, reich an Abschieden und brauche einen langen Atem. Der Bischof forderte dazu auf, den Perspektivwechsel als „Anstoß zur Umkehr“ zu verstehen. Denn die Perspektive könne nur wechseln, wer bereit sei, den eigenen Standpunkt zu verändern. „Das Ziel unserer Umkehr ist Jesus Christus und sein Evangelium.“ Gerade weil so vieles die Menschen immer wieder von ihm wegtreibe, sei es nötig, sich neu auf ihn hin auszurichten. „Wer auf Jesus zugeht, kommt bei den Menschen an“, ermutigte Ackermann die Gläubigen.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen