Trierer Wirtschaftskammern verärgert über OECD-Bildungsbericht

Die beiden regionalen Wirtschaftskammern HWK und IHK Trier halten die jüngst veröffentlichte OECD-Studie “Bildung auf einen Blick” für mangelhaft. Mit ihr setze die OECD die unselige Tradition fort, die akademische Bildung zum Maß aller Dinge zu erklären und den Wert der dualen Ausbildung in Deutschland herabzusetzen. Absolviert nach dem Verständnis der OECD ein Akademikerkind in Deutschland eine duale Ausbildung mit besten Berufschancen, so gilt es als “Bildungsabsteiger”. Das ist angesichts der hervorragenden Beschäftigungsperspektiven und Aufstiegschancen nach Abschluss einer Ausbildung aus Sicht der Kammern völlig unverständlich.

“Das Schlimme an solchen Studien ist, dass Eltern und Schulabgänger diesen falschen Propheten und ihren Versprechungen glauben und junge Menschen von einer Ausbildung im dualen System abgehalten werden”, kommentiert Marcus Kleefisch, Geschäftsführer Berufsbildung der IHK Trier, die neuesten Verlautbarungen der OECD. Im Moment gibt es in der Region Trier zum Beispiel noch einige hundert offene Lehrstellen. Kleefisch: “Solche sogenannten Expertenanalysen erweisen Ausbildungsbetrieben wie Jugendlichen gleichermaßen einen Bärendienst. Unseren gemeinsamen Anstrengungen im Sinne der Fachkräftesicherung schaden solche einseitigen Darstellungen nämlich sehr. Natürlich brauchen wir in den kommenden zehn Jahren auch akademisch Gebildete. Die Wirtschaft der Region Trier benötigt aber laut IHK-Fachkräftemonitor zehnmal so viele beruflich Qualifizierte.

“Die OECD verweigere sich seit Jahren, die Gleichwertigkeit der akademischen und beruflichen Bildung anzuerkennen. “Wer als Industrie- oder Handwerksmeister, Bilanzbuchhalter oder Fachwirt tätig ist, der muss sich nun wirklich nicht vor akademisch Gebildeten verstecken”, stellt  Kleefisch klar. So sei die Arbeitslosenquote von Arbeitnehmern mit einer Weiterbildung im beruflichen System sogar niedriger als die von Akademikern.Für “hochgradig verantwortungslos” gegenüber jungen Menschen hält auch HWK-Geschäftsführer Günther Behr die Argumentation der OECD. Die wachsende Zahl an Studienabbrechern oder prekär beschäftigten Akademikern habe inzwischen deutlich gemacht, dass der von der OECD befeuerte “Akademisierungswahn” letztlich auf Kosten der jungen Menschen betrieben werde.

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