Politik sucht Investoren für Sternwarte

sternwarte_30_13_3Schalkenmehren. Das Observatorium Hoher List steht vor dem AUSverkauf. „Was geschieht nach dem 31. August 2013 mit der Sternwarte Hoher List?“ so lautet die Frage die sich momentan Landes-, Kreis-, Verbandesgemeinde- und Ortspolitik, sowie der Förderverein der Sternwarte über die Außenstation des Argelander-Instituts für Astronomie an der Universität Bonn stellen. Ein Moratorium, ausgelöst durch einen Brandbrief an den Eigentümer, den Bau-und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW – ein Betrieb des Landes Nordrhein-Westfalen) hat in letzter Minute bis zu diesem Zeitpunkt den Verkauf stoppen können. Am vergangenen Montag, 22.07.2013 trafen sich auf Einladung von MdL Ruth Ratter, der bildungs- und kulturpolitische Sprecherin für die Grünen im Mainzer Landtag, die Spitzenvertreter des landkreises Vulkaneifel – Landrat Heinz-Peter Thiel, Bürgermeister Werner Klöckner (VG Daun), Hans-Günter Schommers – Ortsbürgermeister von Schalkenmehren, MdL Herbert Schneiders (CDU-Fraktion), Unternehmer der Region und Mitglieder des Fördervereins „Hoher List“ zu einem Gedankenaustausch und Strategiegespräch. Leider waren die Eigentümer nicht vor Ort. MdL Ruth Ratter ist zuversichtlich, bis September 2013 eine Lösung zum Erhalt der Sternwarte zu finden. Nach Auskunft der Unteren Denkmalschutzbehörde wird in wenigen Tagen die Unterschutzstellung der über 60 Jahre alten Sternwarte durch sein. Dem Antrag zum Technischen Denkmal wird stattgegeben. Ein gemeinsames Konzept sollte erarbeitet werden.
Es gibt eine Vielfalt von Nutzungsmöglichkeiten. Touristisch, astronomisch, kulturell und für schulische Zwecke kann die Sternwarte genutzt werden. Natürlich kommt auf den künftigen Eigentümer ein größerer Investitionsbedarf zu.

sternwarte_30_13_2
MdL Ruth Ratter/Grünen (li) im Interview mit dem SWR-Fernsehen

Auch die jährlichen Betriebskosten von zur Zeit 160.000 Euro gilt es zu minimieren. Die Villa Musika, das Pfalzbautheater in Ludwigshafen, den Kultursommer 2014 (Thema 2014: Mit allen Sinnen“ sollte mit in die Überlegungen einfließen. Der Jugendherbergsverband RLP sollte ebenfalls mit ins Boot. Strukturfördermaßnahmen mit EU-Mitteln sind denkbar. Nach Informationen von Frau Ratter zeige auch die Architektenkammer RLP Interesse über einen Wettbewerb  mitzuwirken. Dr. Reif – er leitetet über 10 Jahre die Sternwarte – meinte, dass es im Vorfeld schon viele Anstrengungen bis auf ministerielle Ebene gab, aber alle Versuche haben nicht gefruchtet. Was ist da schiefgelaufen. Das muss hinterfragt werden. Vor wenigen Jahren wurde nochmals 1,7 Millionen Euro in die Sternwarte investiert. Derzeit zahlt der Mieter – das Agrarlandinstitut der Uni Bonn 160.000 Euro Miete an das Land NRW, obwohl der Betrieb im Juni 2012 eingestellt worden ist. Das verrückte daran ist die Tatsache, dass die Mieterin überhaupt nicht kündigen kann. Die Uni Bonn bekommt jedes Jahr Zuwendungen vom Land, darunter auch die Betriebskosten/Miete in Höhe von 160.000 Euro für die Sternwarte (Prinzip Rechte Tasche –Linke Tasche). Deshalb kann es nur Gespräche mit dem Eigentümer geben. Da nutzen die besten Konzepte aus Rheinland-Pfalz nichts. Bürgermeister Werner Klöckner hat angemerkt, dass sich die Sternwarte wunderbar eignen würde als Natur- und  Geopark-Zentrum. Deshalb sollte man den Fokus auf Fördergelder aus dem INTERREG-Programm legen. Wildparkbetreiber Stefan Bost gibt zu verstehen, dass er rund 135.000 Wildparkbesucher pro Jahr registriert und sich durchaus vorstellen könnte, 15-20-Tausend Besucher für die Sternwarte gewinnen zu können. Landrat Heinz-Peter Thiel könnte sich vorstellen, dass man auch einen Beherbergungsbetrieb dort ansiedeln könnte. Fakt ist, Geld in einer noch unbekannten Größenordnung kann von der Politik niemand in die Hand nehmen. Fördermöglichkeiten über mindestens drei Ministerien sind denkbar. Allerdings ist
dieses Modell nur eine mittelfristige Perspektive. Im Grunde müssten als erstes die Eigentumsverhältnisse geklärt sein. Was kostet die Sternwarte? Das Beste wäre, wenn die Ortsgemeinde Schalkenmehren die Immobilie in diesem
Zustand zunächst einmal kauft, damit man in aller Ruhe ein zukunftssicheres Konzept von einem externen Projektentwickler ausarbeiten lassen kann. Schließlich ist dies die einzige Einrichtung dieser Art und sicherlich ein Stück Geschichte, das man der Nachwelt erhalten sollte. Anm.d.Red. Vielleicht kann man den mit Landesmitteln finanzierte, wunderbare Kosmos-Radweg demnächst an der Sternwarte vorbei führen, oder enden lassen.

Infos zum Förderverein

Der 2002 gegründete „Förderverein des Observatoriums Hoher List e.V.“ hat sich zum Ziel gesetzt das Observatorium weiterhin finanziell zu fördern und kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit, welche durch verschiedene Führungen und Vorträge anerkannter Wissenschaftler wie Prof. Dr. Seggewiß zu Themen der Astronomie und Raumfahrt gewährleistet wird. Auch Hobbyastronomen und kleineren Schulgruppen wird die Möglichkeit geboten selbst in der Praxis aktiv zu werden. Kurz vor Toreschluss hat der Verein zweimal einen Tag der offenen Tür durchgeführt. Beim ersten Mal kamen etwa 300 Besucher, beim zweiten Mal über 500 Besucher, darunter viele Familien mit schulpflichtigen Kindern.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen