Ob Nürburgring oder Schlosshotel: „Ha(h)nebüchene“ Gedanken – ganz subjektiv – notiert und hier festgehalten: „Beck-zauberndes“ Bergzabern

Die Zeitungen sind derzeit voll davon. Es geht um ein Hotelprojekt in Bergzabern, dem direkten Wahlkreis des Kurt Beck. – Dumme Frage von mir: Was ist daran neu oder besonders? Ich habe bereits am 15. Januar 2010 darüber (auf meinen Internetseiten) geschrieben. Die Geschichte wurde offiziell nicht zur Kenntnis genommen. – Und nun ist das Geschrei groß.

Warum kommen mir die Abläufe in Bergzabern so bekannt vor? – Ein cleverer Investor der aussteigt bleibt als Betreiber im Geschäft und kauft dann – so nach 10 Jahren (wenn nichts dazwischen kommt) – den Betrieb zu weniger als 50 Prozent der aufgewendeten Kosten zurück. – Ist das schon ein Ausblick auf „Nürburgring 2009“?

Schon aus dem Projekt „Nürburgring 2009“ – bzw. aus den dort gemachten Fehlern kann man viel lernen. Wenn man lernfähig ist. Vorher hätte man schon aus den Fehlern mit der „BikeWorld Nürburgring GmbH“ lernen können. Aber auch das Projekt „Schlosshotel Bergzabern“ hätte in der Eifel als Lernmittel dienen können. Schließlich begann diese Tragödie (für den Steuerzahler) schon im Jahre 2006. – Der Mann, der so unüberlegt „voll“ auf dem Gaspedal stand, das Schalten vergaß, auf alle Sicherheitssysteme verzichtend mit seinen „guten Ideen“ ins Realitäts-Abseits driftete, war immer der gleiche: Kurt Beck. Am Nürburgring war er als Chef der Landesregierung einer der Antreiber, der sich mit dem Hubschrauber einfliegen ließ, um der Presse eine scheinbar frohe Botschaft zu verkünden, in Bad Bergzabern war er auf andere Art so ‘ne Art „Weihnachtsmann“, indem er der Stadt einen Investor präsentierte, Landeszuschüsse zusagte und den Ausbau, die Renovierung eines uralten Gebäudes in Angriff nehmen ließ, der des Schlosshotel von Bad Bergzabern. Es sollte für Gäste so eine Art Wunschschloss werden, mit zwei Restaurants, 21 Zimmern und Suiten der Vier-Sterne-Kategorie.

Es liegt in der Königstraße gegenüber dem Schloss. Ein Mitglied des Stadtrates sagt zu dem Projekt im November 2009: „Dieses Projekt erinnert mich an einen kleinen Nürburgring.“ – Richtig! – Mich erinnert es ein wenig an die Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“ aus den 60er Jahren. Bei dieser Serie waren die ersten 30 Folgen in Schwarz-Weiß gedreht. Die folgenden Episoden waren farbig, bunt anregend. Es geht da – Sie erinnern sich vielleicht – um einen Geist aus der Flasche (nein, nicht eine Flasche mit Geist). In Bergzabern wird es wahrscheinlich ein wenig anders sein: Die ersten Folgen“in Farbe“, erst später wird das Bild dann nur in „Schwarz-Weiß“ empfangen werden können. – So habe ich damm meine Geschichte von Januar 2010 in Anlehnung an die o.g. Fernsehserie  so überschrieben, wie es nun auch über dieser Geschichte zu lesen ist: „Beck-zauberndes Bergzabern“. – Und ich gebe nun nachstehend die wichtigen Abschnitte aus meiner „alten“, aber heute immer noch „bedeutenden“ Geschichte wider. Und bitte nicht vergessen: Sie wurde im Januar 2010 geschrieben:
„Herzlich willkommen im Vier-Sterne-Schloss-Hotel Bergzabener Hof ab Winter 2009/2010, dem neuen Leuchtturm für Hotelerie und Gastronomie des traditonsreichen Kurortes Bad Bergzabern in der Toscana Deutschlands“, ist auf gut gestalteten  Internetseiten Anfang Januar 2010 zu lesen. Auch: „Eröffnung im Winter 2009/2010“. Und weiter: „Reservieren Sie schon jetzt hier unverbindlich!“ – Das macht an. Draußen ist Winter. Und ein Blick auf den Kalender zeigt: Wir haben Winter. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt es. Also hurtig mal in Bergzabern angerufen. Schließlich möchte man rechtzeitig seinen Urlaub planen.

Das Hotel verfügt nicht nur über 21 Zimmer und Suiten, sondern es steht auch eine Hochzeits-Managerin (interessant!) zur Verfügung und es gibt Deutschlands erste und einzige Hochzeitsbibliothek. Außerdem das Gourmetrestautrant „Walram“ und ein kleines, regional ausgerichtetes „Marktstübchen“, die beide von Chefkoch Carsten Neutmann bekocht werden. Der war schon in jungen Jahren (2003), als er noch in der Küche des Restaurants „Zirbelstube“ im Stuttgarter Hotel am Schlossgarten arbeitete, Weltmeister der „Commis im Rôtisseurs-Wettbewerb“.

