Der rheinland-pfälzische Wald leidet stark unter den Folgen des Klimawandels

Der Anteil der deutlich geschädigten Waldbäume erreicht laut neuestem Waldzustandsbericht mit rund 46 Prozent den höchsten Wert seit 39 Jahren – Eiche als Hoffnungsträger – Land setzt auf naturnahe Waldbewirtschaftung

„Rheinland-Pfalz ist gemeinsam mit Hessen das waldreichste Bundesland. Der rheinland-pfälzische Wald ist ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Er trägt wesentlich zum Erhalt unserer Artenvielfalt bei. Bäume absorbieren Treibhausgase und produzieren Sauerstoff. Wälder schützen das Klima, regulieren den Wasserhaushalt, reduzieren Hochwasserrisiken und helfen, das Gleichgewicht unseres Ökosystems herzustellen. Der Wald fördert aber auch das seelische Gleichgewicht, weil er einen wichtigen Erholungsraum darstellt. Zudem ist er bedeutsamer Wirtschaftsfaktor. Deswegen schützen und bewahren wir unsere Wälder. Um sie nachhaltig bewirtschaften zu können, prüft das Klimaschutzministerium mit dem jeweiligen Waldzustandsbericht regelmäßig, wie es den rheinland-pfälzischen Wäldern geht. Der aktuelle Bericht zeigt, dass der Anteil der geschädigten Bäume gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozentpunkte angestiegen ist. 85,2 Prozent der Bäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern gelten als geschädigt. Dafür sind vor allem lange Hitze- und Trockenperioden verantwortlich. In den Wäldern sehen wir ganz konkret die Auswirkungen des Klimawandels“, erklärte Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder bei der Vorstellung des aktuellen Waldzustandsberichts.

Hier ein paar Eckpunkte:

  • Unsere Wälder werden extrem von den Folgen des Klimawandels belastet. Es ist einfach zu trocken. Das schwächt die Widerstandskraft der Bäume und erleichtert unter anderem den Schädlingsbefall.
  • In den vergangenen sechs Jahren war lediglich im Jahr 2021 der Witterungsverlauf in der Vegetationszeit relativ günstig für den Wald mit gleichmäßig verteilten Niederschlägen über das Jahr und ohne ausgeprägte Trockenphasen in der Vegetationsperiode.
  • Alle anderen Jahre waren zu warm und zu trocken mit ausgeprägten Trockenstressphasen während der Vegetationsperiode.
  • Der Anteil der deutlich geschädigten Waldbäume erreicht mit rund 46 Prozent den höchsten Wert, der in den vergangenen 39 Jahre erhoben wurde.
  • Dabei stieg der Anteil der stark geschädigten und abgestorbenen Bäume von 5,1 Prozent im Vorjahr auf nunmehr 6,3 Prozent.
  • Bei Eiche und Buche wurden Verschlechterungen des Kronenzustands festgestellt. Insgesamt wurden nur noch an 7,7 Prozent der Eichen keine Schadmerkmale gefunden. Bei der Buche liegt dieser Anteil bei 11,9 Prozent.
  • An der Fichte ging der Borkenkäferbefall weiter: Mit 14,3 Prozent ist der Anteil der Bäume, die seit der letzten Erhebung abgestorben sind (Ausscheiderate), das fünfte Jahr in Folge überdurchschnittlich hoch.
  • Hinzu kommt die Einschleppung von Neobiota, also Arten, die hier eigentlich nicht beheimatet sind, in unsere ohnehin schon geschwächten Ökosysteme. Hier gerät der Wald aus der Balance, der neben der Klimakrise auch an der Artenkrise leidet.
  • Bedeutsam ist weiterhin die Belastung der Wälder durch Luftschadstoffe. Zwar sind die Einträge an Schwefel und Schwermetallen deutlich zurückgegangen, doch die Säurebelastung übersteigt noch das Pufferpotenzial vieler Waldstandorte. Die Stickstoffeinträge übersteigen weiterhin für die Mehrzahl unserer Waldökosysteme die Schwellenwerte der Ökosystemverträglichkeit.

„Der Klimawandel greift mit brutaler Wucht in unsere Wälder ein“, so Dr. Stefan Seegmüller, Wissenschaftler bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt. „Gerade unsere heimischen Eichenarten zeigen aber eine hohe Stresstoleranz gegenüber der Trockenheit. Sie spielen daher eine wichtige Rolle im Wald der Zukunft.“

Landesforsten versucht seit Jahrzehnten, die Folgen des Klimawandels abzufangen. „Wir müssen mit dem Wald so umgehen, dass er die besten Möglichkeiten hat, gegenüber den Klimawandelfolgen Resilienz zu entwickeln. Daher betreiben wir eine naturnahe Waldbewirtschaftung“, betonte Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder.

Ein wichtiger Handlungsschwerpunkt für den Aufbau klimaresilienter Wälder liegt darin, naturferne reine Nadelbaum-Bestockungen durch Unterpflanzung mit einheimischen Laubbaumarten sowie Tannen, in naturnähere Mischwälder zu überführen. „Dieser Prozess ist eine Generationenaufgabe, an der wir als Land in Zusammenarbeit mit den kommunalen und privaten Waldbesitzern auch weiterhin ausdauernd arbeiten müssen“, so die Ministerin.

Ein weiterer Handlungsschwerpunkt besteht darin, die Wiederbewaldung der großen Borkenkäfer-Freiflächen in erster Linie als Naturprozess zu begleiten. Dieser wird durch kleinflächige Ergänzungspflanzungen so unterstützt, dass auch hier gemischte, produktive und möglichst klimaresiliente Wälder aufwachsen können.

„Wir stärken die Widerstands- und Selbstheilungskräfte des Waldes. Jeder gesunde Baum zählt“, so Ministerin Eder und dankte abschließend den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Landesforsten Rheinland-Pfalz für die Erstellung des Berichts.

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