Palliativmedizin für alle …, aber wie?

Wittlich. Auf Einladung des Palliativnetzwerkes Wittlich-Hermeskeil und des Verbundkrankenhauses Bernkastel / Wittlich referierten in der vergangenen Woche Dr. med. Bernd Oliver Maier, Abteilungsleiter Palliativmedizin am Klinikum Wiesbaden, Sprecher der LandesArbeitsgemeinschaft Palliativversorgung Hessen und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin DGP sowie PD Dr. med. Sven Gottschling, Leiter des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie der Universität des Saarlandes, Homburg / Saar zum Thema „Palliativmedizin für alle…, aber wie?“.

Unter der Moderation von Dr. med. Michael Zimmer, Palliativmediziner am Verbundkrankenhaus, tauschten rund 70 regional und überregional angereiste Ärzte, Pflegende und Therapeuten ihre Erfahrungen zur Entwicklung der ambulanten und stationären palliativmedizinischen Versorgung aus.

„Nicht jeder, der alt wird, hat Bedarf an hospizlicher und palliativer Versorgung, aber wer ihn hat, sollte diesen auch bekommen“, so postulierte Prof. Dr. med. Friedemann Nauck im Deutschen Ärzteblatt 2012.

Große Problemfelder ergeben sich laut den Experten aus den mehr und mehr auseinandergleitenden Polen zwischen dem sich an den Bedürfnissen der Betroffenen orientierendem palliativmedizinisch Machbaren und dem im heutigen Gesundheitssystem Leistbaren. Seit 5 Jahren haben alle Menschen in RLP einen gesetzlichen Anspruch auf eine spezialisierte ambulante Betreuung, aber deren Umsetzung scheitert besonders in den ländlichen Regionen. Nicht umsetzbare Rahmenbedingungen für die sogenannte SAPV – die Spezialisierte Angewandte Palliativversorgung in Rheinland-Pfalz sorgt für Unsicherheit und Frustration. Sie behandelt die besonders aufwendige und komplexe Versorgung zu Haus, die sonst nur in Palliativstationen angeboten werden können. Auch die Ausprägung und Abgrenzung zur AAPV – der „ambulanten allgemeinen Palliativversorgung“ ist weitgehend ungeklärt. Umso dringlicher, in diesem Bereich Richtlinien weiterzuentwickeln und Forderungen der Ärzte, Pflegenden und Therapeuten hörbar zu machen – denn 90% der Palliativversorgung geschieht im ambulanten Bereich.
Besonders deprimierend sieht es derzeit in der palliativmedizinischen Versorgung für Kinder aus. Für die rund 30.000 Kinder und Jugendliche, die derzeit in Deutschland mit schwersten, unheilbaren Erkrankung leben, gibt es bundesweit nur 8 stationäre Betten, die auf eine Kinderpalliativversorgung ausgerichtet sind. Die Betreuung schwerstkranker Patienten mit unheilbaren Erkrankungen umfasst neben der medizinischen Seite viele weitere Facetten, unter anderem psychosoziale und spirituelle Hilfe. Das Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich bietet in seiner Bernkastler Klinik seit 2006 eine Palliativstation, die heute über 4 Betten verfügt. Pro Jahr werden hier rund 50 Patienten rund um die Uhr umsorgt und durch ein interdisziplinäres Team betreut. 
 

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