Darmkrebsvorsorge – aktiv werden kann Leben retten

Gerolstein. Seit 2002 ist der März als „Darmkrebsmonat“ bekannt, initiiert durch die Felix Burda Stiftung. Zahlreiche Kooperationspartner unterstützen mittlerweile diese Initiative. Veranstalter im Gerolsteiner St. Elisabeth-Krankenhaus waren das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), das Krankenhaus und der Landfrauenverband Vulkaneifel. Die Landfrauen luden im Anschluss an die Vorträge zur Verköstigung ballaststoffreicher Lebensmittelkostproben ein.

Als Referenten informierten Dr. Manfred Rittich, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin des St. Elisabeth-Krankenhauses und Irmgard Lütticken vom DLR vor einem 43-köpfigen Publikum in der Aula des Krankenhauses  zum Thema „Darmkrebsvorsorge“.

In Deutschland erkranken jährlich rund 76.000 Menschen an Darmkrebs und etwa 26.000 Fälle verlaufen tödlich, meist, weil zu spät erkannt. “Wir haben es hierbei mit der dritthäufigsten Krebserkrankung weltweit zu tun, es gibt rund 1 Million Neuerkrankungen pro Jahr“ so Dr. Rittich. Der Tumor ist schleichend und kann lange Zeit unerkannt bleiben. Seine Entstehung kann jedoch auch durch bewusste Ernährungs- und Lebensweise  und die Vorsorgeuntersuchung, verhindert werden.

In 90 Prozent der Fälle entwickelt sich ein Darmkrebs aus einem Darmpolypen, einer zunächst gutartigen Wucherung, die für sich selbst betrachtet, anfangs ungefährlich ist. Der Krebs entsteht, wenn sich diese Polypen zu bösartigen Geschwulsten umwandeln. Dies geschieht innerhalb von 10 Jahren bei etwa einem von zwanzig Polypen. Deshalb ist die Darmspiegelung eine ganz wichtige Maßnahme im Rahmen der Darmkrebsvorsorge. Hierbei werden alle Polypen, die der Arzt entdeckt, vorbeugend entfernt.

Irmgard Lütticken informierte über die Risikofaktoren, wie etwa das Alter, familiäre genetische Belastungen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Darmpolypen, Diabetes mellitus Typ 2 (Alterszucker), der meist einher geht mit Übergewicht und einen ungesunden Lebensstil und ungesunder Ernährung. Als Risiko erhöhende Faktoren nannte sie Übergewicht (Bauchfett: deutlich erhöhter Taillenumfang, bei Frauen ist 80 -88 normal, bei Männern 94 – 102) Rauchen, Alkohol und auch zu viel Fleisch und Fleischwaren. „Mit entsprechender Bewegung und gesunder Ernährung kann gute Vorsorge geleistet werden“, erfuhren die Zuhörer. „Empfohlen werden 30 gr. Ballaststoffe pro Tag, die in Form von  Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Salat und Obst aufgenommen werden können“, so Irmgard Lütticken.

In seinem anschließenden Vortrag informierte Dr. Manfred Rittich zunächst über den Darm als solchen: „Der Darm hat die größte Oberfläche im Körper. Die Innenfläche ist zwischen 300 qm und 500 qm groß und die Länge des Darmes beläuft sich auf 10 Meter“, so der Internist. Großflächig projizierte Fotos vom Innenleben des Darmes veranschaulichten die Thematik. Gesunde Darmbilder, Bilder mit Polypen verschiedener Arten und Bilder mit fortgeschrittenem Darmkrebs wurden gezeigt. Dann ging der Referent auf die Möglichkeiten der Früherkennung ein und nannte die Koloskopie (Darmspiegelung) als effektivste Methode. Mit einem Endoskop, das so dick ist, wie der kleine Finger und vorne an der Spitze eine Lichtquelle hat, wird der Darm nach Polypen untersucht. Schon während der Untersuchung können Polypen entfernt werden. Diese Methode wird am Gerolsteiner St. Elisabeth-Krankenhaus seit mittlerweile 10 Jahren praktiziert.
 

Die Zuhörer erfuhren, dass über 98% aller bösartigen Tumore im Dickdarm sitzen. Als Darmerkrankungen nannte Dr. Rittich: „Divertikel, das sind Ausbuchtungen an den Darmschichten, die sich entzünden können. Hierbei kann es zu einer Baufellentzündung kommen, meist sind die Schmerzen dann im linken Bauchbereich festzustellen“. Ferner nannte er Darmentzündungen mit weißen Flecken, die häufig nach einer Antibiotikatherapie auftreten können. Polypen hingegen sind Ausbuchtungen am Darm, die durch überschüssiges Wachstum bei der Zellerneuerung entstehen und bösartig werden können. Letztes Stadium der Darmerkrankung ist dann der Tumor, der irgendwann den Darm verschließt.
„Wie behandeln wir? In erster Linie durch Operation. Hierbei wird der betroffene Darmabschnitt entfernt“, erklärt der Chefarzt und ergänzt: „Ist der Tumor schon in der Darmwand, wird zusätzlich eine Chemotherapie verordnet“. Sollte der Tumor bereits gestreut haben, so ist nur noch eine palliative Chemotherapie möglich, wobei mittlerweile eine Lebensverlängerung von bis zu 20 Monaten erreicht werden kann. Es gibt verschiedene, sehr teuere Therapien, die allerdings alle nur lebensverlängernd sind, nicht aber heilen können.

Fazit:
„Besser als jede Behandlung ist die Vorsorge, auch fortgeschrittene Tumore sind behandelbar“, so der Appell des Arztes. Im Anschluss an die Referate durften Fragen gestellt werden. So wollte eine Teilnehmerin wissen, ob Darmpilze Einfluss auf eine Krebserkrankung haben können. Diese Frage beantwortete Dr. Rittich mit einem glatten nein. Auf die Frage, welche Häufigkeit im Bezug auf Stuhlgang normal ist, sagte er: „Von 3 mal täglich bis 3 mal pro Woche, nur kritisch wird es, wenn eine extreme Veränderung eintritt, dann sollte der Hausarzt aufgesucht werden“. Abschließend durften die Teilnehmer sich Rezepthefte und Infobroschüren mit nach Hause nehmen, nutzten aber auch beim gemeinsamen Verkosten der,  von den Landfrauen zubereiteten Speisen, die Gelegenheit zu Gesprächen.

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