Menschen in Armut wünschen sich ein gesünderes Leben

Im Rahmen des Caritas-Jahresthemas 2012 befragte die Caritas-Geschäftsstelle Wittlich ihre Klienten nach ihren Wünschen und Bedürfnissen: „Was brauchen Sie, um gesund zu bleiben/zu werden, wenn Sie alle Möglichkeiten hätten?“ Heraus kam ein berührendes Spektrum von ca. 130 Nennungen, die in der Auswertung zum Nachdenken anregen. Denn wer erwartet hätte, überwiegend finanzielle Aspekte an vorderster Stelle zu finden, sollte umdenken, auch wenn die Befragung selbstverständlich nicht repräsentativ ist. Die Bereiche, die am häufigsten genannt wurden, waren „Beziehungen“ (zu Familie, Freunden, Partnern, anderen Unterstützern), „gesunde Ernährung“, „gute ärztliche Versorgung“ sowie „Glück/positive Lebenseinstellung/Mut“. Jemand wünschte sich zum Beispiel „Optimistische Lebenseinstellung, viel Lachen, gute Gedanken“. Oder auch „einen Job mit gerechter Bezahlung.“ Dies war der Tenor vieler der Postkarten.
Geld wurde in diesem Zusammenhang lediglich als Mittel genannt, um diese Wünsche erfüllen zu können. Also beispielsweise hochwertigere Lebensmittel kaufen zu können oder mit Kindern an Freizeitaktivitäten teilnehmen zu können. In den Äußerungen wurde auch deutlich, dass die Zuzahlung zu Medikamenten, die Praxisgebühr und die zukünftige Entwicklung für viele Betroffene eine erhebliche Sorge darstellt. Auch die Abhängigkeit von Hartz IV oder von aufstockenden sozialen Leistungen wird von vielen Antwortenden als Belastung empfunden. Ein Klient gab zu bedenken, dass er seit 20 Jahren nicht mehr habe in Urlaub fahren können. Zu wenig Geld zu haben, bedeutet also nicht nur weniger Möglichkeiten für ein gesundes Leben, sondern auch weniger Teilhabe an einem befriedigenden gesellschaftlichen Leben.

Auch bei den Punkten, die weniger häufig genannt wurden, ist eine ähnliche Tendenz erkennbar: Es geht um mehr Zeit und weniger Stress im Leben, um Erholung und Bewegung. Auch Kontakt zur Natur, der Schutz und die Sorge um die Umwelt, natürlich auch um den Arbeitsplatz bewegen die Befragten. Einige wünschen sich, erst gar nicht auf die Unterstützung seitens des Staates angewiesen zu sein. Diejenigen, die mit Sucht- und Drogenproblemen kämpfen, sehen verständlicherweise die Möglichkeit für ein gesundes und zufriedenes Leben erst nach einem Ausstieg aus der Sucht. Auch eine bessere Wohnsituation stellte für viele Teilnehmer der Befragung eine Voraussetzung für mehr Lebensqualität dar. Insgesamt wurde häufiger erwähnt, dass es Zukunftsperspektiven braucht, um gut leben zu können. Lediglich einmal wurde ein rein materieller Wunsch geäußert: ein Auto zu besitzen.

Das Ziel der Caritas-Mitarbeiter, die diese Aktion initiierten, war es, Anhaltspunkte zu finden, welche Angebote im Rahmen des Jahresthemas für die Klienten sinnvoll wären. Durch die Auswertung zeigte sich, dass die Anliegen so grundsätzlich sind, dass sie auf der gesellschaftlichen und politischen Ebene verändert werden müssen. Auf diese Missstände hinzuweisen und mehr Verständnis gegenüber den Bedürfnissen von Menschen in Armut zu zeigen, kann jedoch Aufgabe für jeden einzelnen im Alltag sein.
 
Am Stand des Caritasverbandes auf der Wirtschaftswoche vom 21. bis 24. September 2012 haben Interessenten die Gelegenheit, nochmals an der Postkartenbefragung teilzunehmen und so ihre Meinungen und ihre Bedürfnisse kundzutun.

Weitere Informationen bei Eva Gobrecht, Katja Reinehr und Anja Wallerius, Caritas-Geschäftstelle Wittlich, Tel. 06571 9155-0.

 

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