Das alles sind doch gute Voraussetzungen für einen Kurzurlaub. Mehr kann ich mir auch nicht erlauben. Also angerufen. Ich finde die Telefon-Nummer, die aber wohl mehr der Empfehlung auf den Internetseiten des Schloss-Hotels entspricht: „Reservieren Sie schon jetzt hier unverbindlich“: 06241-8603-75  – Das ist eigentlich die Telefon-Nummer der Betriebsgesellschaft m.b.H., die unter der Leitung ihres Geschäftsführers (Inhaber und Investor?) das Schlosshotel betreibt. Es meldet sich eine junge Dame, die mich darauf hinweist, dass sich das Hotel noch in der Bauphase befindet und ich möge doch bitte eine Frau Merk auf ihrem Handy anrufen: 0177-8603045.

Das habe ich getan und erfahren, dass das Hotel „ab Mitte des Jahres“ (natürlich 2010!) fertig gestellt sein würde. „Das Restaurant werden wir wahrscheinlich vorher eröffnen.“ – Ab Juli 2010 könnte man also – wie ich erfragen konnte ein Einzelzimmer ab 85 € bis hin zu einer Suite zu 255 € (einschl. Frühstück) mieten. Ein normales Doppelzimmer kostet 145 € (einschl. Frühstück), auf Wunsch würde man auch gerne – aber natürlich erst ab Mitte des Jahres – einen Halbpensionpreis nennen, wie er mich für einen Kurzurlaub interessiert.

Das war wohl nix. – Man hat wohl auch in der Süd-Pfalz lange, lange Winter. (s.o. – und man kennt das ja von „Nürburgring 2009“) Das Hotel ist noch nicht fertig. Ein konkreter Fertigstellungstermin konnte mir leider nicht genannt werden. – Das ist fast verständlich, wenn man die Vorgeschichte kennt, die übrigens durch – wie man so schön sagt – ein „Urgestein“ des SWR, Wolfgang Bartels, in Film und Ton nach- und aufgezeichnet wurde. Die Ausstrahlung war schon am 18. November 2009. Ich hatte sie – leider – verpasst. – Aber es gibt Dinge, die man nachholen kann.

In diesem Beitrag erzählt der Bürgermeister von Bad Bergzabern, Harald Bratz, dass der Stadt im Jahre 2006 durch die Landesregierung – Herrn Kurt Beck – angeboten wurde, ein Vier-Sterne-Hotel auf der Grundlage des vorhandenen, aber ziemlich herunter gekommenen Gebäude-Einheit „Schloss-Hotel“ (Königstraße 55 – 77) entstehen zu lassen. Und man machte mit einem Investor bekannt. Die Bau-, bzw. Umbau- und Renovierungskosten wurden mit 3,7 Millionen angenommen, die zum größten Teil vom Investor getragen werden sollten. Dachte man bei der Stadtverwaltung.

Doch dann entwickelten sich – man hatte schon mit dem Umbau begonnen – die Baukosten in neue Höhen. Nun war plötzlich von 6,2 Millionen Euro die Rede und der Investor zog sich diskret zurück. – Was tun?

Diese Entwicklung ist auch für den Chef des Landesrechnungshofes, den Präsidenten Klaus P. Behnke, nicht nachzuvollziehen wenn er feststellt, „…dass es für dieses Projekt keine Wirtschaftlichkeitsberechnungen gab, es gab keine Kostenberechnungen“. – Nanu? – Noch (fast) schlimmer: Es gab auch keine baufachlichen Prüfungen – vorher.

Diese Feststellung hat mich erstaunt. Ich hatte den Landesrechnungshof vor einiger Zeit auch auf die Entwicklung in Sachen „Nürburgring 2009“ (oder „Erlebnisregion Nürburgring“) hingewiesen und mir sagen (schreiben) lassen müssen, dass ein Landesrechnungshof immer erst im Nachhinein tätig werden kann. Aber man hat meine Darstellungen dann als Aufgabenstellung für die nächsten Überprüfungen in der Sache ins Programm aufgenommen. – Oder wollte sie aufnehmen.

