Bilanz am Flughafen Hahn reines Blendwerk

• Analyse des Jahresabschlusses der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für 2016
• Vermeintliche Umsatzsteigerung entpuppt sich als Vergleich von Äpfeln mit Birnen
• Leiharbeiter statt Festpersonal • Die wahren Gründe für die Verringerung der Verluste

Zweifelhafte Aussagen des Flughafenmanagements

Hahn. Am Jahresabschluss 2016 der Flughafen Hahn GmbH hatte nicht nur die Bürgerinitiative „Fluglärm“ gehörige Zweifel an der Richtigkeit einiger Aussagen der Betreibergesellschaft des Flughafen Hahn geäußert. In der Pressemeldung der Flughafen Hahn GmbH hieß es:

„Zu der Ergebnisverbesserung trug neben Einsparmaßnahmen auch ein Umsatzplus bei. So stieg der Umsatz im Jahr 2016 um 11,7 Prozent auf 32,2 Millionen Euro. Dies ist einerseits Sondereffekten geschuldet – so wurden im Jahr 2016 das Gebiet der sogenannten Housing an die Firma ADC verkauft, was einen Erlös von rund 1,2 Millionen Euro einbrachte.“ Quelle: Pressemeldung der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH vom 31.03.2017 zum Jahresabschluss der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für das Geschäftsjahr 2016.

Der, zweieinhalb Monate später, im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für das Geschäftsjahr 2016 zeigt im Vergleich zum Jahresabschluss 2015, dass die Zweifel berechtigt waren.

Aus „Sonstigen betrieblichen Erträgen (2015)“ wurden ab 2016 „Sonstige Umsätze“
Die Umsatzerlöse und die „Sonstigen betriebliche Erträge“ stellten sich laut den beiden Jahresabschlüssen in den Jahren 2016 und 2015 im Vergleich (Äpfel mit Birnen) wie folgt dar:

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Aviation (Flugbetrieb) und Non-Aviation (ohne Flugbetrieb)
Im Bereich Aviation wurden Zuwächse in Höhe von 423.519 € erzielt. Eine Erklärung hierfür findet sich im Jahresabschluss 2016. Dort heißt es: „insbesondere bei der Anzahl der „Fuel Stops“ sowie im Bereich der militärischen Passagiere konnten Zuwächse erzielt werden.“ Diesen Zuwächsen stehen Verluste in Höhe von 794.373 € im Bereich Non-Aviation gegenüber.

Eins muss man wissen
Das zwischengelandete Militärpersonal generiert am Hahn weder Parkplatzeinnahmen, noch Umsätze bei den Einzelhändlern vor Ort. Somit kann es auch keine Umsatzabgaben und auch keine sonstigen Nebeneinnahmen geben. Auch mit der lediglich bei einer Zwischenlandung an Bord befindlichen Fracht lassen sich bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH keine großartigen Umsätze erzielen. Somit waren die Einbußen im Bereich Non-Aviation deutlich größer als die Zuwächse im Bereich Aviation. Folglich sanken die Umsätze beim originären Geschäft der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH um 370.854 €.

Bereinigtes (reales) Ergebnis
Die Sonstigen Umsätze stiegen hingegen um 3.739.695 €. Zu den Sonstigen Umsätzen findet sich im Anhang des Jahresabschlusses nachfolgende Erläuterung:

„Gemäß § 285 Nr. 4 HGB wurde eine Aufgliederung der Umsatzerlöse des Geschäftsjahres vorgenommen. Aufgrund der erstmaligen Anwendung dieser Vorschrift wird gem. Art. 75 II EGHBH auf die fehlende Vergleichbarkeit der sonstigen Umsatzerlöse des Geschäftsjahres mit denen des Vorjahres hingewiesen. Auf die Anwendung des § 277 Abs. 1 HGB in der Fassung des BilRUG hätte sich ein Vorjahreswert in Höhe von TEUR 3.120 für die sonstigen Umsatzerlöse ergeben.“

Dies ergibt folgende (richtige) Vergleichsrechnung (Vergleich Äpfel mit Äpfel):

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Daraus folgt:
Tatsächlich ist der Gesamtumsatz 2016 gegenüber 2015 lediglich um 682.124 € oder 2,16 % gestiegen und nicht um 11,7 Prozent, wie von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH behauptet.

Diese hat Äpfel mit Birnen verglichen. Für diese Umsatzsteigerung ist allerdings nur der höhere Wert bei den „Sonstigen Umsätze“ ursächlich. Aus welchen Einzelpositionen sich die „Sonstigen Umsätze“ zusammensetzen, wird nicht erläutert. Immerhin ein Betrag von über 4 Mio. Euro. Einer der Einzelpositionen könnte die „Weiterberechnung von Kosten“ sein. Hier standen im Jahresabschluss 2015 EUR 1,8 Mio., im Jahresabschluss 2016 taucht dieser Posten nicht mehr auf. An wen 2015 „Kosten weiterberechnet“ wurden, war, kaum verwunderlich, nicht erläutert. Ein weiterer Posten könnten die „Buchgewinne aus Anlageverkäufen“ sein.

