Der neue Campus Handwerk in Trier

Trier. Campus Handwerk ist das größte Bauprojekt der Handwerkskammer Trier seit deren Bestehen (1900). Der Neubau ist zwischen 2015 und 2020 am Standort in Trier-Nord entstanden. Bei der Planung und Umsetzung war Zweckmäßigkeit oberstes Ziel: Das Gebäude im Passivhausstandard ist funktional und dem Ausbildungsbedarf angemessen. Vorab hatte eine Vergleichsanalyse der Kosten ergeben, dass ein Neubau wirtschaftlich sinnvoller ist als die umfangreiche Sanierung und Modernisierung des baufälligen Bildungszentrums aus den 60-er Jahren.

Die förderfähigen Kosten des Gesamtvorhabens inklusive Ausstattung belaufen sich auf rund 44 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Neubau mit 18,5 Millionen Euro unterstützt. Auf Wunsch des Landes Rheinland-Pfalz wurde der Neubau im Passivhausstandard gebaut, sodass in Trier das bundesweit erste Bildungszentrum einer HWK entstehen konnte. Das Land Rheinland-Pfalz hat die dafür zusätzlich benötigten Kosten von rund 2,6 Millionen Euro bezuschusst und den Neubau darüber hinaus mit 10,2 Millionen Euro gefördert. Darin enthalten sind Mittel aus dem Europäischen Strukturfonds EFRE. Der Eigenanteil der HWK beläuft sich auf rund 12,5 Millionen Euro.

So wird in der Region Trier eine hochqualifizierte Ausbildung von Fachkräften mit neuester Ausstattung in einem energetisch einzigartig gebauten Berufsbildungszentrum gewährleistet – die Grundlage für die erfolgreiche Arbeit der Handwerksbetriebe! Auch die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer der HWK-Akademie profitieren vom Unterricht in dem energieeffizienten und multifunktionellen Gebäude, darunter angehende Meister in elf Gewerken.

Passive energetische Maßnahmen wurden mit aktiven Maßnahmen energieeffizienter Gebäudetechnik kombiniert. Durch dieses ganzheitliche Energiekonzept lässt sich der Energiebedarf auf ein Minimum reduzieren. Die Gebäudetechnik spielt eine große Rolle und ist in die Architektur integriert. Für Lehrlinge und angehende Meister der Bau- und Ausbauhandwerke besonders interessant: Diese Fachkräfte können direkt am Objekt beschult werden.

Einsparpotenzial bietet auch das Raumkonzept: Durch den demografischen Wandel und die Konzentration auf die Kerngeschäfte der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung wird der Raumbedarf künftig geringer sein. Aus diesen Gründen ist der rund 16.000 Quadratmeter große Neubau im Vergleich zum Vorläufer kleiner gehalten: Die Kammer hat auf ein zweckmäßiges Gesamtkonzept gebaut, das finanziell tragbar ist und die rückläufigen Lehrlingszahlen berücksichtigt. Um den Bedürfnissen der einzelnen Gewerke Rechnung zu tragen, hat die HWK bei der Planung auch die Innungen miteinbezogen.

Die Nutzflächen gliedern sich in etwa 30 Werkstätten, Unterrichts-, Konferenz- und Schulungsräume. Die Räume sind jeweils rund 100 bis 320 Quadratmeter groß. Die Mensa befindet sich im ersten Obergeschoss auf ca. 350 Quadratmetern. Mit 412 Werkstattplätzen und 182 Unterrichtsplätzen erhält das neue Bildungszentrum das gewohnte Bildungsangebot für Elektrotechniker, Friseure, Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik, Kfz-Mechatroniker, Maler und Lackierer, Fahrzeuglackierer, Metallbauer, Raumausstatter, Tischler und Karosseriebauer. Darüber hinaus ist vorgesehen, neue Handwerksbereiche wie erneuerbare Energien und Elektromobilität zu fördern. Auch sollen in der zukunftsfähigen Bildungseinrichtung verschiedene Gewerke, die etwa in den Bereichen Wärmepumpentechnik und Brennstoffzelle arbeiten, zusammenwachsen. Ihr Lehrangebot für das Zahntechnikerhandwerk in Rheinland-Pfalz hat die HWK Trier ausgebaut. So ist unter dem Dach von Campus Handwerk ein landesweites Dentalbildungszentrum entstanden.

Der energieeffiziente Neubau ist die bundesweit erste Bildungseinrichtung einer Handwerkskammer im Passivhausstandard und somit zugleich Vorreiter und Modellversuch für baufällige Einrichtungen anderer Handwerkskammern im Bundesgebiet. Auf diese Leuchtturmfunktion mit überregionaler Ausstrahlungskraft ist die HWK Trier sehr stolz. Sie hofft, dass das Projekt viele Nachahmer findet. Großen Wert legt die Kammer auch auf ihre Sichtweise, dass das neue Bildungszentrum nicht der HWK gehört, sondern dem Handwerk in der Region Trier.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen