Will man uns schon wieder für dumm verkaufen? Ein Exklusivvertrag mit zwei Flughäfen?

hahn_airport_20_14 Exklusivvertrag mit zwei Flughäfen? Werden die Flughäfen Halle-Leipzig, Frankfurt-Hahn und Luxemburg von der chinesischen Henan Group gegeneinander ausgespielt oder sind Hahner Verträge mal wieder „Muster ohne Wert“? „Mehr Frachtflüge: Flughafen Hahn kooperiert jetzt mit China“
Mit dieser Überschrift meldete die Tagespresse in ihrer Samstagsausgabe, dass der Flughafen Hahn am vergangenen Freitag (09.05.) mit dem chinesischen Flughafen in Zhengzhou einen Kooperationsvertrag unterzeichnet hat, der der erste im Zuge der World Cargo Airports Alliance sei, unter deren Dach neben dem Hahn und Zhengzhou bald weitere internationale Drehkreuze vereint werden sollen. Dabei soll der Hahn angeblich das einzige Drehkreuz in Europa sein.
Außerdem erfuhr der Leser neben den üblichen Nettigkeiten, die bei solchen Anlässen ausgetauscht werden, dass der Flughafen Zhengzhou in einer ganz anderen Liga als der Hahn spiele und dort im Jahr 2013 insgesamt 2.557.000 Tonnen Fracht abgefertigt worden wären.

An dieser „großen und einmaligen Kooperation“ ist vieles seltsam und deswegen zu hinterfragen. Am 08.05.2014 berichtete die auf Luftfahrtnachrichten spezialisierte „airportzentrale“, dass die Mitteldeutsche Airport Holding eine strategische Flughafenkooperation mit der Henan Province Airport Group vereinbart hat.

Die Henan Province Airport Group ist der Betreiber des Zhengzhou International Airports. Die Mitteldeutsche Airport Holding betreibt u.a. den mit fast 900.000 Tonnen Luftfracht in 2013 zweitgrößten Frachtflughafens Deutschlands in Halle-Leipzig. Im Text heißt es u.a.: „Mit Leipzig/Halle, dem fünft größten europäischen Frachtflughafen, haben wir einen vielversprechenden Partner für die Vernetzung unserer aufstrebenden Region mit dem europäischen Kontinent gefunden. Unsere Wahl ist auf Leipzig/Halle gefallen, weil wir die zentrale Lage des Flughafens, dessen hervorragende intermodale Verkehrsanbindung sowie die uneingeschränkten Betriebszeiten schätzen. Unter diesen Voraussetzungen erwarten wir eine konstruktive und ergebnisreiche Zusammenarbeit“, sagte An Huiyuan, Chairman der Henan Province Airport Group. Leipzig/Halle ist hier mit seiner 24-Stunden-Betriebsgenehmigung für Luftfrachtverkehre als ideal für den Warentransport zwischen Europa und China von den Verantwortlichen in Zhengzhou eingestuft worden. Im Gegensatz zu anderen Standorten mit eingeschränkten Betriebszeiten können Fluggesellschaften so zusätzliche Standzeiten innerhalb der globalen Transportkette vermeiden.

Offensichtlich haben die Betreiber des Flughafens Zhengzhou mit den Flughäfen in Leipzig/Halle und Frankfurt-Hahn gleichlautende Verträge abgeschlossen. Zu dieser Ansicht kommen auch die Luftfrachtexperten des CargoForwarder, die schreiben: “The wording of the release by Leipzig is almost identical to that of Hahn.” Noch merkwürdiger wird das Kooperationsabkommen mit dem Flughafen Frankfurt-Hahn angesichts der erst kürzlich erfolgten Beteiligung der Henan Civil Aviation Development and Investment (HNCA) an der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux. Die chinesische Frachtfluggesellschaft hat den 35-prozentigen Anteil, der bis vor kurzem dem luxemburgischen Staat gehörte, für eine Summe von 120 Millionen Dollar (rund 87 Millionen Euro) übernommen. Laut den nachfolgenden Mitteilungen soll Cargolux die Route Luxemburg – Zhengzhou regelmäßig mit ihren Boeing B 747-800 bedienen, auch wenn der Erstflug aus verkehrsrechtlichen Gründen ausfallen musste.

Es ist auch nicht davon auszugehen, dass am Flughafen Zhengzhou ausreichend Luftfracht für die Bedienung von Strecken nach Halle-Leipzig, Luxemburg und Frankfurt-Hahn anfällt.  Die Meldung der hiesigen Tagespresse, dass 2013 am Flughafen Zhengzhou 2.557.000 Tonnen Luftfracht angefallen ist, dürfte schlicht und einfach falsch bzw. maßlos übertrieben sein. Laut der Statistik der chinesischen Luftaufsichtsbehörde waren es 2012 gerade mal 151.193 Tonnen. Damit spielt der Flughafen Zhengzhou in der gleichen Klasse wie der Flughafen Frankfurt-Hahn, hat genauso wenig eine tragende Rolle im chinesischen Luftfrachtmarkt wie der Hahn im deutschen Markt. Zhengzhou hat in China sogar noch weniger Markanteile als der Hahn in Deutschland, der mit bescheidenen 3 Prozent sich ständig selbst als fünftgrößter Flughafen für Luftfracht brüstet.

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