Undurchsichtigkeit statt Transparenz
Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hat die Chance der Reform des Handelsgesetzbuches, die eigentlich für mehr Transparenz der Jahresabschlüsse sorgen sollte, genutzt, um „Sonstige Erträge“ in „Sonstige Umsätze“ umzudeklarieren. So muss sie diese gegenüber dem früheren Ausweis nicht mehr näher erläutern. So verwundert es nicht, dass auch der nach der „Gleichmachung“ der Gewinn- und Verlustrechnung bei den „Sonstigen Umsätzen“ verbleibende Restbetrag in Höhe von 1.042.978 € nicht erläutert wird. Genauso bleibt unklar, warum er gegenüber dem Vorjahr (423.283 €) so stark gestiegen ist. Da liegt die Vermutung sehr nahe, dass die Flughafen Frankfurt-Hahn im Jahr 2016 irgendeine neue Form einer Geldzuwendung vom Land Rheinland-Pfalz erhalten hat, die es im Vorjahr noch nicht gegeben hat.

Leiharbeit statt Festanstellung
In der Presseerklärung vom 31.03.2017 rühmte man sich seitens der Geschäftsleitung, dass die Personalkosten bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH gegenüber dem Vorjahr infolge des Personalabbaus stark gesenkt werden konnten. Im Jahresabschluss heißt es hierzu: „Die Personalaufwendungen haben sich auf 17 Mio. € (2015 18,2 Mio. €) reduziert.“

Bei den Erläuterungen zum „Materialaufwand“ findet sich folgender Hinweis: „…, denen höhere Aufwendungen für Fremdpersonal 0,6 Mio. € … gegenüberstehen“. Die absolute Summe der Aufwendungen für Fremdpersonal ist in der bekannten Vertuschungsmanier nicht genannt.

Schon im Jahr 2015 hatten sich die Aufwendungen für Fremdpersonal um 0,5 Mio. € gegenüber 2014 stark erhöht. Auch hier war die absolute Summe der Aufwendungen für Fremdpersonal nicht genannt. Offensichtlich wird parallel zum „Personalabbau“ bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH der Anteil der Leiharbeiter stark hochgefahren. Warum die bei anderen gleichgelagerten Fällen reflexartig aufheulenden SPD-Parteigenossen und Vertretern der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hierzu schweigen, bleibt deren Geheimnis.

Auch die beiden nachfolgenden Posten aus dem Jahresabschluss 2016 sind bemerkenswert!
Erstens ist das die starke Erhöhung der Aufwendungen für Mieten/Pachten für Gebäude und Nebenflächen. Das Flughafenmanagement lässt verlauten: „Die Aufwendungen aus der Inanspruchnahme von Rechten und Diensten sind um 1,1 Mio. € auf 4 Mio. € gestiegen, was auf Mehraufwendungen bei den Mieten/Pachten für Gebäude und Nebenflächen (0,9 Mio.. € ) … zurückzuführen ist.“ Um welche Gebäude und Nebenflächen es sich dabei handelt, ist, wie erwartet, nicht erläutert. Hat die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH etwa die Housing für 1,2 Mio. € an die ADC verkauft und dann Teile davon, wie beispielsweise die Schulungsräume von Ryanair für 0,9 Mio. € pro Jahr wieder zurückgemietet?

Und zweitens Einzelwertberichtung auf Forderung und Forderungsausfälle. Das Flughafenmanagement lässt verlauten: „was sich im Wesentlichen durch die Erhöhung der Einzelwertberichtung auf Forderungen und Forderungsausfälle (0,4 Mio. €) begründet.“ Welche Fluggesellschaft die Forderungen der Flughafengesellschaft nicht bezahlt hat bzw. warum das Risiko von Forderungsausfällen größer geworden ist, bleibt unerläutert.

Die wahren Gründe für die Verbesserung der schlechten Ergebnisse 2016 gegenüber 2015
Der Jahresfehlbetrag für 2016 beträgt 14.094.884 € gegenüber 17.389.975 € in 2015. Das bedeutet auf den ersten Blick eine Verbesserung des schlechten Ergebnisses aus 2015 um 3.295.091 €. Jetzt muss man wissen, dass in diesem Ergebnis allein 1.105.953 € weniger Abschreibungen sind, da die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH einen Teil ihrer Schrottimmobilien an den rheinland-pfälzischen Landesbetriebs Mobilität verkauft hat. (Die Abschreibungen fallen jetzt beim LBM an!) Weitere 1.236.457 € ergeben sich aus dem Finanzergebnis. Die Tilgung der Verbindlichkeiten der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH durch den Steuerzahler zeigt seine Wirkung. Weitere „Ersparnisse“ resultieren an der Abschiebung von Mitarbeitern der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH an den Landesbetrieb Mobilität (LBM). Die Personalkosten fallen jetzt ebenfalls beim LBM an! Nimmt man jetzt noch die ca. 1 Mio  € aus den unbekannten „sonstigen Umsätzen“ hinzu, stellt man fest, dass die „Ergebnisverbesserung“ bei der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH reines Blendwerk ist.

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