„Als die Bundesliga laufen lernte“ – ARD macht Archive auf

(dpa) – Die Fußball-Bundesliga wird 50 Jahre alt und zahllose Geschichten ranken sich um die Elite-Klasse. Die ARD hat tief in ihren Archiven gewühlt und interessante Filmdokumente hervorgekramt. Ernst Huberty ist eine Fußballreporterlegende. Der Mann, der jahrelang als Moderator die ARD-„Sportschau“ prägte, erinnert sich noch genau an den ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga am 24. August 1963. „Drei Kameras hatten wir auf jedem Platz zur Verfügung“, berichtet der heute 86-Jährige in der ARD-Dokumentation „Als die Bundesliga laufen lernte“ am 7. August (23.30 Uhr). Eine wurde auf der Tribüne installiert, die beiden anderen hinter den Toren. Wolfgang Overath, damals 19 und Jungprofi beim 1. FC Köln, weiß heute noch dem Mangel an Kameras in den Stadien seine guten Seiten abzugewinnen. „Das hatte für uns Spieler einen großen Vorteil“, sagt der frühere Mittelfeldregisseur. „Wir wussten, dass die Kameras nicht alles festhalten konnten.“ Heute sei alles im Bild, jedes Foul könne noch nachträglich aufgrund des Kamerabeweises geahndet werden.
Fingerspitzengefühl war gefragt. Und selbst für die drei Kameras gab es nicht genug Filmmaterial. Die Kameraleute waren angehalten, nur dann zu drehen, wenn der Ball in Strafraumnähe gelangte, um so jedes Tor auf Zelluloid zu bannen. Fingerspitzengefühl war da gefragt. Nach dem Ende der Spiele (die alle um 17 Uhr begannen, weil viele Fans am Samstag noch arbeiteten) wurden die Filmrollen eingesammelt und entwickelt, so dass sie fertig zur Sendung nach dem „Wort zum Sonntag“ ab 22.15 Uhr vorlagen – aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Trotzdem haben es nicht alle Tore in die ARD-Archive geschafft. Denn den ersten Treffer, der jemals in der deutschen Eliteliga fiel, verpasste der Kameramann, der seinen Arbeitsplatz noch nicht erreicht hatte. Das Tor von Timo Konietzka existiert daher nicht mehr als Filmdokument. Der im März 2012 gestorbene Konietzka schildert das Tor aber in dem ARD-Beitrag – zusammen mit Max Lorenz (73), der damals beim Gegner Werder Bremen spielte. Zunächst ARD-interner Widerstand. Der frühere HSV-Spieler Gert („Charly“) Dörfel (72) erinnert sich an Geschichten, über die heute gelächelt wird: „Wir HSV-Spieler kamen alle aus Hamburg“, sagt er. „Wir hatten nur einen Ausländer dabei: Jürgen Kurbjuhn – der kam aus Buxtehude.“ Zu Beginn seiner aktiven Zeit bekamen Dörfel und seine Mannschaftskameraden wie Uwe Seeler stolze 500 D-Mark für einen Sieg und 250 für einen Punktgewinn. „Und bei einer Niederlage gab‘s was in den Nacken.“ Die ARD-Reporterinnen Mirjam Bach und Inka Blumensaat haben in ihren Archiven auch Skeptiker von damals gefunden. In einem kritischen Bericht wird die Frage gestellt: „Ist die Bundesliga nichts anderes als ein moderner Zirkus? Ist sie ein Abladeplatz für Komplexe oder verirrte Gefühle? Oder ein Tummelplatz für Sensationslüsterne?“ Kaum einer käme heute auf die Idee, solche Thesen aufzustellen. Zu sehr gehört der Profifußball zum gesellschaftlichen Alltag. Über den damaligen ARD-internen Widerstand, die neue Bundesliga überhaupt ins Programm zu heben, berichtet Sportreporter Huberty: „Das Interesse war groß“, sagt Huberty. „Die Lobby aber nicht. Eine hochgestellte Persönlichkeit fragte mich: Wollen Sie wirklich die kleinen bunten Männchen auf dem grünen Rasen zeigen? Sie machen noch unser ganzes Programmschema kaputt!“
www.ard.de    Quelle: www.infosat.de

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