Im Falle Bergzabern überprüft man aber schon während der ersten Bauphase. – Es tut sich also etwas. Aber der Investor war also nun nicht mehr vorhanden. Nicht nur ich, auch andere normale Menschen, sind schon ein wenig erstaunt, dass aus derselben Person, aus dem von der Landesregierung den Stadtvätern von Bergzabern benannten Investor Christian Gutland nun der Betreiber des Schlosshotel Bergzabener Hof werden sollte. Nach Fertigstellung des Baus selbstverständlich, dessen Baukosten von 6,2 Millionen Euro nun – vorübergehend, versteht sich – vom Land Rheinland-Pfalz übernommen werden sollten. Entgegenkommenderweise hat sich der Betreiber (der vorher Investor war) bereit erklärt, das Hotel nach 10 Jahren zum Festpreis von 2,7 Mio Euro zu übernehmen. – Geht die Differenz zu Lasten des Steuerzahlers? – Der Bürgermeister der Stadt Bergzabern empfindet das als ganz normal: „Wenn ich daran denke, wieviele Burgen bezuschusst worden sind.“ – Na denn… –

Der Chef des Bundes der Steuerzahler in Rheinland-Pfalz gibt dagegen zu bedenken: …wenn der Betreiber (der mal Investor sein sollte) innerhalb der 10 Jahre aussteigt, weil sich das Projekt nicht rechnet, „dann hat die Stadt Berg-zabern noch einen Verlustbringer am Bein.“ – Logisch. – Wenn man mal dieses kleine Beispiel auf das größere – auch aktuelle – Beispiel am Nürburgring überträgt… –

Die oben notierten Aussagen von Beteiligten lassen sich übrigens z.T. auf dem SWR-Beitrag vom 18. November 2009 nachkontrollieren. – Alles nicht aus einem Märchenbuch, sondern aus dem inzwischen fast üblich gewordenen Verhalten von Politikern im Land Rheinland-Pfalz. (Allerdings werden Sie diesen Bericht nicht mehr im Archiv des SWR finden, weil… – Das muss eben alles seine Ordnung haben.)

Nun sind die Investoren (?) – der, der hier am Nürburgring zunächst so ausgewiesen wurde und der, der in Bergzabern zunächst so die Finanzierungs-Lücke füllte – nicht miteinander zu vergleichen. Zwar können beide auf einige GmbH‘s verweisen, doch hat der jetzige Betreiber des Schlosshotel Berg-zabener Hof eine „fettere“ Chronik: 1993 mit drei Mitarbeitern begonnen, beschäftigt er heute in einer Reihe von deutschen Firmen und ausländischen Niederlassungen (Frankreich, Italien) um 320 Leute. Er arbeitete bisher auf den Gebieten Gefahrstoffe, Kerntechnik, Entsorgung, Recycling, Bau-/Altlastsanierung, Industriereinigung, Webhosting und Webdesign. Nun kommt der Hotelbetrieb dazu, wegen dem er am 25. Juli 2008 – nach einem Gesellschafterbeschluss vom 5. März 2008 seiner bisherige Firma „satware Dienstleistungs- und Kommunikations-GmbH“, Worms den Firmenmantel Schlosshotel Bergzabener Hof Betriebs GmbH verpasste und selbst die Geschäftsführung dieser mit einem Kapital von 25.000 Euro ausgestatteten, seit dem 6. September 1999 bestehenden, Firma übernahm. 

Und dann gibt es noch die Fachhochschule Birkenfeld und die Akademie APIS und… – vielleicht gibt es (inzwischen) noch mehr Firmen unter seiner Kontrolle, die eigentlich in der CG-Beteiligung GmbH gebündelt ist. Über deren Internetseite (www.cg-beteiligung.de) erreichen Sie, lieber Leser, z.B. auch die Internetadresse des Schlosshotel Bergzabener Hof, deren Seiten natürlich von der eigenen Webhosting und Webdesign-Firma gestaltet wurde. – Gut gemacht! – Da steht allerdings etwas von „Eröffnung im Sommer 2009“.Man hat eine Korrektur des Termins vergessen: Selbst zur Zeit kann man noch nicht in dem Hotel wohnen. (s.o.) – Da kommt einem Satz auf der Intersetseite des Hotels besondere Bedeutung zu: „Lauschen Sie dem Klang der Stille.“ Hier endete im Januar 2010 meine Geschichte. Sie hat heute noch Gültigkeit, nur dass sich die Zahlen ein wenig verändert haben. Natürlich zum Nachteil des Steuerzahlers. – Aber warum sollte es in Bergzabern anders laufen als bei „Nürburgring 2009“? Am 18. Oktober 2010 wurde bekannt, dass der „private Investor“ (der praktisch keiner ist) in Bergzabern vorher schon an vielen Projekten der „öffentlichen Hand“ beteiligt war, die irgendwie gefördert wurden. Bergzabern ist nur eins der „Leuchtturmprojekte“ die von der Landesregierung in Rheinland-Pfalz unter Leitung des Herrn Ministerpärsidenten Kurt Beck ins Leben gerufen wurden. Der Flugplatz in Hahn, „Nürburgring 2009“ oder das Arp-Museum gehören dazu. Alles – mehr oder minder – skandalträchtige Projekte. – Meine ich. – Der Herr Ministerpräsident und seine Untergebenen sind anderer Meinung. – Nur „Wahlkampfgetöse“?

Wilhelm Hahne 

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